ADAC und ams: Tachobetrug immer noch viel zu einfach

Weiterhin ist es viel zu einfach, den Kilometerstand moderner Autos zu manipulieren. Der ADAC und die Zeitschrift auto motor und sport haben bei zwei modernen Modellen – einem Opel Corsa-e und einem Hyundai i20 – ohne große Probleme und nach Rücksprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft den Kilometerstand nach unten manipuliert. Schlimmer noch: Zwei Doktoranden der TU Berlin ist es gelungen, in den per Hardware Secure Module (HSM) besonders geschützten Chip des digitalen Kilometerzählers eines Golf VIII einzudringen, in dem die hoch sensiblen Tachodaten gespeichert sind.  Mit High Secure Modulen hat VW die Daten so gesichert, dass es eigentlich unmöglich ist, ihn zu manipulieren.

„Es ist, als ob man einen Tresor abschließen und anschließend den Schlüssel vernichten würde“, erklärt Christian Werling, Doktorand an der TU Berlin in auto motor und sport. Nur wer den Zugangscode kennt, kommt in die Schatzkammer – also etwa VW-Servicebetriebe. Sen- den Unbefugte eine Abfrage des Kilometerstands, reagiert der Chip nicht. Werling und seinem Doktoranden-Kollegen Niclas Kühnapfel ist das trotzdem gelungen. Möglich war das nach Ausbau des Tachos und dem Anschluss eines ab 300 Euro im Internet käuflichen Gerätes. Der Trick: Durch sehr schnelles Aus- und Einschalten der Versorgungsspannung (drei Attacken pro Sekunde) gerät der Prozessor in einen instabilen Zustand und kann sich verrechnen. Dann ist der Weg frei. Das Verfahren nennt sich Voltage Glitching.

Doch auch über die OBD-Schnittstelle lassen sich Tachos per HSM-Technik manipulieren. Entsprechende Geräte sind im Internet für einen niedrigen fünfstelligen Betrag zu haben. Im ADAC-Technikzentrum Landsberg haben Fachleute von ADAC und auto motor und sport nach Rücksprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft die Tachostände eines Opel Corsa-e und Hyundai i20 verändert. Sicherungstechnik der Autohersteller hat in beiden Fällen versagt. Das Gute: Nach dem Experiment ließen sich Kilometerzähler auf die gleiche Art und Weise wieder auf die vorherigen Werte zurückstellen.

Nach Schätzungen des ADAC ist in Deutschland jede dritte Fahrleistung zu niedrig angegeben. Solche Gebrauchtwagen sind dadurch im Schnitt 3000 Euro zu teuer. „Tacho-Betrug zieht sich durch alle Gesellschafts- und Altersgruppen“, sagt Florian Hördegen, Leiter Fahrzeugtechnik im ADAC-Technikzentrum Landsberg. „Die Tachos sind noch immer nicht ausreichend geschützt. Man hat gedacht, mit der Einführung digitaler Tachos sei das Thema endlich erledigt. Leider ist das Gegenteil eingetreten – es ist sogar noch schlimmer geworden.“ Manipulationsgeräte sind heute so gut, dass die Software genau weiß, in welchen Steuergeräten eines Autos Kilometerwerte abgelegt sind. Hördegen: „Wenn ein Tacho professionell gedreht wurde, findet man auf keinem Steuergerät mehr unplausible Daten. Deshalb brauchen wir endlich eine besser geschützte Hardware.“

Redakteur: Claudius Maintz

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