Humanmilchbank setzt Zeichen für Zukunft der Neonatologie am Niederrhein

Am 5. Oktober 2023 wurde in den Städtischen Kliniken Mönchengladbach – dem Elisabeth-Krankenhaus – die erste Humanmilchbank am Niederrhein im Rahmen des wissenschaftlichen Projekts „Neo-MILK“ eröffnet. Im April 2024 startete die Versorgung von Frühgeborenen mit Spenderinnenmilch. Heute blickt die Neonatologie der geburtenstärksten Klinik in NRW (3.496 Geburten im Jahr 2024) auf eine Zeit voller Erfolge aber auch Herausforderungen zurück. Die Humanmilchbank wurde zu einem wichtigen Bestandteil der Versorgung von Frühgeborenen und setzt neue Maßstäbe in der Stillförderung.

Schutz durch Muttermilch: Gesundheitliche Vorteile für die Allerkleinsten

Muttermilch ist weit mehr als Nahrung – sie schützt Frühgeborene vor lebensbedrohlichen Komplikationen wie der entzündlichen Darmerkrankung „Nekrotisierende Enterokolitis“, für die gerade sehr früh oder unreif geborene Kinder ein erhöhtes Risiko aufweisen. Zudem fördert sie ihre körperliche und geistige Entwicklung. „Dank unserer Humanmilchbank und der intensiven Stillberatung konnten wir erreichen, dass 85 Prozent der Frühgeborenen in den Städtischen Kliniken bis zu ihrer Entlassung ausschließlich mit Muttermilch versorgt werden. Damit liegen wir deutlich über dem Landesdurchschnitt von ca. 60 Prozent“, erklärt Dr. Anja Jaeger, Oberärztin der Neonatologie in den Städtischen Kliniken und Projektleiterin von „Neo-MILK“.

Spenden können ausschließlich Mütter von Frühgeborenen, die in den Städtischen Kliniken entbunden haben – und zwar bis zur Entlassung ihres Kindes. Da ein Frühgeborenes in den ersten Wochen nur wenige Milliliter Milch pro Tag benötigt, kann eine Spenderin sechs bis zehn weitere Kinder überbrückend mit Milch versorgen. Die Bereitschaft, Muttermilch zu spenden, sei bei den Frauen hoch. Schließlich diene die Muttermilch in erster Linie der Versorgung des eigenen Kindes, erläutert Dr. Jaeger. Nur überschüssige Milch gehe als anonyme Spende an Frühgeborene, die nicht oder nicht vollständig mit der Milch der eigenen Mutter ernährt werden können. Insbesondere bei diesen Kindern könne Spenderinnenmilch aus der Humanmilchbank entscheidend für ihr Überleben sein. Seit April 2024 stellte die Humanmilchbank der Städtischen Kliniken mehr als 145 Liter Spenderinnenmilch bereit. Ein Frühgeborenes mit einem Geburtsgewicht von 1000 Gramm benötigt pro Tag etwa bis zu 160 Milliliter Milch. Im Elisabeth-Krankenhaus konnten bereits 52 frühgeborene Kinder von der Humanmilchbank profitieren.

Herausforderungen beim Aufbau der Humanmilchbank

Die Humanmilchbank im „Eli“ wurde im Oktober 2023 mit der Vision eröffnet, Spenderinnenmilch bereitzustellen, da diese als besonders wertvoll für die Entwicklung von Frühgeborenen gilt. Allerdings erwiesen sich die gesetzlichen und hygienischen Anforderungen als kaum erfüllbar. „Muttermilch wird in Deutschland als Lebensmittel eingestuft, weshalb die Lebensmittelbehörde und das Veterinäramt für die Überwachung zuständig sind, welche ein nahezu steriles Produkt fordern. Diese Vorgaben stellten uns vor immense Herausforderungen“, erläutert Dr. Jaeger. Nach intensiven Beratungen mit anderen Humanmilchbanken, etwa der Charité Berlin, wurde das Konzept angepasst. Seit April 2024 stellt die Bank ausschließlich pasteurisierte Spenderinnenmilch bereit. „Mit der Anpassung des HACCP-Konzeptes konnten wir bisher acht Spenderinnen gewinnen“, so Dr. Jaeger.

