Der Caritas Journalistenpreis wird von den beiden Caritasverbänden für die Erzdiözese Freiburg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart vergeben. Für den 36. Caritas-Journalistenpreis lagen insgesamt 134 Wettbewerbsbeiträge aus Presse, Hörfunk, Fernsehen und Online-Medien vor, aus denen eine unabhängige Jury die Preisträger ermittelte. Die Verleihung der Preise erfolgt am 6. Februar 2025 in Stuttgart im Rahmen der Jahresauftaktveranstaltung der Caritas Baden-Württemberg. Der erste Preis ist mit 3.000 Euro, die beiden zweiten Preise jeweils mit 1.500 Euro dotiert.
Die Gewinnerbeiträge
Der Krisenreporter Wolfgang Bauer brachte nach der Machtübernahme der Taliban 2021 seine Helfer und ihre Familien aus Afghanistan nach Reutlingen. Drei Jahre später geht er in seinem ausgezeichneten Artikel „In der Warteschleife“ der Frage nach, ob die Geflüchteten jemals in Deutschland ankommen können. Dabei spürt er den Regelungen des Sozialsystems im Gefüge zwischen kulturellen Befindlichkeiten und individuellen Gefühlen nach, sowohl bei den afghanischen Geflüchteten als auch bei ihren Unterstützern in Reutlingen. Seine Eindrücke und Erfahrungen bringt er ehrlich und behutsam reflektierend zur Sprache. Nach Auffassung der Jury zeichnet der Autor ein beeindruckend differenziertes Bild von dem staatlichen und persönlichen Bemühen, geflüchtete Menschen bei der Integration in einer für sie völlig fremden Welt zu unterstützen. Dabei wirft er ein erhellendes Licht auf viele Themen rund um Migration und Integration, über die in der politischen Auseinandersetzung meist nur von außen und ohne intimere Kenntnis gestritten wird.
Wie verändert sich die Sicht auf das Leben, wenn man täglich mit Sterben und Tod zu tun hat? In dem mehrteiligen Podcast „Jenseits der Schwerkraft“ schildern die beiden Journalisten Lukas Fleischmann (Moderation und Skript) und Ralph Würschinger (Skript) den Alltag des ambulantes Kinderpalliativteams der Uniklinik Freiburg. In sechs Folgen erzählen sie die Geschichten der einzelnen Teammitglieder. Lukas Fleischmann begleitet sie zu den Familien nach Hause, wo über die fachliche Aufgabe hinaus besonders Empathie und der Aufbau von Vertrauen im Vordergrund stehen. Eltern und betroffene Kinder geben einen Einblick in ihre Situation, berichten von ihren Sorgen, Hoffnungen und den täglichen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Gefühl- und respektvoll nimmt der Podcast die Hörer*innen an die Hand und erkundet mit ihnen ein schwieriges Thema, dem man gerne aus dem Weg gehen möchte. Er öffnet auf berührende Weise den Blick dafür, dass neben Mitgefühl und Trauer auch die Freude am Leben ihren Platz haben darf und kann. Die ungewöhnliche Umsetzung des Themas in Form eines Podcasts lobte die Jury.
In der Film-Reihe „Unser Markt: Arbeit für Menschen mit und ohne Behinderung“ erzählt Miriam Staber sehr sympathisch und ansprechend vom letzten Supermarkt, der in dem 4.000 Einwohner zählenden Beinstein, einem Teilort von Waiblingen, übriggeblieben ist. Es ist ein CAP-Markt, in dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten. In dem inklusiven Supermarkt erfahren die Mitarbeitenden nicht nur Eigenständigkeit und Selbstwirksamkeit. Sie stellen auch die Nahversorgung insbesondere für ältere Menschen sicher, denn der CAP-Markt hat nicht nur Lebensmittel in den Regalen, sondern bietet auch einen Lieferservice an und hat eine Poststelle. Motiviert und engagiert sorgt das tolle Team gemeinsam dafür, dass die Kunden rundum zufrieden sind. In den jeweils knapp fünfminütigen Filmbeiträgen wird nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen eindrucksvoll sichtbar, wie Inklusion ganz praktisch geht und das für alle, auch für die dankbaren Einwohner von Beinstein, ein wirklicher Gewinn ist. Die Jury würdigte insbesondere auch, dass das Thema als fünfteilige Serie eine Woche lang in der Landesschau einen prominenten Platz erhielt.
Mit der Langzeitserie „Stolpersteine – die Menschen hinter den Namen“ leistet die Stuttgarter Zeitung einen bemerkenswerten Beitrag zur Erinnerungskultur. Seit Januar 2024 publizierte sie über ein Jahr lang wöchentlich auf einer digitalen Themenseite und einmal im Monat auf ihrer Reportageseite Porträts von Opfern der Nationalsozialisten, denen in Stuttgart ein Stolperstein gewidmet ist. In den Beiträgen, geschrieben von Autor*innen und Volontär*innen aus der ganzen Redaktion, werden in der Serie die Lebens- und Sterbenswege Stuttgarter Jüdinnen und Juden, aber auch anderer Opfergruppen wie politische Gegner, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Zwangsarbeiter, Deserteure, Homosexuelle oder damals sogenannte Asoziale beschrieben. Dieses Langzeitprojekt ist nach Auffassung der Jury eine herausragende redaktionelle Gemeinschaftsleistung. In Zeiten gesellschaftlicher und politischer Verwerfungen gibt die Stuttgarter Zeitung damit zugleich ein klares Statement zu Menschenwürde, Freiheit und Vielfalt ab.
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