Wegweisende Erkenntnisse für Rehabilitationsprogramm zur Behandlung von PCS

Das Thema Post-COVID hat weltweit eine hohe klinische und sozioökonomische Relevanz. Laut Berechnungen US-amerikanischer Wissenschaftler sind global mehr als 400 Millionen Menschen vom Post-COVID-Syndrom (PCS) betroffen. Sie leiden unter zum Teil erheblichen Einschränkungen der funktionalen Gesundheit und der Arbeitsfähigkeit. Die Schön Klinik Berchtesgadener Land, eine Mitgliedseinrichtung des VPKA Bayern, forscht seit Jahren intensiv zu angepassten Behandlungskonzepten bei PCS im Reha-Bereich. Ihre Studie „ReLoAd after COVID-19“ fand große nationale und internationale Beachtung. Die Folgestudie „ReLoAd 2.0“ steht kurz vor dem Abschluss. Studienleiter Univ. Prof. Dr. med. Rembert Koczulla gibt Einblicke in die bis dato gewonnenen Erkenntnisse.

Prof. Dr. med. Rembert Koczulla ist Chefarzt des Fachzentrums für Pneumologische Rehabilitation der Schön Klinik Berchtesgadener Land in Schönau am Königssee und hat die bislang einzige Professur für Pneumologische Rehabilitation in Deutschland. „Als pneumologische Abteilung waren wir schon zu einem frühen Zeitpunkt der Pandemie mit der postinfektiösen Problematik von COVID-19 konfrontiert“, berichtet er. „Eine hohe Zahl von Patientinnen und Patienten erholte sich, unabhängig von der Schwere der vorausgegangenen Akutinfektion, nur schwer und litt unter persistierenden Symptomen, welche ihre Funktionsfähigkeit und Lebensqualität stark einschränkten und mit überdurchschnittlich langen Ausfallzeiten im Beruf einhergingen. Infolgedessen entwickelte unsere Klinik ein spezielles rehabilitatives Behandlungskonzept für PCS-Patientinnen und -Patienten.“

„ReLoAd after COVID-19“
Unter seiner Federführung führte die Klinik im Rahmen der 1. Förderinitiative des Bayerischen Gesundheitsministeriums zum Post-COVID-Syndrom die randomisierte, kontrollierte Studie „ReLoAd after COVID-19“ durch. Diese verglich die Effekte einer symptomorientierten stationären Rehabilitation mit denen in der Regelversorgung (usual care).

Hauptsymptome: Fatigue, Kognition, Soma
„Auf Basis von repräsentativen weltweiten Erhebungen zu den drei am häufigsten vorkommenden Hauptsymptombereichen nahmen wir eine Cluster-Unterteilung in `Fatigue´, `Kognition´ und `Soma´ vor. Bei Fatigue leiden die Betroffenen u.a. unter Erschöpfungssymptomen und häufig begleitend unter atmungsbezogenen Schlafstörungen. Im Cluster `Kognition´ dominieren neurokognitive Probleme, wie ausgeprägte Konzentrationsstörungen, Brain Fog und Kopfschmerzen. Im Cluster `Soma´ stehen körperliche Symptome im Vordergrund, wie z.B. Atemprobleme, Schmerzen oder Herzrhythmus-Störungen.“ Die Studienteilnehmenden der Interventionsgruppe erhielten eine dreiwöchige stationäre Reha mit clusterspezifischen, personalisierten multimodalen Behandlungen. Die Kontrollgruppe blieb in der Standardversorgung (die Teilnehmenden dieser Gruppe hatten nach Abschluss der Studie die Möglichkeit, ebenfalls die spezifizierte Rehamaßnahme zu durchlaufen).

Symptomorientierte Reha vs. usual care
„Unsere Analyse zeigte, dass eine symptomorientierte Reha im Vergleich zur usual care zu Verbesserungen der Symptomatik, der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität führen kann und einer natürlichen Erholung bei PCS klar überlegen ist“, fasst Prof. Koczulla die zentrale Erkenntnis der „ReLoAd after COVID-19“-Studie zusammen. „Bemerkenswert ist neben der verbesserten Symptomatik, dass die Patienten in der Interventionsgruppe angeben, vermehrt wieder arbeitsfähig zu sein.“ Die schriftliche Studienauswertung fand international große Beachtung. Sie wurde beim europäischen Lungenkongress in einer Alert Session hervorgehoben und von einem sehr renommierten Magazin zur Publikation angefragt.

