Nitratverschmutzung steigert Kosten der Trinkwasserversorgung, Wasserknappheit verschärft Nutzungskonflikte

Klimawandel sowie Schadstoffbelastung und übermäßiger Verbrauch machen die wertvolle Ressource Wasser auch in Deutschland immer knapper: Das heizt Nutzungskonflikte an und verteuert das Trinkwasser, so die zentralen Erkenntnisse einer Analyse der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Insbesondere die durch Düngung verursachte Nitratbelastung des Wassers wird demnach zunehmend zum Problem. „Wasserknappheit ist nicht nur im globalen Süden zu verorten“, erläutert Studienautorin Astrid Cullmann. „Auch einige Regionen in unseren Breitengraden sind betroffen, was Verteilungsfragen aufwirft. Zudem stellt uns die zunehmende Verschmutzung des Grundwassers vor große Herausforderungen.“

Industrie deckt Wasserbedarf auf Kosten der Bürger*innen

Immer öfter kommt es der Studie zufolge zu einem Überverbrauch von Oberflächen- und Grundwasser. Das Beispiel der Region Berlin/Brandenburg zeigt, wie der intensive Wasserverbrauch von Unternehmen wie Tesla, BASF und LEAG das hydrologische System belastet und letztendlich auch den Grundwasserspiegel absinken lassen kann. „Die Bedürfnisse der Wirtschaft werden auf Kosten der Bürger*innen gedeckt: Die Industrie sichert sich vielfach das benötigte Wasser vertraglich zu sehr geringen Kosten“, konstatiert Studienautor Christian von Hirschhausen. „Es fehlen Anreize zum effizienten Wasserverbrauch, zumal in einigen Bundesländern keine Wasserentnahmeentgelte erhoben werden. Dort, wo es der Fall ist, gibt es zahlreiche Ausnahmen, weshalb beispielsweise der Bergbau und die Landwirtschaft häufig von Zahlungen ausgenommen sind.“

Verschärft wird die Problematik durch die zunehmende Wasserverschmutzung. „Hauptverursacher der Nitratbelastung des Grundwassers ist die Landwirtschaft und die Überdüngung mit Stickstoff. Dieser wird im Boden durch biochemische Prozesse in Nitrat umgewandelt, das das Grund- und Oberflächenwasser verunreinigt“, so Mitautorin Greta Sundermann. Trinkwasserunternehmen müssen sicherstellen, dass daraus keine gesundheitlichen Belastungen für die Verbraucher*innen resultieren, und das Trinkwasser aufwendig aufbereiten. Dazu muss das Wasser mit unbelastetem Rohwasser vermischt werden, Brunnen müssen in tiefergelegene Schichten verlagert und technische Separationsverfahren sowie biologische Verfahren angewendet werden, um das Wasser vom Nitrat zu reinigen. Empirische Untersuchungen des DIW Berlin haben ergeben, dass dies die Kosten der Trinkwasserversorger in die Höhe treibt. Die Kosten der landwirtschaftlichen Überdüngung werden also letztendlich die Konsument*innen tragen.

Ökolandbau verringert Nitratbelastung im Grundwasser

Erste Ergebnisse einer ökonometrischen Analyse am DIW Berlin zeigen, dass ökologische Landwirtschaft im Vergleich zu konventioneller Landwirtschaft das Grundwasser weniger mit Nitrat belastet. „Eine einprozentige Zunahme der ökologisch bewirtschafteten Landwirtschaftsfläche geht mit einer geringeren Nitratkonzentration um 0,3 Milligramm je Liter einher“, erklärt Studienautorin Nicole Wägner. Ökolandbau leiste einen wertvollen Beitrag, die Überdüngung zu reduzieren, und sollte daher ausgeweitet werden.

„Die Nitratverschmutzung des Wassers hat hohe soziale und ökologische Kosten. Das Problem der Wasserknappheit und -verschmutzung muss auch auf der politischen Agenda weiter nach oben rücken. “ Claudia Kemfert

„Die Nitratverschmutzung des Wassers hat hohe soziale und ökologische Kosten“, bilanziert Co-Autorin Claudia Kemfert, Leiterin der DIW-Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt. Das Problem der Wasserknappheit und -verschmutzung muss auch auf der politischen Agenda weiter nach oben rücken.“ Dazu gehöre es, die Preisgestaltung für Wasser insbesondere für die Industrie auf den Prüfstand zu stellen und verschärfte Vorgaben zur landwirtschaftlichen Düngung konsequent umzusetzen. Ein Schritt in die richtige Richtung sei die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung, die eine nachhaltige Wasserwirtschaft bis 2050 anstrebt – mit dem Ziel, dass auch in 30 Jahren überall in Deutschland qualitativ hochwertiges und bezahlbares Trinkwasser zur Verfügung steht.

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