Placebo- Effekt bei Parkinson

Es kürzlich fragte mich eine Leserin, ob es so etwas wie einen Placebo Effekt auch bei Parkinson gibt.
 Seit dem hat mich diese Frage nicht mehr losgelassen und meine Recherchen haben zu folgendem Ergebnis geführt:   

Es gibt Studien, die sich mit dem Placeboeffekt bei Parkinson beschäftigen. Der Placeboeffekt spielt eine bedeutende Rolle in der  Behandlung von Parkinson und kann sich auf verschiedene Weise auf die Symptome der Erkrankung auswirken.

Übersicht der Studien und ihrer Ergebnisse

  1. Studie: „The placebo effect in Parkinson’s disease“ (de la Fuente-Fernández et al., 2001)
     

    • Ergebnisse: Diese Studie zeigte, dass der Placeboeffekt bei Parkinson-Patienten zu einer deutlichen Freisetzung von Dopamin im Gehirn führen kann. Dopamin ist ein Neurotransmitter, dessen Mangel im Gehirn zu den typischen Symptomen von Parkinson führt. 
    • Wirkung: Patienten, die glaubten, sie erhielten eine echte medikamentöse  Behandlung, zeigten Verbesserungen in ihren motorischen Funktionen, obwohl sie tatsächlich nur ein Placebo erhielten. 
  2. Studie: „Placebo effects in Parkinson’s disease: Expectations and conditioning“ (Benedetti et al., 2004)

       

    • Ergebnisse: Diese Studie untersuchte die Rolle von Erwartungen und konditioniertem Lernen im Placeboeffekt bei Parkinson. Patienten, die positive Erwartungen an eine  Behandlunghatten, zeigten größere Verbesserungen.
    • Wirkung: Der Placeboeffekt wurde durch vorherige Erfahrungen mit echten Medikamenten verstärkt, was darauf hinweist, dass der Effekt auch durch Lernprozesse beeinflusst wird. 
  3. Studie: „Dopamine release in anticipation of psychostimulant effects in humans“ (Volkow et al., 2006)  
    • Ergebnisse: Diese Studie fand heraus, dass die bloße Erwartung einer wirksamen Behandlung zu einer Freisetzung von Dopamin führen kann, selbst wenn die tatsächliche  Behandlung nur ein Placebo ist.
    • Wirkung: Dies unterstützt die Theorie, dass der Placeboeffekt bei Parkinson über die dopaminerge Aktivität vermittelt wird. 
  4. Studie: „The placebo response in Parkinson’s disease: Manipulations and mechanisms“ (Goetz et al., 2008)  
    • Ergebnisse: Die Studie untersuchte verschiedene Faktoren, die den Placeboeffekt beeinflussen, wie z.B. die Art und Weise der Verabreichung und die Einstellung der Patienten.
    • Wirkung: Sie zeigte, dass die Placebowirkung stark durch psychologische und soziale Faktoren moduliert wird und dass diese Effekte messbar und klinisch relevant sind.

Wirkmechanismen des Placeboeffekts bei Parkinson

  • Dopaminfreisetzung: Eine der Hauptmechanismen, durch die der Placeboeffekt bei Parkinson wirkt, ist die Freisetzung von Dopamin im Striatum. Diese Freisetzung kann durch die Erwartung einer positiven  Behandlung ausgelöst werden. 
  • Psychologische Faktoren: Die Erwartungshaltung, frühere positive Behandlungserfahrungen und das Vertrauen in den behandelnden Arzt können den Placeboeffekt verstärken. 
  • Neurale Mechanismen: Bildgebende Studien haben gezeigt, dass Placebos ähnliche Hirnregionen aktivieren können wie aktive Medikamente, was zur Verbesserung der Symptome beiträgt.

Der Placeboeffekt spielt eine signifikante Rolle in der  Behandlung von Parkinson und kann zu einer messbaren Verbesserung der Symptome führen, insbesondere durch die Freisetzung von Dopamin und die Aktivierung spezifischer Hirnregionen. Weitere Forschung ist notwendig, um die genauen Mechanismen und die Potenzierung des Placeboeffekts in klinischen Kontexten besser zu verstehen.

Dann  stellt sich natürlich sofort die Frage, „wie kann ich mir den Placeboeffekt bei Parkinson zu nutze machen“.

Wie nicht anders zu erwarten, Ist der entscheidende Faktor die positive Erwartungshaltung.

Hier sind einige Ansätze, die sich bewährt haben:

  1. Positive Erwartungen fördern
  • Optimistische Einstellung: Versuchen Sie, eine positive Einstellung gegenüber der  Behandlung zu entwickeln. Dies kann durch das Lesen von Erfolgsberichten und das Verstehen der potenziellen Vorteile einer  Therapie erreicht werden. 
  • Vertrauen in den Arzt: Ein gutes Vertrauensverhältnis zu Ihrem Arzt oder Therapeuten kann die Wirkung der  Behandlung verstärken. Wählen Sie einen Arzt, der Sie gut informiert und bei dem Sie sich wohlfühlen. 

