Hessische Weiterbildungsstätten trotzen dem Finanzierungsdebakel

Kammerpräsidentin Dr. Heike Winter und Vizepräsidentin Else Döring gingen auf eine Tour quer durch Hessen. Im Gepäck drei große Blumensträuße. Ziel waren die ersten drei offiziellen Weiterbildungsstätten in Hessen: Schön Klinik Bad Arolsen, Institut für Psychotherapieausbildung Marburg (IPAM), Gesellschaft für Ausbildung in Psychotherapie (GAP) Frankfurt am Main. Das Präsidium gratulierte den Beteiligten und überreichte mit großer Freude die Urkunden und Bescheide zur Ernennung der Weiterbildungsstätten durch die Kammer.

„Das war ein ganz besonderer Tag für uns. Wir freuen uns sehr über die ersten drei Weiterbildungsstätten, die mit uns diesen Weg in die neue Weiterbildung wagen – trotz der weiterhin ungeklärten Finanzierung und weiterer Fragen zur konkreten Umsetzung“, betont Dr. Winter. Damit spricht die Kammerpräsidentin ein weiterhin drängendes Problem an: Seit September 2020 gibt es einen neuen Qualifizierungsweg für Psychotherapeut*innen, die Finanzierung der Weiterbildung wurde jedoch nicht ausreichend geregelt.

Durch die daraus entstehende massive Unterfinanzierung der Weiterbildung wird es kein ausreichendes Angebot an Weiterbildungsplätzen geben. „Junge Kolleg*innen, die heute nicht mit einer Weiterbildung beginnen können, fehlen morgen in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen. Angesichts steigender Zahlen psychischer Erkrankungen werden diese aber zukünftig dringend gebraucht“, mahnt Dr. Winter. Vor diesem Hintergrund wird die Vorreiterrolle der ersten Weiterbildungsstätten deutlich. „Es war uns eine Herzensangelegenheit, die Verantwortlichen persönlich zu besuchen, zu gratulieren und über die individuellen Herausforderungen ins Gespräch zu kommen“, so die Vizepräsidentin Döring.

Schön Klinik, Bad Arolsen
„Wir haben schon immer viel investiert in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden. Unser psychologischer Dienst bildet dabei selbstverständlich keine Ausnahme – im Gegenteil: Er ist das Rückgrat unserer Behandlungskonzepte. Daher ist es für uns auch selbstverständlich gewesen, uns so früh wie möglich als Weiterbildungsstätte für die Gebiete Erwachsene und Kinder und Jugend der Verhaltenstherapie aufzustellen und die Zulassung zu beantragen. Dass es nun als eine der ersten Einrichtungen in Hessen mit der Zulassung geklappt hat, freut uns außerordentlich“, erläutert Daniel Roschanski, Klinikgeschäftsführer der Schön Klinik Bad Arolsen.

Institut für Psychologieausbildung Marburg (IPAM)
„Wir freuen uns sehr über die Anerkennung als Weiterbildungsstätte und danken unserer Kammer für die gute Zusammenarbeit auf diesem Weg. Als Hochschulambulanz sehen wir uns in besonderem Maße dazu verpflichtet, die ersten Schritte der neuen Weiterbildung für Psychotherapeut*innen voranzutreiben und für die Absolvent*innen, nicht nur hier bei uns an der Universität in Marburg, eine positive Zukunftsperspektive zu schaffen. Wir werden uns darüber hinaus auch weiterhin für eine Vereinbarkeit von berufspraktischer und wissenschaftlicher Weiterqualifizierung einsetzen.“ Dr. Gaby Bleichhardt, Leitung Psychotherapie-Ambulanz, Institut für Psychotherapieausbildung Marburg (IPAM).

Gesellschaft für Ausbildung in Psychotherapie (GAP), Frankfurt am Main
„Für uns war klar, dass wir als langjähriges staatlich anerkanntes Ausbildungsinstitut gleich von Beginn der neuen Weiterbildung die Zukunft mitbeschreiten und mitgestalten wollen – trotz der großen Unsicherheiten durch die ungeregelte Finanzierung. Deshalb sind wir stolz, eine der ersten Weiterbildungsstätten in Hessen zu sein. Wir freuen uns auf die Möglichkeit, den neuen Psychotherapeutinnen und -therapeuten Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten und wollen – unserem bewährten Leitspruch folgend – auch zukünftig den psychotherapeutischen Nachwuchs ‚gut in die Praxis begleiten‘“, Dr. Claudia Stromberg, Institutsleiterin Gesellschaft für Ausbildung in Psychotherapie (GAP), Frankfurt am Main.

Über Psychotherapeutenkammer Hessen

Die Psychotherapeutenkammer Hessen wurde 2001 gegründet und ist die berufsständische Vertretung von rund 6.500 Psychologischen Psychotherapeut*innen sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, die im Bundesland Hessen arbeiten. Sie ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts in Selbstverwaltung, überwacht die Erfüllung der Berufspflichten, fördert die Weiterbildung, ist im Bereich des Schlichtungswesens und der Gutachtertätigkeit aktiv und sorgt insgesamt für die Sicherung der hohen Qualität in der Gesundheitsversorgung. Außerdem setzt sich die Psychotherapeutenkammer Hessen für die Enttabuisierung psychischer Erkrankungen und die Entstigmatisierung Betroffener ein. Weitere Informationen unter www.ptk-hessen.de.

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