Allein bei der Verbrennung von Erdgas in Industrie und Haushalten entstehen laut Umweltbundesamt etwa 200 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Aber schon vorher, auf dem Weg vom Bohrloch über den Transport an Land und auf See bis zum Endverbrauch, fallen erhebliche zusätzliche Emissionen an, zeigt der Report. Das Papier fasst die Fakten, Hintergründe und neue Erkenntnisse zum Thema kompakt und gut lesbar zusammen.
Als Gründe nennt EnergyComment vor allem die großen Mengen an Methan, die bei der Förderung von Erdgas und beim Pipelinetransport entweichen. Methan ist über einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet 82mal klimaschädlicher als CO2. Hinzu kommt der hohe Energieaufwand für die LNG-Verflüssigung, den Transport per – fossil angetriebenem – Spezialschiff und die erneute Umwandlung zu Gas am Zielort. Bezieht man diese Emissionen aus der Vorkette mit ein, dann hat LNG-Gas – selbst bei überdurchschnittlich günstigen Bedingungen – eine tatsächliche Klimaschädlichkeit von mindestens 300 g CO2e /kWh. LNG hat also eine deutlich höhere Treibhausgaswirkung, als die Werte des Umweltbundesamtes nahelegen.
Zudem kritisiert der Report eine Überdimensionierung der im Aufbau befindlichen LNG-Infrastruktur in Deutschland: Die Kapazitäten der schwimmenden LNG-Terminals (so genannter FSRU, „Floating Storage and Regasification Unit“) und der an Land fest installierten Anlagen – insgesamt sind elf Terminals geplant – summieren sich zusammen auf rund 80 Milliarden Kubikmeter (bcm) Erdgas pro Jahr. Den Wegfall russischer Erdgas-Importe in der Größenordnung von 50 bcm überschreitet dies bei Weitem. Auch der gesamte deutsche Jahresverbrauch dürfte 2022 geringer als 80 bcm ausfallen, so EnergyComment.
"Nimmt die Bundesregierung ihre Klimaschutz-Versprechen ernst, darf LNG nur eine zeitlich eng befristete Übergangslösung bleiben“, sagt Sönke Tangermann von Green Planet Energy. Hauptziel der Bundesregierung muss für Tangermann bleiben, „dass wir so schnell wie möglich komplett auf der Erdgasnutzung aussteigen und sie durch erneuerbare Energien substituieren.“ Soweit in der Zukunft noch Gas gebraucht wird, müsse dies komplett aus erneuerbaren Quellen stammen. Vor allem Grüner Wasserstoff spielt dafür eine wichtige Rolle.
Hier aber liegt laut Report ein weiteres Problem des deutschen LNG-Ausbaus: die mangelnde Zukunftsfähigkeit der LNG-Terminals. Denn diese sind für eine spätere Anlandung und Verarbeitung von flüssigem Wasserstoff grundsätzlich nicht geeignet. Ein Wechsel auf die Wasserstoff-Technologie würde einen fast vollständigen Neubau der aktuell geplanten Flüssiggas-Anlagen erfordern. Hier müssten zum Beispiel andere Stahlsorten und dichtere Komponenten verbaut werden, die auch mit niedrigeren Temperaturen umgehen können. „Die Terminals sind trotz gegenteiliger offizieller Statements in keiner Weise ‚wasserstoff-ready‘“, so Steffen Bukold. Alternative Import-Verfahren, etwa auf Basis von Ammoniak, wären mit hohen Kosten und hohen Energieverlusten verbunden.
„Kurzfristig kommen wir in der jetzigen Situation um LNG-Lieferungen zur Energiesicherung nicht herum. Um trotzdem nicht im fossilen Lock-In mit neuen, schädlichen Abhängigkeiten zu enden, müssen wir mit deutlich mehr Ambition auf Energieeffizienz, Erneuerbaren-Ausbau und heimische Wasserstoff-Produktion setzen“, so das Fazit von Green-Planet-Energy-Vorstand Sönke Tangermann: „Der fossile Gasverbrauch muss so schnell wie möglich auf null sinken – das gilt für LNG wie Pipeline-Gas gleichermaßen.“
Die Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy zählt mit 33.500 Genossenschaftsmitgliedern und rund 215.000 Strom- und Gaskund:innen zu den wichtigsten Ökoenergieanbietern in Deutschland. Das Unternehmen ist 1999 unter dem Namen Greenpeace Energy aus einer Stromwechselkampagne der Umweltschutzorganisation Greenpeace hervorgegangen und heißt seit September 2021 Green Planet Energy.
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