[*]Unterstützende Umgebung schaffen  

  • Unterstützung durch Familie und Freunde: Eine unterstützende soziale Umgebung kann Ihre positive Erwartungshaltung stärken. Sprechen Sie offen mit Ihrer Familie und Ihren Freunden über Ihre Behandlung und bitten Sie um ihre Unterstützung. 
  • Regelmäßige Gespräche: Regelmäßige Gespräche mit Ihrem Arzt oder Therapeuten über den Fortschritt und die Erwartungen können helfen, eine positive Einstellung aufrechtzuerhalten.

[*]Rituale und Konditionierung

  • Behandlungsrituale: Entwickeln Sie Rituale rund um Ihre Medikamenteneinnahme oder  Therapie, die Ihnen ein Gefühl der Kontrolle und Routine geben. Dies könnte das Einnehmen der Medikamente zu einer bestimmten Tageszeit oder das Einbeziehen entspannender Aktivitäten wie Meditation oder Musik hören beinhalten.
  • Konditionierung: Wenn Sie gute Erfahrungen mit bestimmten Behandlungen gemacht haben, versuchen Sie, ähnliche Bedingungen zu schaffen, wenn Sie neue Behandlungen beginnen.

[*]Informationen und Bildung

  • Informiert bleiben: Halten Sie sich über die neuesten Forschungsergebnisse und Behandlungsmöglichkeiten auf dem Laufenden. Das Wissen, dass Fortschritte gemacht werden, kann Ihre positive Erwartungshaltung stärken.
  • Schulung und Selbsthilfegruppen: Nehmen Sie an Schulungen oder Selbsthilfegruppen teil, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

[*]Mind-Body-Techniken

  • Meditation und Achtsamkeit: Praktiken wie Meditation und Achtsamkeit können helfen, Stress zu reduzieren und eine positive Einstellung zu fördern.
  • Visualisierung: Visualisieren Sie regelmäßig positive Behandlungsergebnisse. Stellen Sie sich vor, wie Sie sich besser fühlen und Ihre Symptome sich verbessern.

Beispiele aus der Praxis

  • Verwendung von Placebo-Pillen: In einigen Studien wurden Placebo-Pillen bewusst verabreicht, um den Placeboeffekt zu nutzen. Dies kann in Absprache mit Ihrem Arzt als Ergänzung zur eigentlichen Medikation in Erwägung gezogen werden. 
  • Psychologische Unterstützung: Die Zusammenarbeit mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten kann helfen, die mentale Einstellung zu optimieren und den Placeboeffekt zu maximieren.
  • Sport ich spiele regelmäßig Tischtennis und gehe einmal wöchentlich zum therapeutischen Boxen. Beiden Sportarten sagt man nach, dass sie die Symptomatik der Krankheit signifikant verringern.Mir persönlich scheint es so, dass die sportliche Aktivität eine gewisse Langzeitwirkung entfaltet und dass die Vorfreude auf das gemeinsame Spiel bzw Boxen und die damit einhergehende Verbesserung meiner Symptomatik maßgeblich dem Placebo-Effekt zuzuschreiben ist. 
  • SetzeffektDer Setzeffekt bei der Tiefenhirnstimulation (THS), auch bekannt als Deep Brain Stimulation (DBS), ist ein Phänomen, das bei der Anwendung dieser Behandlungsmethode beobachtet wird, insbesondere bei Patienten mit Parkinson-Krankheit.

    Definition:
    Der Setzeffekt bezieht sich auf eine Phase nach der Implantation des THS-Geräts, in der die Symptome der Parkinson-Krankheit verbessert werden, bevor die Stimulation überhaupt eingeschaltet wird.  
    Dauer: Dieser Effekt kann einige Tage bis mehrere Wochen andauern.

    Bei mir hat dieser Setzeffekt zirka 6 Wochen gedauert, in denen ich völlig symptomfrei war.
    Man hat die Gründe für den Setzeffekt noch nicht erschöpfend erforschen können, vermutet aber, das die positive Erwartungshaltung auf das Ergebnis der Operation, also ein klassischer Placebo-Effekt, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.

Fazit

Der bewusste Einsatz des Placeboeffekts kann eine wertvolle Ergänzung zur herkömmlichen  Behandlung von Parkinson sein. Durch eine positive Einstellung, eine unterstützende Umgebung, gezielte Rituale und den Einsatz von Mind-Body-Techniken können Sie den Placeboeffekt zu Ihrem Vorteil nutzen.

Jürgen Zender, München, 04.08.2024

 

Über Parkinson Journal

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