Stimmungsbild zur Maisaussaat 2023

Wie schon in den Vorjahren hat das Deutsche Maiskomitee e.V. (DMK) auch in diesem Frühjahr Mais-Anbauberater aus unterschiedlichen Bundesländern nach der Entwicklung der Maisanbaufläche, den diesjährigen Aussaatvorbereitungen und möglichen Problemen bei der Aussaat sowie beim Auflauf befragt. Die nachfolgenden Interviews und O-Töne liefern Einblicke in die Situation in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen.

Nordrhein-Westfalen, Norbert Erhardt (LWK NRW)

Eigentlich müsste die Silomaisfläche wegen des Futterbedarfs eher steigen, sind doch nach den trockenheitsbedingten Ernteausfällen aus dem vergangenen Jahr keine Vorräte mehr vorhanden. Auf der anderen Seite gehe ich aber davon aus, dass sich Landwirte, die Silomais für den Verkauf anbauen, wegen der hohen Marktfruchtpreise eher auf Getreide oder Raps fokussiert haben.

Die Körnermaisfläche wird meiner Meinung nach stärker abnehmen. Bei einer Gesamtanbaufläche von 295.000 ha Mais im Jahr 2022, halte ich in der Summe einen Anbaurückgang für NRW von geschätzt 10 % für realistisch. Unsicherheiten bereitet dabei noch der obligatorische Fruchtwechsel ab 2024. Da die Jahre 2022 und 2023 als Basis für den Fruchtwechsel heranzuziehen sind, werden Betriebe mit Weitblick bereits zur aktuellen Aussaat anteilig auf andere Kulturen setzen. Der Gemengeanbau, z.B. Mais-Bohnen-Gemenge, könnte Rückenwind bekommen.

Um über die Aussaat nachzudenken, ist es jetzt noch zu früh. Der März hat auch in NRW viel Regen gebracht, was grundsätzlich zu begrüßen ist. Mit dem Befahren der geplanten Maisflächen muss jetzt unbedingt gewartet werden, bis ein bodenschonendes Befahren möglich ist, zumal uns erneut wieder jegliche Frostgare fehlt. Ein Start der Bestellarbeiten zu Mais ist daher noch gar nicht abzusehen. Im besten Fall konnten winterharte Zwischenfrüchte um den Monatswechsel Februar/März bereits gemulcht werden.  Wir empfehlen ohnehin mit der Aussaat zu warten, bis die Böden nachhaltig erwärmt sind. Ein zügiger Feldaufgang mit schneller Jugendentwicklung wird vor dem Hintergrund der Vogelfraßproblematik immer wichtiger.

Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Hubert Heilmann (LFA MV)

Meiner Einschätzung nach wird sich die Maisfläche im Anbaujahr 2023 das dritte Jahr in Folge auf einen Tiefststand reduzieren. Der Anbauflächenrückgang ist absolut betrachtet voraussichtlich nur gering, zeigt aber eine anhaltende Tendenz. Ursachen sind vor allem der Abbau der Tierbestände, die Verunsicherung der Tierhalter, die durchschnittlichen bis guten Erträge des Vorjahres sowie der Rückgang der Verwendung von Maissilage in Biogasanlagen.

Aktuell sind die Wasservorräte im Oberboden in der Region weitestgehend aufgefüllt. Auch die nutzbare Feldkapazität im Unterboden wird zunehmend ausgeschöpft. Somit starten wir mit einem nahezu vollen „Wassertank“ in die neue Anbauperiode. Die Niederschläge der letzten Wochen haben die Befahrbarkeit der meisten Flächen stark eingeschränkt.

Die kühle Witterung verschiebt die Frühjahrsbestellung deutlich nach hinten. Sobald die Flächen wieder befahrbar sind, werden die Bestellarbeiten unter Hochdruck anlaufen. In den nächsten Tagen werden zunächst die letzten Sommergetreide- und Körnerleguminosenflächen bestellt, gefolgt von Zuckerrüben und zuletzt der Mais.

Brandenburg, Dr. Gert Barthelmes (LELF)

Die Maisanbaufläche in Brandenburg dürfte vermutlich keinen großen Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr unterliegen. Die Erträge waren 2022 trockenheitsbedingt zwar überwiegend schwach, was eigentlich für eine moderate Ausdehnung der Fläche sprechen würde, allerdings steht dem der fortgesetzte Rückgang der Rinderbestände entgegen. Die Körnermaisfläche dürfte aufgrund des potenziellen Ertragsniveaus und vor allem hoher Energiekosten bei der Trocknung nach wie vor sehr begrenzt bleiben. Weiterhin könnten anderweitige Flächennutzungen aufgrund der GAP-Regelungen einer weiteren Ausdehnung des Maisanbaus entgegenstehen.

