Hersteller und Zulieferer hätten auch auf Maßgabe der Gesetzgeber erhebliche Mittel in die Elektromobilität investiert, die aber von den Verbrauchern nicht wie erwartet akzeptiert werde. „Alle haben Kapazität für E-Mobilität aufgebaut, die Werke stehen. Auch die Zulieferer haben investiert, doch die Investitionen sind gerade nicht ausgelastet“, erklärt Hartung. „Dadurch haben nicht nur wir Überkapazitäten.“ Hartung macht sich dafür stark, dass EU und Bundesregierung neu darüber nachdenken, wie die CO2-Emissionen des Verkehrs gesenkt werden können. Die Politik könne dafür sehr viel tun, sie habe ja auch dazu beigetragen, dass sich die Märkte entsprechend verhalten.
Er wünscht sich, dass der sozialen Marktwirtschaft wieder mehr Freiheiten zugestanden werden. „Jedes Mal, wenn ich durch eine Vorgabe in dieses System des freien Wettbewerbs eingreife, muss ich mir im Klaren darüber sein, dass ich das als Regulierer nur in meinem Regulierungsumfeld tun kann. Ich kann nicht aus Europa heraus versuchen, die Welt zu regulieren, das wird nicht gehen“, so der Bosch-Chef. „Es wird vor allen Dingen nötig sein, in der Regulierung noch mal drüber nachzudenken, wie wir fundamental die CO2-Emissionen im Verkehr senken können. Das heißt, wir müssen uns sehr wohl auch die Kraftstoffseite anschauen – also was ist mit HVO100- Kraftstoff, was ist mit anderen CO2-reduzierten Kraftstoffen und wie kann ich sie vielleicht steuerlich begünstigen? So viel teurer sind sie meist gar nicht. Und die überwiegende Zahl der Fahrzeuge kann diese problemlos tanken.“
Um im internationalen Wettbewerb nicht unter die Räder zu kommen, müsse sich Deutschland als Volkswirtschaft und in seinen Fähigkeiten darauf fokussieren, den richtigen Beitrag zu leisten. Es geht nicht nur darum, dass wir selbst klimaneutral werden. „Wir müssen einen Beitrag leisten zur CO2-Freiheit der Welt. Das ist die entscheidende Frage unserer Zeit. Deutschland hat bei der Bewältigung dieser Aufgabenstellung eine sehr große Chance – wenn es sich auf seine Stärken fokussiert“, so Hartung. „Wir sind gut im Autobau und in der Softwareentwicklung, können aber nicht alles selbst machen und müssen mit anderen Regionen zusammenarbeiten. Andere Dinge dagegen müssen wir hier machen und leistungsfähig in den Markt bringen.“ Darin sehe er auch weiterhin die große Chance für Deutschland, auch im globalen Wettbewerb mit China, den USA und anderen Regionen. „Unsere Ausgangssituation ist gut, wir haben sehr gut ausgebildete Menschen und eine hohe Lebensqualität“, so der Bosch-Chef. „Wirtschaftlich müssen wir aber wettbewerbsfähig bleiben, damit wir für talentierte Menschen und visionäre Investoren attraktiv bleiben. Wenn uns das gelingt, werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein.“
Redakteur: Henning Busse
Motor Presse Stuttgart
Leuschnerstr. 1
70174 Stuttgart
Telefon: +49 (711) 182-0
Telefax: +49 (711) 182-1779
http://www.motorpresse.de
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG
Telefon: +49 (170) 4037-880
E-Mail: axe@s-press-medien.de