Dominanz deutscher Kirchen überwinden
Als persönlich größten Erfolg nennt der 63jährige Theologe die Überwindung der historisch bedingten Dominanz durch die in der Minderheit befindlichen deutschen Mitglieder zugunsten der Mehrheit aus afrikanischen und asiatischen Mitgliedskirchen und die damit einhergehende Herstellung des Gleichgewichts zwischen den Regionen. Dies äußere sich beispielsweise mit dem Bau von großzügigen Regionalbüros im indonesischen Pematangsiantar und im tansanischen Daressalam. Mit beiden Niederlassungen werde die Arbeit der VEM in Afrika und Asien durch mehr Personal und eine bessere Infrastruktur gestärkt und verliere das Wuppertaler Büro laut Dally das Verständnis, Missionszentrale zu sein.
Analog dazu seien jetzt durchweg alle drei Regionen gleichermaßen an der Planung und Umsetzung der inhaltlichen Schwerpunkte der Kirchengemeinschaft, wie der Bildungsarbeit mit dem Konzept „Globales Lernen im Ökumenischer Perspektive“, beteiligt. Im Zuge dieser konsequenten Internationalisierung konnten beispielsweise die Bildungseinrichtungen in Wuppertal und Bielefeld-Bethel geschlossen werden. Dank der Digitalisierung werden heute sowohl interne Sitzungen als auch Seminare und Konferenzen unter Einbeziehung aller drei VEM-Regionen abgehalten.
Kirchen im Süden übernehmen zunehmend finanzielle Verantwortung
Dally resümiert außerdem, dass die afrikanischen und asiatischen Mitgliedskirchen in den vergangenen Jahren zunehmend finanzielle Verantwortung übernommen hätten. Dies werde beispielsweise mit der Übernahme von Unterkunfts- und Verpflegungskosten der VEM-Vollversammlungen und anderer internationaler Konferenzen oder mit der Übereignung von kirchlichen Grundstücken in Westkongo, Tansania oder im indonesischen Sumatra und Kalimantan an die VEM sichtbar. Dieses Land könne dann zum Bau von Büros oder für einkommenschaffende Projekte verwendet werden. Angesichts des absehbaren Rückgangs der Finanzmittel bei den deutschen Mitgliedern werde sich die VEM-Gemeinschaft nach Einschätzung des Generalsekretärs künftig mehr auf die Stärke und Infrastruktur der Mitgliedskirchen im globalen Süden verlassen.
Christentum im globalen Süden ist selbstbewusst und stark
Aber auch mit Blick auf das Wachstum des Christentums sei nach Ansicht des Missionstheologen von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck eine Verlagerung in Richtung des globalen Südens zu beobachten. „Das Engagement aus dem Süden ist sehr stark, weil die VEM-Mitgliedskirchen in Afrika und Asien autarker geworden sind. Und nicht nur das. Heute hilft der globale Süden den deutschen Mitgliedskirchen dabei, ihren missionarischen Auftrag zu erfüllen. Die Kirchen im Süden sind bereit, ihre Missionare nach Deutschland zu schicken, um die Kirchen hier in ihrem Bemühen zu unterstützen, das Evangelium in einem zunehmend säkularen Deutschland zu verkünden. Wir haben keine Angst vor dieser Entwicklung, denn wir wissen, dass sich die Bedeutung des Christentums in der Vergangenheit immer über Kontinente hinweg verlagert hat. Und der globale Süden ist stark genug, diese Rolle zu übernehmen. Deshalb sind wir sicher, dass Gottes Mission weitergehen wird, wo immer wir dazu aufgerufen werden“, so der scheidende Generalsekretär der VEM.
Am 1. März wird Volker Martin Dally die Amtsgeschäfte in einem Gottesdienst offiziell an seinen Nachfolger, Dr. Andar Parlindungan, übergeben. Der 48jährige Theologe von der größten evangelischen Kirche Indonesiens, Huria Kristen Batak Protestan, ist seit 2014 als Abteilungsleiter für Programme und Vorstandsmitglied bei der VEM tätig und wurde im vergangenen September zum nächsten Generalsekretär berufen.
Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Büros in Wuppertal, Indonesien und Tansania ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien sowie sechs deutsche EKD-Kirchen und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis. Dazu gehört, die Lebensumstände notleidender und benachteiligter Menschen unter Achtung ihrer persönlichen Würde und Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts zu verbessern.
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