Benefits ließen nach
„Wie sich im Nachbeobachtungszeitraum zeigte, bestand weiterer Forschungsbedarf im Hinblick auf die langfristige Konsolidierung der Rehabilitationseffekte. Denn zum einen waren Lebensqualität und Erwerbsfähigkeit nach der Reha nicht vollständig wiederhergestellt, zum anderen verloren sich die positiven Rehabilitationseffekte innerhalb von drei Monaten.“ Vor diesem Hintergrund setzte die Klinik die (aktuell noch laufende) randomisiert kontrollierte Folgestudie „ReLoAd 2.0“ auf. Diese erforscht, welchen Effekt eine kombinierte Intervention, bestehend aus einer stationären, symptomorientierten Rehabilitation und einer anschließenden Rehabilitationsnachsorge im Vergleich zu einer alleinigen stationären, symptomorientierten Rehabilitation (Regelversorgung) auf die Lebensqualität bei PCS hat. Auch diese Studie wurde vom Bayerischen Gesundheitsministerium gefördert und von der Deutschen Rentenversicherung Bund und der BKK Landesverband Bayern unterstützt.

„ReLoaAd 2.0“
90 Probanden mit Post-COVID und bestehendem Rehabilitationsbedarf absolvierten, erneut unterteilt in die Cluster `Fatigue´, `Kognition´ und `Soma´, zunächst eine dreiwöchige symptomorientierte stationäre Rehabilitation. Diese enthielt in allen drei Clustern eine Post-COVID-Schulung, Entspannungsverfahren sowie ggf. die Initialisierung einer cPAP-Beatmung und, je nach Cluster, Medizinische Trainingstherapie, Aquajogging oder Nordic Walking sowie Gymnastik/Training der Aktivitäten des täglichen Lebens in unterschiedlicher Häufigkeit und Dauer. Hinzu kamen im Cluster `Fatigue´ psychologische Einzel- und Gruppentherapiestunden. Überdies wurde hier streng auf eine symptomadaptierte Reduktion des Trainingsumfangs, das sogenannte `pacing´, geachtet, insbesondere bei vorliegender Belastungsintoleranz. Im Cluster `Kognition´ wurde das Programm um Hirnleistungstraining, Ergotherapie und Logopädie ergänzt. Im Cluster `Soma´ fand viermal pro Woche zusätzliche Atemphysiotherapie statt.

Digitale Rehabilitationsnachsorge
„Ergänzend begann spätestens acht Wochen nach Abschluss der stationären Reha die symptomorientierte, multidisziplinäre, personalisierte Rehabilitationsnachsorge für die Patientinnen und Patienten in der Interventionsgruppe. Diese erfolgte über einen Zeitraum von drei Monaten. Sie beinhaltete neben einem ärztlichen Aufnahmegespräch zu Beginn der Nachsorge die Komponenten Physiotherapie, Trainingstherapie, Körpertherapie und Schulungen, die im digitalen Format in Echtzeit stattfanden. Die Kontrollgruppe nutzte die Regelversorgung.

Zwischenergebnisse geben Anlass zu Optimismus
Die Evaluation erfolgt mit dem Ziel, Erkenntnisse zu generieren, die als Grundlage für standardisierte und evidenzbasierte rehabilitative Maßnahmen beim Post-COVID-Syndrom dienen können. Prof. Koczulla: „Aktuell haben rund 2/3 der Patienten die Studie abgeschlossen. Die Zwischenergebnisse aus der Interventionsgruppe stimmen uns sehr optimistisch, dass wir mit unserem vollkommen neuen konzeptionellen Ansatz richtig liegen. Voraussichtlich im Herbst 2025 wird die Datenlage vollständig sein. Wenn sich der erste positive Trend bestätigt, so sind völlig neue Versorgungskonzepte in der medizinischen Betreuung und Nachbetreuung denkbar. Vor Problemen wie Personalmangel, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wären das wegweisende Konzepte.“

Über den Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern e.V.

Der Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern e. V. (VPKA) setzt sich als dynamischer und praxisnaher Verband seit mehr als 75 Jahren bayernweit für die inhaltlichen Belange der privaten Akut- und Rehakliniken ein. Er vertritt als größter Landesverband rund 170 Einrichtungen mit knapp 25.000 Betten. Sein Ziel ist eine qualitativ hochwertige, innovative und wirtschaftliche Patientenversorgung in Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken. Neben der Beratung seiner Mitglieder vertritt er die Belange der Privatkrankenanstalten in gesellschaftlichen, sozialpolitischen und tariflichen Angelegenheiten.

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