Zum Hintergrund: 2015 war das Naturschutzgroßprojekt gestartet, Laufzeit und Finanzierung waren auf zehn Jahre ausgelegt. Eigentlich wäre das Projekt somit zum Jahresende ausgelaufen. Aber: Der Bedarf an gezielten Naturschutzmaßnahmen in der Region ist noch immer hoch ist. Auch der Pflege- und Entwicklungsplans (PEPL) beschreibt weitere offene Maßnahmen des Projektes. Daher beschlossen Vorstand und Projektteam, einen Antrag auf Projektverlängerung beim Bund und beim Land zu stellen. Dieser Verlängerungsantrag wurde genehmigt, sodass es weitergehen kann.
Erste Kreisbeigeordneter Patrick Krug freut sich über die gelungene Projektverlängerung: „Wir sind stolz, so ein erfolgreiches und engagiertes Naturschutzgroßprojekt hier in der Region zu haben“, sagt er bei einem Treffen der Fördermittelgeber, bestehend aus Bund, Land und Kreis, im Posthotel Johannesberg in Lauterbach. In einer Sache sind sich alle einig: Das Projekt ist auf einem guten Weg. Insbesondere Angelika Balzert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) drückt ihre Begeisterung aus: „Vor zwei Jahren saßen wir in dieser Runde zusammen und es gab noch viele Ungewissheiten. Die Projektfolge war nur eine Idee. Und jetzt kann sie umgesetzt werden. Die Verlängerung ist genehmigt, das Folgekonzept auf dem Weg und das Projektteam umsetzungsstark und eingespielt. So darf es weitergehen.“
Auch in einer Sitzung der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) wird die Projektverlängerung thematisiert. Projektleiter Johannes Euler freut sich: „Nun können wir doch noch einmal größere jahresübergreifende Projekte in Angriff nehmen.“ Das Projekt gewinnt neuen Spielraum, nicht nur zeitlich, sondern auch in der Fläche. Acht neue Förderräume werden der Projektkulisse hinzugefügt.
Jedoch: Ein Naturschutzgroßprojekt ist immer nur temporär angelegt. Doch auch langfristig soll es eine Lösung für den Vogelsbergkreis geben, die sowohl die Erfolge des Großprojektes erhält, als auch die Landwirte und Gemeinden weiterhin in der Umsetzung von Landschaftspflege- und Naturschutzmaßnahmen unterstützt. Seit vergangenem Jahr gibt es dazu einen konkreten Plan: Es wird einen Landschaftspflegeverband (LPV) für den Vogelsberg geben, der sogar über das aktuelle Projektgebiet hinausgeht und sich künftig nicht mehr ausschließlich an den Grenzen des naturräumlichen Vogelsberg orientiert, sondern an den Grenzen des Vogelsbergkreises als Gebietskörperschaft.
Der Verein Natur- und Lebensraum Vogelsberg e.V. soll Träger des neuen Pflegeverbandes werden. Um einen nahtlosen Übergang zu gestalten, wird der Verband in den kommenden zwei Jahren schrittweise aufgebaut. 2027 gehen dann das Personal sowie die Kauf- und Pachtflächen des aktuellen Naturschutzgroßprojektes direkt in den Landschaftspflegeverband über.
„Mit dem Landschaftspflegeverband wollen wir keine Doppelstrukturen im Kreis schaffen, sondern ein nahtloses Folgekonzept. Die Projektverlängerung bietet uns dabei den optimalen Zeitraum zur Vorbereitung“, erläutert der Vereinsvorsitzende Ronny Mohr.
Die Anschlussdiskussion in der Arbeitsgruppe zeigt: Es stehen noch viele Fragen im Raum – doch auch viele Lösungsideen. Wichtig ist dem Verein eine gute Kommunikation mit den Gemeinden und allen weiteren Interessensgruppen. „Wir wollen einen Landschaftspflegeverband aufbauen, der zu uns passt! Der Verband soll eine helfende Hand für die Gemeinden und Landbewirtschafter bieten, auf sein Fachwissen können sie in der Planung und Umsetzung von Maßnahmen jederzeit zurückgreifen. Die Mitgliedschaft ist dabei freiwillig“, verdeutlicht Johannes Euler.
Wie üblich präsentiert Projektleiter Johannes Euler in der Sitzung die Maßnahmenumsetzung und Ausgaben des Vorjahres. Über 900.000 Euro konnten 2023 im Namen des Naturschutzes verausgabt werden. Das Projekt konnte damit seine Jahresziele hervorragend meistern. Mitunter wurden zahlreiche Offenland-Maßnahmen wie Entbuschungen, Beweidungs-Projekte und der jährliche Wiesendrusch umgesetzt. Im Bereich Gewässer standen die Renaturierung des ehemaligen Schwimmbades bei Ilbeshausen zu einem Flachwasserteich mit Eisvogelbrutplatz im Fokus sowie der zweite Abschnitt der Renaturierung der Schwarza bei Grebenhain. Auch für die Neophytenbekämpfung und Artmaßnahmen insbesondere für Wiesenbrüter wurden wieder Mittel verausgabt.
Das Fazit: Das Projekt steht gut da. Umso glücklicher sind Verein und Fördermittelgeber, dass das Projekt nicht in diesem Jahr heruntergefahren werden muss, sondern mit voller Kraft weiterfährt.
„So wie die Umsetzung aktuell läuft, sind wir froh, das Naturschutzgroßprojekt für weitere zwei Jahre finanziell unterstützen zu können“, bestätigt Jutta Katz vom Hessischen Landwirtschafts- und Umweltministerium. „Hier bewegt sich was und die Erfolge sind in der Landschaft sichtbar.“
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