Die Sonderausstellung „‘Dem Regiment zur Ehr, dem Vaterland zur Wehr‘. Preußische Regimenter in der Provinz Schlesien 1871–1914: Zwischen Militarismus und Alltagsleben“ zeigt noch bis Ende Juni die Präsenz und Bedeutung der preußischen Armee in der Provinz Schlesien. Sie verdeutlicht, wie das Militär als sichtbarer und prägender Faktor des öffentlichen Lebens in vielen Städten stationiert war und sowohl eine äußere als auch eine innere Ordnungs- und Schutzfunktion ausübte. Der zeitliche Bogen der Ausstellung spannt sich von der Reichsgründung nach dem Deutsch-Französischen Krieg bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Die Ausstellung präsentiert über 700 historische Objekte, darunter Uniformen, Orden und Militaria, die der Sammler Norbert Kozioł aus Peiskretscham (Pyskowice) in vier Jahrzehnten zusammengetragen hat. Die Schau zeigt die Wechselwirkungen zwischen zivilem und militärischem Leben und erläutert, wie das Militär die Werte Disziplin, Gehorsam, Tapferkeit und Opferbereitschaft in der Gesellschaft verbreitete, nicht ohne die Allgegenwart der Armee kritisch zu beleuchten.
Anlässlich der Finissage findet am Sonntag, den 30. Juni um 15 Uhr eine Führung durch die Ausstellung mit Dr. Marius Hirschfeld statt. Der Rundgang dauert ca. 1 Stunde und kostet 2 Euro zzgl. Museumseintritt. Im Anschluss (ab 16 Uhr) thematisiert Carsten Reuß, wissenschaftlicher Mitarbeiter am LWL-Preußenmuseum in Minden, in seinem Gastvortrag, wie das Militär um 1900 oft karikaturistisch dargestellt wurde und hinterfragt diese Klischees. Er untersucht die tatsächliche Struktur des Militärs vor 1914, die Zusammenarbeit zwischen Offizieren und Unteroffizieren, die Wehrpflicht und den Einfluss des Föderalismus auf das Militär. Außerdem beleuchtet er das Selbstverständnis des Militärs und das problematische Verhältnis zur Zivilgesellschaft. Reuß betont, dass seit der Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland das Wissen um die historischen Zusammenhänge des militärischen Alltags verloren gegangen sei. Der „Traditionsabbruch“ habe dazu geführt, dass viele persönliche Überlieferungen und Kriegserfahrungen früherer Generationen in Vergessenheit geraten seien.
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