China steht vor „3D“-Herausforderungen

Vor rund einem halben Jahr herrschte bei vielen Anlegerinnen und Anlegern die „ABC“-Einschätzung vor: Anything But China. Das Anlageverhalten drehte sich entscheidend, als die chinesische Zentralbank am 24. September Stützungsmaßnahmen für den Aktienmarkt ankündigte und das Politbüro zwei Tage später eine Dringlichkeitssitzung abhielt und die Wirtschaftspolitik grundlegend änderte. Die Folgen waren ein starker Anstieg chinesischer Aktien um durchschnittlich 25 % und eine weit verbreitete "Alles kaufen"-Stimmung. Ebenfalls in diesem Zeitraum mussten sich Chinas Fiskalpolitiker allerdings von der Illusion verabschieden, dass eine Wachstumsrate von 5 %, ein Defizit von 3 % und eine Inflation von 2 % (die 5-3-2-Regel) beibehalten werden könnten. Seit September galt, dass das Wachstum eher bei 3 % liegt, die Inflation fast 0 % beträgt und das Defizit aufgrund der Handelspolitik der neuen US-Regierung (die zu einer 3-10-0-Regelung übergeht) vorübergehend auf 10 % steigen muss.

Zinssätze müssen sinken

Bedenkt man die passive Haltung der chinesischen Regierung vor einem Jahr, ist es umso bemerkenswerter, dass die chinesische Regierung scheinbar wirklich die Absicht hat, die Wirtschaft aktiv zu stabilisieren.  Wir rechnen mit einer Senkung der Leitzinsen um insgesamt 50 Basispunkte im ersten Halbjahr 2025 und einer expansiven Fiskalpolitik mit einem zusätzlichen Haushaltsdefizit von 2 %, wodurch das Gesamtdefizit von 8 % im Jahr 2024 auf 10 % des BIP 2025 steigen wird. Von diesen zusätzlichen Ausgaben wird 1 % für den Konsum verwendet, einschließlich eines Programms zur Inzahlungnahme von Konsumgütern und Geburtenbeihilfen in Höhe von 500 bis 800 Renminbi für Familien mit mehr als einem Kind. Dies soll am 5. März auf dem Nationalen Volkskongress bekannt gegeben werden. Wir glauben, dass diese Maßnahmen das Minimum sind, um die Binnennachfrage zu stabilisieren, unabhängig davon, welche Maßnahmen Trump in den ersten Wochen seiner Amtszeit verkündet.

Angesichts eines sich abzeichnenden aggressiven Handelsprotektionismus und von Exportkontrollen durch die Trump-Regierung wird China diesen expansiven finanzpolitischen Kurs wahrscheinlich länger beibehalten als derzeit erwartet. Wir glauben jedoch, dass die Auswirkungen dieser Maßnahmen die bestehenden strukturellen Hemmnisse nicht vollständig ausgleichen werden.

Kein Wachstum in China

In der Folge heißt das für uns: Das Wachstum in China wird wohl weiterhin rückläufig sein und sich von 5,0 % im Jahr 2024 auf 4,1 % im Jahr 2025 und 3,6 % im Jahr 2026 abschwächen. Die Maßnahmen könnten dazu beitragen, die Belastung durch den Schuldenabbau der letzten Jahre zu verringern. Aber es ist unwahrscheinlich, dass sie den Verlauf der strukturellen Verlangsamung umkehren kann. Zu groß sind dafür Chinas "3D"-Herausforderungen:

  • Demographic shifts
  • Debt issues
  • Decoupling

Die demografischen Verschiebungen, Verschuldungsprobleme und die Entkopplung werden Chinas Wachstum voraussichtlich auf 3 % reduzieren. So erwarten wir – entgegen der Marktmeinung und den Prognosen des IWF, dass diese Konvergenz eher früher als später eintreten wird. Selbst wenn die Geburtenrate in den kommenden Jahren entscheidend steigt, wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter im nächsten Jahrzehnt weiter abnehmen. Infolgedessen wird der Beitrag einer wachsenden Erwerbsbevölkerung zum Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich negativ bleiben.

Die wirtschaftliche Abkopplung von den USA wird das Produktivitätswachstum hemmen, insbesondere weil die US-Politik darauf abzielt, Chinas Fortschritte bei kritischen Technologien einzudämmen und die globalen Lieferketten weg von China zu lenken. Die Reaktion Chinas, die öffentlichen Investitionen in strategischen Sektoren zu verdoppeln, wird dabei möglicherweise nicht die gewünschten Ergebnisse bringen. Die politischen Entscheidungsträger zeigen zwar die notwendige Flexibilität, um die vielfältigen Herausforderungen anzugehen. Dennoch erscheint es unwahrscheinlich, dass die tief verwurzelten Probleme allein durch die Ankündigung von Konjunkturmaßnahmen gelöst werden könnten.

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