Malerei auf Leinwand und Tafel, Skulpturen und illuminierte Manuskripte, orthodoxe Ikonen und Silberwaren, Gravuren und Nadelmalerei auf Stoff – der Ausstellungsparcours ist ein Spaziergang durch sechs Jahrhunderte Kunstgeschichte. Er beginnt im ersten Stock mit einigen Tafeln aus der späten Gotik. Diese gehören zu den ältesten Stücken des Hauses. Darunter das Polyptychon der Heiligen Ursula von Antonio Vivarini (1425-30) – eine Tafel auf Goldgrund im internationalen gotischen Stil – und die aus Holz gefertigte Kreuzigung aus der Familienwerkstatt des im 16. Jahrhundert in Brescia wirkenden Bildhauers Maffeo Olivieri.
Venedig schaute nach Brescia – und umgekehrt
Werke von Künstlern wie dem Venezianer Andrea Celesti, Pietro Ricchi, bekannt als Il Lucchese, oder dem Bologneser Domenico Carretti zeugen von der Attraktivität Brescias im 17. Jahrhundert. Damals ließen sich Kunstschaffende aus allen Teilen des Stiefellandes von Brescias ebenso vermögenden wie kunstsinnigen Auftraggebern locken. Während Venedig und der Rest Italiens nach Brescia blickten und den Realismus, der die malerischen Ergebnisse der Brescianer Künstler kennzeichnete, bestaunten, orientierten sich Künstler in Brescia an der Farbenpracht der venezianischen Malschule. Beispiele hierfür sind die großen Gemälde in der Galerie aus dem 18. Jahrhundert, wie die Jungfrau mit Kind und den Heiligen Leonardo und Franz von Paola (1737) von Giovanni Battista Pittoni oder das Kind Moses, das die Krone des Pharaos zertritt von Andrea Celesti.
Auch 14 Tuschezeichnungen auf grundiertem Papier, mit denen der deutsche Kupferstecher Anselm Roher zwischen 2006 und 2007 die Gesänge von Dantes Göttlicher Komödie illustrierte, sind Bestandteil der Ausstellung. Rohrers insgesamt 90 Zeichnungen umfassender Zyklus erschien 2008 in limitierter Auflage beim deutschen Verleger Ulrich Keicher. Das Diözesanmuseum Brescia bewahrt ihn und einen bedeutenden Teil des grafischen Archivs des Künstlers auf, der1941 in Frankfurt am Main zur Welt kam und 2020 in Brescia gestorben ist.
Gemälde mit anderen Sinnen „anschauen“
Die neue Museums-Gestaltung ermöglicht die Teilhabe für Benutzer mit Sehbehinderungen dank integrativer Geräte. So erleichtert ein Tasttisch im Eingangsbereich die Orientierung im Raum. Hier können sich Besucher mit den Fingern eine Vorstellung vom Grundriss des weitläufigen Gebäudes machen.
Auch Gemälde lassen sich mit den Fingern erfassen. Beispiele dafür sind die Madonna mit Kind in Glorie, der heilige Johannes der Evangelist, der selige Lorenzo Giustiniani und die Allegorie der göttlichen Weisheit (1520 – 1545) des Brescianer Künstlers Moretto. Nicht-Sehende Besucher können die Silhouetten der dargestellten Figuren ertasten. Angeboten wird auch ein Audiobeitrag, im dem „der Maler“ – wahlweise in italienischer oder englischer Sprache– von der Entstehung des Bildes erzählt und dabei naturgemäß ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert. Drei Sinnesboxen, die ausschließlich auf Berührung setzen, vermitteln das Gefühl, in der Werkstatt des Meisters aus dem 16. Jahrhundert zu sein und seine Pinsel, den Rahmen und die Leinwand anfassen zu können. Be-greifbar sind auch Gegenstände, die der Künstler gemalt hat – darunter das Kleid der göttlichen Weisheit, die Tiara und die Rinde eines Erdbeerbaums. Durch eine Duftessenz, die Besuchern in einer der Sinnesboxen in die Nase steigt, wird sogar eine Feige wahrnehmbar, die Moretto im Hintergrund seines Gemäldes platzierte.
Brescia – perfekt für einen City-Trip
Nicht nur großartige Kunst macht Brescia zum perfekten Ziel für einen Städtetrip. Die historische Altstadt mit ihren fußläufigen Distanzen, eleganten Plätzen und verkehrsberuhigten Flaniermeilen ist wie geschaffen für entspanntes Shopping. Von modischer Top-Markenware bis zu hochwertigem Kunsthandwerk – Boutiquen, kleine Geschäfte und trendige Ateliers machen den Einkaufsbummel zum inspirierenden Vergnügen. Brescias Welterbestätten aus römischer und langobardischer Zeit, der archäologische Park Brixia Parco Archeologico di Brescia romana und das Stadtmuseum Museo Santa Giulia, laden jederzeit, auch unter freiem Himmel, zu einer spannenden Zeitreise ein. Für kulinarische Entdeckungen bieten sich Fine-Dining-Restaurants in altehrwürdigen Palazzi ebenso an wie hippe Lokale mit aktuellen Food-Trends oder traditionelle Trattorien mit authentischer Regionalküche. Eine eigene „Tageszeit“ für die Brescianer ist der „Aperitivo“, die kleine Auszeit, die man in einer der vielen Bars bei einem Aperol Spritz oder einem „Pirlo“ verbringt, zu dem immer auch kleine Leckereien aufgetischt werden.
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