Stillförderung als Schlüssel für den Erfolg

Ein zentraler Baustein des Projekts „Neo-MILK“, neben dem Aufbau von Humanmilchbanken, ist die intensive Förderung der Stillberatung speziell für Mütter frühgeborener Kinder. Diese stehen vor besonderen Herausforderungen, da ihre Kinder oft nicht direkt an der Brust trinken können. Ängste, gesundheitliche Belastungen und lange Krankenhausaufenthalte erschweren zusätzlich den Aufbau einer ausreichenden Milchbildung. „Die ersten 14 Tage sind entscheidend, um die Milchproduktion auf ein Niveau von 750 bis 1000 Millilitern pro Tag zu bringen. Nur so kann die langfristige Versorgung der Kinder mit Muttermilch auch über die Entlassung und den sechsten Lebensmonat hinaus gewährleistet werden“, betont Dr. Jaeger. Hierbei unterstützt ein umfassendes Schulungskonzept die Mütter. Dieses bietet Flyer, Videos und digitale Anleitungen in mehreren Sprachen, die Müttern wertvolle Tipps zum Abpumpen und Stillen vermitteln. Gleichzeitig wurden auch Mitarbeitende der Klinik gezielt geschult, um die besondere Situation von Frühgeborenen-Müttern besser zu verstehen und sie effektiv zu unterstützen.

Finanzierung bleibt eine große Herausforderung

Trotz des Erfolgs der Humanmilchbank und der Stillförderung gibt es weiterhin große Herausforderungen, vor allem bei der Finanzierung. Das Projekt „Neo-MILK“ erhielt in 2024 eine einmalige NRW-Landesförderung von 30.000 Euro, die als Investitionen in die Ausstattung der Humanmilchbank flossen. Die Personal- und Betriebskosten wie beispielsweise die Kosten der wöchentlichen mikrobiologischen Testungen werden dabei nicht abgedeckt und werden auch nicht durch das Krankenhausentgeltsystem refinanziert. „Um diese wichtige Einrichtung langfristig betreiben zu können, sind wir auf Spenden angewiesen“, betont Dr. Jaeger. Der gemeinnützige Verein „Zwergnase e.V.“ unterstützt das Projekt und ruft die Öffentlichkeit zu weiterer finanzieller Hilfe auf. Spenden können direkt auf das Konto des Vereins überwiesen werden (IBAN: DE81 3105 0000 0000 0960 40, BIC: MGLSDE33XXX).

Zukunftsvision: Nachhaltige Strukturen für Humanmilchbanken schaffen

Die Humanmilchbank der Städtischen Kliniken Mönchengladbach zeigt, wie durch Engagement und innovative Konzepte die Versorgung von Frühgeborenen verbessert werden kann. Dr. Jaeger sieht jedoch auch politischen Handlungsbedarf: „Wir brauchen eine bundesweite Struktur und nachhaltige Finanzierung, damit alle Frühgeborenen von den Vorteilen der Muttermilch profitieren können, wie es in anderen europäischen Ländern schon längst etabliert ist.“ Mit dieser Vision und der Unterstützung durch Spenderinnen, Fördervereine und engagierte Mitarbeitende setzt die Humanmilchbank der Städtischen Kliniken Mönchengladbach ein Zeichen für die Zukunft der Neonatologie am Niederrhein.

Hintergrundinformation – Eins der größten Perinatalzentren Level 1 der Region

Mit 3.496 Geburten im Jahr 2024 sind die Städtischen Kliniken innerhalb von neun Jahren das achte Mal geburtenstärkste Klinik in NRW und betreuen eine hohe Anzahl von Früh-, Risiko- und Mehrlingsgeburten. Dabei bedienen sie ein breites Einzugsgebiet, das sich nach Düsseldorf, an den Niederrhein, die Eifel sowie bis in die Niederlande erstreckt. Jährlich werden bislang auf der neonatologischen Intensivstation (Neonatologie Level 1) bis zu 500 Früh- und kranke Neugeborene versorgt. Circa 45-60 Kinder pro Jahr sind sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm (48 Frühgeborene in 2024). Diese Frühgeborenen benötigen eine komplexe medizinische Versorgung und sind im besonderen Maße von schwerwiegenden Komplikationen bedroht. Die Städtischen Kliniken Mönchengladbach betreiben seit 2023 aktuell eine der zehn Humanmilchbanken an rund 40 Perinatalzentren der Versorgungsstufe 1 in Nordrhein-Westfalen.

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