Aus heutiger Sicht bestehen keine Probleme für die Aussaat. Im Dezember, Januar und Februar gab es verbreitet überdurchschnittliche Niederschläge, so dass in der Krume vielerorts 90 bis > 100 % nFK gegeben sind und auch Sickerung in den Unterboden zu verzeichnen ist.

Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, Dr. Hubert Sprich (Cornexo GmbH)

Ich gehe davon aus, dass der Körnermaisanbau in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gegenüber dem Vorjahr um 6 bis 9 % zurückgehen wird. Die wesentlichen Ursachen dafür sind die oft unbefriedigenden Körnermaiserträge des letzten Jahres infolge der ausgeprägten Sommertrockenheit 2022, während die Winterweizen- und Rapserträge gut ausfielen. Dazu kommen die gestiegenen Trocknungskosten und die in der neuen GAP-Reform geforderte Fruchtfolgeregelung, die dieses Jahr zwar ausgesetzt ist, aber ab 2024 einzuhalten ist und den Maisanbau auf maximal 66 % der Ackerfläche beschränkt. Der Silomaisanbau dürfte in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz konstant bleiben, vielleicht sogar leicht zulegen, nachdem er 2022 abgenommen hatte. Denn aufgrund der deutlich geringeren Erntemenge 2022 sind die Vorräte sowohl bei den Futterbau- als auch bei den Biogasbetrieben weitgehend aufgebraucht.

Durch die trockenen Bedingungen in Februar und März konnten die Flächen für die Maisaussaat frühzeitig vorbereitet werden. Die Bodenstruktur ist vielversprechend, obwohl es im Winter keinen anhaltenden Frost gab. Dank der meist trockenen Erntebedingungen im Vorjahr gab es kaum Verdichtungen und die Wasserversorgung im Wurzelbereich ist nach den Winterniederschlägen ausreichend. In tieferen Bodenschichten ist es jedoch zu trocken, was im Laufe der Vegetation problematisch werden könnte.

Größere Probleme sehe ich aktuell nicht. Auch die Gülle konnte bisher meist ohne Strukturschäden ausgebracht werden. Es gibt keine Hinweise auf einen erhöhten Druck durch Drahtwürmer oder andere Schädlinge. Wichtig ist, dass die Aussaat trotz des bisher milden Frühjahres nicht zu früh erfolgt, da trotz der Klimaerwärmung im April mit Kältephasen inklusive Spätfrösten gerechnet werden muss.

Niedersachsen, Karl Gerd Harms (LWK Niedersachsen)

Aufgrund der sehr guten Aussaatbedingungen im Herbst und bislang nicht nennenswert aufgetretenen Auswinterungsschäden ist in Niedersachsen nicht von einer Zunahme des Maisanbaus auszugehen. Der Bedarf an Silomais ist konstant und will gedeckt werden. Das könnte aufgrund der schwachen Erträge des Vorjahres ggf. zu einer leichten Anbauausweitung beim Silomais führen, gleichzeitig ist der Anbau von Körnermais durch die potenziell hohen Trocknungskosten infolge der Energiekriese weniger attraktiv als in den Vorjahren. Somit ist eher von einem leichten Rückgang auszugehen.

Die Aussaatvorbereitungen laufen auf den leichten Böden bereits an, allerdings lässt sich kaum vorhersagen, wann und wie es weitergehen wird, da einige Böden mancherorts sehr nass sind und zunächst abtrocknen müssen.

Mögliche Probleme lassen sich derzeit aufgrund regionaler Unterschiede noch schlecht einschätzen und es ist auch noch sehr früh. Neben den üblichen Herausforderungen wie feuchte Böden, nicht ausreichende Bearbeitbarkeit, zu geringe Bodentemperaturen für Keimung und zügiges Auflaufen der Bestände macht dem Maisanbau in den letzten Jahren zunehmend der Vogelfraß zu schaffen, da die Möglichkeiten zur effektiven Fraßvermeidung stark eingeschränkt wurden.

Die derzeit noch vorhandene Beizung mit einer Teilwirkung auf Vogelfraß reicht nicht in allen Regionen für einen sicheren Schutz aus. Daher ist eine zügige Entwicklung der Bestände bis zum 4./5. Blatt wichtig, um die Risikozeitspanne möglichst kurz zu halten.

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