Doch auch in Sachen Gesundheit gibt es Aufholbedarf, denn noch immer orientiert sich unser Gesundheitssystem vorrangig am männlichen Teil der Bevölkerung:
- Medikamente werden meist nur an Männern getestet, weil diese einen gleichmäßigen Hormonhaushalt haben. Dabei sind Frauen und Männer, auch was den Hormonhaushalt, Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System angeht, unterschiedlich, sodass Medikamente bei Frauen entsprechend anders wirken können,
- So kann es dazu kommen, dass Frauen fehldiagnostiziert werden, weil sich Studien und die Lehre zu Krankheitsbildern überwiegend an Jungen und Männern orientieren. Dabei zeigen Frauen und Männer oft unterschiedliche Symptome bei der gleichen Krankheit.
- So werden Symptome bei Frauen oft auf die Psyche geschoben, weil Frauen als emotionaler wahrgenommen werden.
- Frauenkrankheiten, wie PMS oder Endometriose, werden viel weniger erforscht, sodass dort keine bis wenige Behandlungsmöglichkeiten bekannt sind.
Frauen erkranken beispielweise auch häufiger an Multipler Sklerose als Männer (Verhältnis 3:1). Bei Frauen bis zum 20. Lebensjahr beträgt das Verhältnis sogar 4:1. Bei der Betrachtung von geschlechtsbezogenen (genderspezifischen) Aspekten der MS werden jedoch häufig nur die Themen Schwangerschaft und Mutterschaft fokussiert.
Mit dem Positionspapier zu geschlechtsspezifischen Aspekten der MS macht die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft auf weitere Faktoren und Bedarfe aufmerksam, die im Verlauf der chronischen Erkrankung auftreten können und fordert, Patientenschulungen sowie auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmte Maßnahmen, wie hormonelle und Vitamin D-Substitution, Knochendichtemessungen, Physiotherapie und Funktionstraining für MS-Erkrankte in den Leistungskatalog der Renten- bzw. Krankenversicherung aufzunehmen. Die schwierigeren Berufseinstiege für junge Frauen mit MS, sowie die Gefahr früher Berentung von Frauen mit MS, bedürfen besonderer Arbeitsmarktprogramme, um dem entgegenzuwirken.
Die anlässlich des Welt-Adipositastag am 4. März häufig zu lesende Nachricht, dass Menschen in Deutschland dicker werden, ist mit Blick auf die Multiple Sklerose beunruhigend. Studien konnten zeigen, dass gerade für junge Frauen ab der Pubertät Übergewicht ein Risikofaktor für die Diagnose MS ist.
Eine aktualisierte Fassung des Positionspapiers wird in Kürze veröffentlicht.
Der DMSG-Bundesverband e.V., 1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge.
Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und derzeit mehr als 750 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, 4.186 engagierten ehrenamtlichen Helfern und 251 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG rund 42.000 Mitglieder.
Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. In Deutschland leiden nach Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 240.000 Menschen an MS. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.
MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Deutschlandweit sind schätzungsweise 280.000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, weltweit etwa 2,8 Mio. Menschen.
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