„Die Handwerkskonjunktur tritt nun schon seit geraumer Zeit auf der Stelle. Zwar hat sich die Lage der einzelnen Branchen in den vergangenen Monaten nicht grundlegend verschlechtert, die erhoffte Trendwende ist allerdings nicht in Sicht“, fasst Präsident Alexander Wälde die jüngste Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Reutlingen zusammen. Damit erhöhe sich der Druck auf die Betriebe weiter. „Neben der schlechten gesamtwirtschaftlichen Lage sind die Betriebe mit der überbordenden Bürokratie und steigenden Abgaben konfrontiert. Wir brauchen jetzt eine mittelstandsfreundliche Politik gepaart mit Stabilität und Verlässlichkeit“, sagt Wälde mit Blick auf die kommende Bundesregierung.
Bei der Ende Januar durchgeführten Erhebung bewerteten 61 Prozent der befragten Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb die Geschäftslage als „gut“. Unzufrieden äußerten sich zehn Prozent der Unternehmen, etwas weniger als vor einem Jahr (4/2023: 12 Prozent).
Schwache Auftragslage
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Auftragslage der Handwerksbetriebe zuletzt etwas entspannt, bleibt aber schwach. Knapp jeder vierte Betrieb erhielt im vierten Quartal mehr Bestellungen, genauso viele meldeten einen Rückgang. Vor zwölf Monaten fiel der Auftragssaldo noch negativ aus. Damals konnten 18 Prozent der Betriebe im Vergleich zum Vorquartal einen Zuwachs verbuchen, doppelt so viele, nämlich rund 36 Prozent, verzeichneten ein Minus. Im Branchenvergleich fällt die Bilanz bei den Dienstleistern, in Nahrungsmittelhandwerk, bei den Gesundheitsberufen und im Kfz-Gewerbe positiv aus. Im Ausbauhandwerk halten sich Zuwächse und Rückgänge die Waage.
Deutlich schlechter lief es zuletzt bei den Zulieferbetrieben und im Bauhauptgewerbe, bei dem sich der Anteil des Wohnungsneubaus am Gesamtumsatz binnen Jahresfrist nochmals halbiert hat. Zwar konnten sich beide Gruppen im Vergleich zum Vorjahr verbessern, doch nach wie vor verzeichnet die Mehrheit der Betriebe ein Minus bei Neuaufträgen. Bei den Maurern, Zimmerern und Dachdeckern sind es 40 Prozent der Betriebe, bei den Metall- und Elektrobetrieben sogar knapp 45 Prozent. Entsprechend skeptisch fällt der Ausblick der Zulieferer auf die kommenden Wochen aus: 14 Prozent der Befragten rechnen mit einer steigenden Nachfrage, 26 Prozent stellen sich auf weniger Bestellungen ein.
Die Betriebsauslastung hat sich im Herbstquartal geringfügig verbessert. 35 Prozent der Unternehmen erreichten eine Auslastung von 81 bis 100 Prozent (4/2023: 36 Prozent), 32 Prozent lagen zwischen 61 und 80 Prozent (3/2023: 28 Prozent). Eine nur geringe Auslastung von bis zu 60 Prozent meldeten 22 Prozent der befragten Betriebe (4/2023: 25 Prozent).
Preisdruck bleibt hoch
Unverändert hoch ist der Preisdruck in den einzelnen Gewerken. Knapp zwei Drittel der Betriebe rechnen mit steigenden Ausgaben für Rohstoffe und Material, deutlich mehr als vor zwölf Monaten (4/2023: 42 Prozent). Diese Entwicklung dürfte recht schnell auch beim Verbraucher ankommen. Die Hälfte der befragten Betriebe geht derzeit davon aus, die Verkaufspreise in den nächsten Wochen anpassen zu müssen.
Gegenüber dem Vorjahresquartal hat die Investitionsbereitschaft leicht zugenommen. Rund 87 Prozent der befragten Handwerksbetriebe schaffte Werkzeuge und Maschinen an (4/2023: 80 Prozent). Jeder fünfte Betrieb erhöhte seine Ausgaben. Trotz der schwachen gesamtwirtschaftlichen Lage dürften die Investitionen auf diesem Niveau verbleiben.
Die Prognose für die nächsten Wochen fällt zwar nicht durchweg pessimistisch aus, die Chancen auf einen baldigen Aufschwung werden dennoch eher gering eingeschätzt. Auch diese Einschätzung entspricht der des Vorjahres. Ein Drittel der Betriebe rechnet mit einer schlechteren Geschäftslage, zwölf Prozent erwarten eine Verbesserung. Der Konjunkturindikator für das regionale Handwerk, der Lagebeurteilungen und Erwartungen zusammenfasst, beträgt 12,9 Punkte (4/2023: 12,2 Punkte).
Die 13.900 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von über 12 Milliarden Euro, beschäftigen rund 80.000 Mitarbeiter und bilden über 4.200 junge Menschen aus.
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