Genaue Analyse zeigt: Trendwende ist nicht in Sicht

Der BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland warnt davor, die aktuellen Baufertigstellungszahlen als Zeichen einer Erholung zu interpretieren. „Der minimale Anstieg von 0,6 Prozent bei den bundesweiten Baufertigstellungen im Jahr 2022 ist absolut irreführend“, erklärte Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland. „Die Zahlen bilden den Stand von vor der Krise ab, denn da wurden die Genehmigungen erteilt.“ Wo die Reise hingehe, zeige der Blick auf die Zahl der aktuellen Baugenehmigungen und Bauüberhänge. Und die sei dramatisch! „Wenn die Politik hier nicht endlich gegensteuert, ist eine Trendwende noch lange nicht in Sicht“, prognostiziert Lipka. „Denn: Was heute nicht genehmigt wird, kann 2024 und 2025 nicht gebaut werden!“

Besonders düster sieht es in Sachen Baugenehmigungen und Bauüberhang in Hessen aus: Wie der kürzlich vom BFW Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland vorgestellte Konjunkturbericht zeigt, wurden 2022 in Hessen 25.059 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt, 2.614 Wohnungen und damit 9,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Dieser Trend verstärkte sich 2023 im Januar und Februar mit einem Minus von 11,2 Prozent. Der Bauüberhang in Hessen hat sich zum 31.12.2021 um 11,4 Prozent auf 67.817 Wohnungen gegenüber dem Vorjahr erhöht. „Wenn die Politik jetzt nicht Weitsicht beweist und endlich gegensteuert, dann wird es auch in den nächsten Jahren keine Erholung in der Immobilien- und Wohnungsbaubranche geben, denn was heute nicht genehmigt oder gebaut wird, kann auch in den kommenden beiden Jahren nicht bezogen werden und damit zur Entspannung der Lage beitragen.“

Konkret fordert Lipka von der Politik mehr bebaubare Grundstücke, eine Reduzierung der Grunderwerbsteuer für Selbstnutzer und verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten. „Im Bausektor mit einem Planungszeitraum von mehreren Jahren brauchen wir langfristig verlässliche Rahmenbedingungen und Förderstrukturen, die Wohnungsbau auch in herausfordernden Zeiten wie heute ermöglicht“, betont Lipka.

Außerdem müsse die Zielgruppe der privaten Bauinvestoren stärker unterstützt und ermutigt werden: „Hessen und Rheinland-Pfalz sind gute Beispiele für die große Bedeutung privater Bauherren beim Wohnungsneubau. In Hessen liegt ihr Anteil an den Gesamtinvestitionen bei 54 Prozent der Bautätigkeit. In Rheinland-Pfalz bestimmen sie sogar den Markt für neue Wohnungen mit einem Anteil von 61,8 Prozent der genehmigten Wohnungen und 72,3 Prozent bei den Investitionen, was 3,2 Milliarden Euro ausmacht“, weiß Lipka. Aufgrund der steigenden Baukosten und Hypothekenzinsen sowie den Kosten für die Energiewende, sinkt jedoch die Bau- und Investitionsbereitschaft der privaten Bauherren. „In Hessen haben sie 2022 4,4 Prozent weniger in neue Wohnungen investiert als 2021. In Rheinland-Pfalz sank die Zahl der Genehmigungen um zwölf Prozent und die Investitionen um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die Politik fordert beim Wohnungsbau von den privaten Bauherren und Investoren immer mehr, will zu viel gleichzeitig und ignoriert dabei die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Außerdem sorgt sie nur unzureichend für Entlastung“, so Lipka weiter. Besser wäre es, sich – zum Beispiel bei der Energiewende – auf die effizientesten Maßnahmen zu beschränken, um die Bauwilligen nicht zu überlasten.

 

Über den BFW Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland e.V.

Im BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/ Rheinland-Pfalz/Saarland sind überwiegend Bauträger und Projektentwickler organisiert, die sich meist mit dem Wohnungsneubau beschäftigen und oft keine oder nur kleinere eigene Wohnungsbestände halten. Mit dem Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern tragen sie wesentlich zur Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum bei. Dies gilt sowohl für Wohneigentum als auch für Mietwohnungen, da etwa die Hälfte der neu gebauten Eigentumswohnungen vermietet wird. Die bundesweit im BFW organisierten Unternehmen errichten mehr als 50 Prozent der neuen Wohnungen in Deutschland und 30 Prozent der Gewerbeimmobilien. www.bfw-hrs.de

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