Die Bündnispartner betonen in ihrem Appell, dass Ökologie und Soziales untrennbar miteinander verbunden sind und fordern eine Transformation, die niemanden zurücklässt. Das betrifft viele Lebensbereiche: Beispielsweise müssen Heizungen in Gebäuden klimafreundlicher und der CO2-Ausstoß im Verkehr reduziert werden. Das bedeutet nicht nur eine Veränderung des Alltags, sondern auch finanzielle Lasten und wirft die Frage auf, wer diese tragen kann. Die Klimakrise, so formulieren die Unterzeichner im Appell, ist auch eine Gerechtigkeitskrise und fordern eine gerechte Verteilung der Lasten. Die Hauptbetroffenen der Erderwärmung sind in aller Regel diejenigen, die nur wenig dazu beitragen. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung liegt in seinen Emissionen so hoch wie die die ärmeren zwei Drittel der Menschheit. Das gilt global und im Verhältnis ähnlich auch in Baden-Württemberg. Werden soziale Gerechtigkeit und Klimaschutzmaßnahmen konsequent zusammen gedacht, ist die notwendige Transformation laut dem Appell eher eine Chance, denn eine Bedrohung.
Denn die Klimakrise und die eng damit verwobene wachsende soziale Spaltung sind die zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Das bedeute, so schreiben die Unterzeichner, eine grundsätzlich andere Haltung im Umgang mit der Natur. Sie ist nicht nur Ressourcenlager, sondern Lebens- und Überlebensgrundlage. Das Bündnis ruft deshalb zu einem achtsamen Umgang mit der Natur auf und fordert eine grundlegende Veränderung der Lebensweise.
Kernforderungen des Appells:
1. Gerechte Gestaltung der sozial-ökologischen Transformation: Die Lasten der Transformation müssen fair verteilt werden, wobei einkommensschwache Haushalte besonders berücksichtigt werden müssen.
2. Wirtschaftliche Neuausrichtung: Anreize für soziale und ökologische Innovationen müssen geschaffen und Fehlanreize abgebaut werden.
3. Ausbau einer sozial-ökologischen Infrastruktur: Investitionen sollen von grauer zu grüner Infrastruktur verlagert werden, unterstützt durch eine sozial gerechte Kostenverteilung.
4. Hebung des sozial-ökologischen Mehrwerts: Ökologische Angebote, die besonders finanzschwachen Haushalten konkreten Nutzen bringen, sollen gefördert und in der Fläche verbreitet werden. Dazu zählen zum Beispiel Repair Cafés oder Foodsharing Angebote.
5. Förderung der sozial-ökologischen Daseinsvorsorge: Kosten für Nachhaltigkeit sollten im Sozialgesetzbuch rechtlich verankert werden, um bei der Refinanzierung von Angeboten der freien Wohlfahrtspflege additiv berücksichtigt werden zu können.
Statements der Unterzeichner:
Matthias Fenger, Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart: "Die sozial-ökologische Transformation ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch eine soziale Chance. Wir müssen sicherstellen, dass die Transformation allen Menschen dient und niemand durch das Raster fällt."
Martin Bachhofer, BUND Landesverband Baden-Württemberg: "Es ist höchste Zeit, dass wir die Natur nicht mehr als bloße Ressource betrachten, sondern als Grundlage unseres Lebensraums, die es zu schützen gilt. Angesichts der Klimakrise werden ansonsten die Verteilungskämpfe beispielsweise um Wasser, Energie oder andere Ressourcen zunehmen – und mit ihnen die sozialen Spannungen. Dann verlieren Klima- und Naturschutzmaßnahmen an Akzeptanz. Das können wir uns nicht leisten.“
Kai Burmeister, Deutscher Gewerkschaftsbund Baden-Württemberg: "Die Transformation der Wirtschaft muss zusammen mit den Beschäftigten gestaltet werden und niemals gegen sie. Nur so kann die Akzeptanz für den Wandel in der Bevölkerung gesichert werden.“
Der Appell wurde heute um 10 Uhr in der Landespressekonferenz öffentlich vorgestellt. Die Unterzeichner laden alle gesellschaftlichen Akteure ein, sich diesem wichtigen Vorhaben anzuschließen und gemeinsam die Weichen für eine lebenswerte Zukunft zu stellen.
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