Am Gottesdienst im Münchner Dom nahmen auch Vertreter der in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in München (ACKiM) organisierten Konfessionen sowie der muslimischen und jüdischen Gemeinde teil. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten wurde durch Ökumenereferentin, Pastorin Heidemarie Klingeberg, und ihren Mann, Pastor Friedhelm Klingeberg, vertreten.
Nach dem Anschlag eines 24-jährigen Mannes aus Afghanistan, der am 13. Februar mit einem PKW in der Münchner Innenstadt in das Ende eines Demonstrationszuges gefahren war, hatte es 38 Verletzte, davon 15 Schwerverletzte gegeben. Zwei Tage nach dem Attentat erlagen die 37-jährige, ursprünglich aus Algerien stammende Amel und ihre zweijährige Tochter Hafsa ihren Verletzungen. In einem am Samstagabend in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Statement erklärte die Familie der Opfer: „Wir möchten bekräftigen, dass der Tod und der Verlust nicht benutzt werden dürfen, um Hass zu schüren und ihn politisch zu instrumentalisieren.“
Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts
Im sehr gut besuchten Dom war die Solidarität der Münchner Bevölkerung deutlich zu spüren. Die Landesregierung war durch Ministerpräsident Markus Söder und zahlreiche Kabinettsmitglieder, die Stadt München durch Oberbürgermeister Dieter Reiter vertreten. In einem schlichten gottesdienstlichen Rahmen wurde mit wenigen symbolhaften Gesten die Trauer um die beiden Todesopfer zum Ausdruck gebracht. Erzbischof Kardinal Marx und Landesbischof Kopp zündeten zwei Gedenkkerzen auf dem Altar an.
Rabbiner und Imam sprechen mit einer Stimme
Imam Benjamin Idriz, der das muslimische Gebet sprach, erläuterte die Bedeutung der Namen von Amel (37) und Hafsa (2), die als Muslime einem mutmaßlich islamistischen Anschlag zum Opfer gefallen waren. Amel bedeute „Hoffnung“ und Hafsa „die Liebende, Hilfsbereite“. Er überbrachte die Solidaritätserklärung der muslimischen und afghanischen Gemeinden in Bayern, die sich gegen Spaltung, Hass, Vorurteile und Misstrauen richtete und Gewalt ablehnte. Er sprach sich dafür aus, Brücken zu bauen und einander in Geschwisterlichkeit die Hände zu reichen.
Shmuel Aharon Brodman, Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, betete das jüdische Totengebet für die beiden muslimischen Opfer.
Geistlicher Impuls und Fürbitten
In seinem Predigtimpuls zu Offenbarung 21 als „Blick in den Himmel“ wies Landesbischof Christian Kopp darauf hin, dass positive Kräfte stärker wirkten als spaltende. Obwohl der Verlust eines Kindes das Schlimmste sei, was Eltern erleben könnten, tröste die christliche Hoffnung der Auferstehung, die neues Leben ohne Leid und Hass bedeute. Kardinal Marx betonte, auf Hass dürfe nicht mit Hass, sondern müsse mit Hoffnung geantwortet werden.
Kolleginnen und Kollegen der Verstorbenen, die bei der Stadt München als Ingenieurin tätig war, Feuerwehrleute und Rettungssanitäter sprachen die Fürbitten.
Vertreter der Politik
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter waren sich bei ihren abschließenden Worten einig, dass es von entscheidender Bedeutung sei, dass die Stadtgesellschaft zusammenhalte und sich nicht spalten lasse. Beide bekannten sich zu einer offenen, vielfältigen und internationalen Gesellschaft. Man müsse die bösen Einflüsse bekämpfen, nicht die Menschen.
Erklärung des Münchner Rates der Religionen
Der Münchner Sprecherrat der Religionen hat gemeinsam mit der ACKiM (die dem Rat ebenfalls angehört) die folgende Erklärung verabschiedet:
Der Rat der Religionen ist erschüttert und tief betroffen von dem Anschlag auf dem Münchner Stiglmaierplatz. In unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei allen Opfern und ihren Angehörigen. Wir trauern zutiefst um den Tod des zweijährigen Mädchens und seiner Mutter. Wir beten für sie und ihre Angehörigen und dass alle Verletzten bald wieder gesund werden. Als Religionen sehen wir unseren Auftrag darin, die Liebe, den Frieden, und das gute Miteinander in unserer Gesellschaft zu fördern. Wir sind überzeugt, dass unser Glaube, so unterschiedlich er auch sein mag, in Menschen die positiven, menschenfreundlichen und friedliebenden Kräfte hervorruft. Wir verwahren uns auf das Äußerste gegen jegliche Inanspruchnahme von Religion für Gewalt und Hass. Wer im Namen von Religion zu Hass und Gewalt aufruft, verlässt die von Gott allen Menschen gegebene Bestimmung zum Guten und zum friedlichen und respektvollen Miteinander.
Siebenten-Tags-Adventisten in München
Zur Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehören in München elf international aufgestellte Kirchengemeinden, davon mehrere fremdsprachliche (Englisch, Portugiesisch, Serbo-Kroatisch, Bulgarisch), die von fünf Pastoren betreut werden. Sie ist Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen ACK in Bayern und der ACK München. Im Münchner Stadtteil Nymphenburg befindet sich der Sitz der regionalen adventistischen Kirchenverwaltung für Bayern.
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