Die IHK Ostwürttemberg ist seit Beginn des Jahres 2024 federführend innerhalb des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) für das Thema Wohnungsbau und Immobilienwirtschaft tätig. Dies war durch die BWIHK-Gremien sowie die IHK-Vollversammlung Ende November 2023 beschlossen worden. IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler informierte den Expertenkreis, dass das Thema innerhalb des Masterplans für die Zukunftsoffensive Ostwürttemberg eine entscheidende Rolle spielt. Sarah Wörz hat zum 1. Januar 2024 die Position der Referentin für Wohnungsbau & Immobilienwirtschaft übernommen.
Breite Ausrichtung
Die Zusammensetzung des Expertenkreises ist breit angelegt. In den folgenden Terminen werden politische Mandatsträger und Vertreter aus der öffentlichen Verwaltung als Gäste begrüßt werden, um die Themen mit der kommunalen Familie zu diskutieren. Dabei spielt auch der neue Regionalplan für Ostwürttemberg eine Rolle, der derzeit vom Regionalverband aufgestellt wird.
Der Expertenkreis arbeitete einige Punkte heraus, die den aktuellen Wohnungsmarkt bestimmen. Beispielsweise haben sich Vermarkungszeiten für Neubauten deutlich verlängert, Projekte wurden wegen großen Kostensteigerungen und langer Genehmigungsverfahren auf Eis gelegt. Auf dem vor Weihnachten gestoppten Wachstumschancengesetz liegen große Hoffnungen der Branche. Auszubildende in der Baubranche zu halten, wird immer schwieriger. Arbeitsplätze sind gefährdet.
Impulse der Teilnehmenden
Ulrich Betzold, Geschäftsführer der Arnulf Betzold GmbH und IHK-Vizepräsident, stellte die Sicht eines Unternehmers dar, der wachsen möchte, dessen potenzielle neue Mitarbeitende aus anderen Regionen jedoch keinen Wohnraum finden. Er stellte die Makrosicht der Rahmenbedingungen bei wachsendem Fachkräftemangel dar. Er sorgt sich innerhalb dieses Szenariums um die Attraktivität der Region. Seine Sicht: Jeder neu geschaffene Wohnraum ist wichtig und schafft durch Umschichtung auch wieder bezahlbaren Wohnraum.
Markus Frei, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Ostalb, berichtete über den Rückgang im Baufinanzierungsgeschäft um 50 Prozent. Für die Altbausanierung wurden 2023 die meisten Mittel beantragt. Es gebe weniger Kapitalanleger für Wohnimmobilien. 2023 sei die Bauwirtschaft um rund 10 Prozent geschrumpft, dies werde sich 2024 und womöglich 2025 fortsetzen. Es stünden zu wenig Fördermittel für den Wohnungsbau bereit.
Drei Parameter haben sich laut Markus Frei gleichzeitig verschlechtert: Steigendes Zinsniveau, sinkendes Einkommen durch die hohe Inflation und drastisch steigende Baukosten charakterisieren die Lage. Ziel sei, die Inflation in den Griff zu bekommen, was sinkende Zinsen zur Folge hätte.
Markus Frei forderte mehr zinsverbilligte Darlehen der KfW, höhere Zuschüsse für Sanierungen, eine Eindämmung von Standards und Vorschriften sowie eine Einführung der degressiven Abschreibung von Neubauten.
Die Aalener Merz Objektbau setzt auf mietpreisgebundenen Wohnraum. Eine serielle/systematische Planung von Wohn- und Gewerbegebäuden liegt hierbei im Fokus. Gemeinsam mit der Jagstzeller Schlosser Holzbau wurde ein modulares Holzbausystem entwickelt und bereits umgesetzt.
In der Diskussionsrunde wurden zahlreiche weitere Impulse gegeben und Themenkomplexe geschnürt, an denen weiter gearbeitet werden soll. Aus dem Expertenkreis werden sich Arbeitsgruppen bilden, die an Themen konkret weiterarbeiten.
Bisherige Vorarbeiten
Es wurde 2023 ein Positionspapier auf regionaler Ebene vorbereitet. Eine Gemeinsame Erklärung „Initiative ‚Wohnraum jetzt!‘“ der OBs, Landräte und der IHK zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum (für Fachkräfte) in der Region Ostwürttemberg liegt in der Entwurfsfassung vor und steht zur Unterzeichnung an. Über den BWIHK und als federführende IHK erfolgt regelmäßig ein Input in den Strategiedialog des Landes zum bezahlbaren Wohnraum. Ulrich Grath gehört zudem seit 2023 dem DIHK-Immobilienausschuss an.
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