Seit der Einführung des E-Rezepts haben viele Apotheken mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die anfängliche Euphorie über die Digitalisierung des Rezeptprozesses wird von Praxisausstellungen, die nicht reibungslos verlaufen, überschattet. Apothekenbetreiber berichten von Stresssituationen, die durch fehlerhafte Rezepte und technische Probleme verursacht werden. Dies wirft Fragen zur Effizienz und Zuverlässigkeit des Systems auf, das ursprünglich dazu gedacht war, den Medikamentenversorgungsprozess zu vereinfachen.
Ein weiterer Umbruch ist das Card-Link-Verfahren der Gematik, das die Art und Weise, wie E-Rezepte abgerufen werden, grundlegend verändert hat. Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) muss nicht mehr physisch ins Lesegerät gesteckt werden; stattdessen kann sie auf das Smartphone gelegt werden, und die Kartennummer wird eingegeben. Diese Neuerung hat jedoch auch eine Kehrseite – die vermeintliche Umgehung der Vor-Ort-Apotheken durch den schnellen Transfer von E-Rezepten zu Online-Plattformen wie DocMorris oder anderen Versandhäusern. Der Traum von einer stärkeren Betonung der Präsenzapotheken im E-Rezept-Verfahren scheint zu schwinden.
In Bezug auf die Präqualifikation gestaltet sich die Lage ebenfalls kompliziert. Die Abschaffung dieses Prozesses kommt aufgrund von Widerständen seitens der Krankenkassen nur schleppend voran. Dieses Stocken wirft Fragen nach den politischen Prioritäten und der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren im Gesundheitssektor auf.
Währenddessen feiert die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Schladming ihre Erfolge in der Berufspolitik, zeigt sich jedoch enttäuscht über einen speziellen Punkt – die ausstehende Erhöhung des Honorars. Diese Enttäuschung offenbart einen Spannungsbogen zwischen den politischen Errungenschaften und den finanziellen Realitäten, mit denen Apotheken konfrontiert sind.
Insgesamt zeichnet sich ein komplexes Bild ab, in dem technische, politische und finanzielle Faktoren miteinander verflochten sind. Die Zukunft der Apotheken hängt davon ab, wie diese Herausforderungen angegangen und in eine nachhaltige Strategie für die medizinische Versorgung integriert werden.
Kommentar: Die Gratwanderung der Apotheken im digitalen Zeitalter
Die Apotheken sehen sich in einer Zeit des Wandels und der Unsicherheit, die durch die Einführung des E-Rezepts und weiterer digitaler Innovationen geprägt ist. Während die Vision einer effizienten, digitalen Medikamentenversorgung zunächst optimistisch erschien, tritt nun eine komplexe Realität zutage.
Technische Herausforderungen und Praxisfehler setzen die Apotheken unter erheblichen Druck, und die anfängliche Begeisterung über das E-Rezept wird durch diese Hindernisse gedämpft. Das Card-Link-Verfahren, das als Fortschritt angepriesen wird, birgt das Risiko, die Präsenzapotheken zu umgehen und den Weg für Online-Plattformen zu ebnen. Dieser Wandel erfordert eine sorgfältige Balance zwischen digitaler Innovation und der Aufrechterhaltung der Stärke der Vor-Ort-Apotheken.
Die Abschaffung der Präqualifikation zeigt, dass politische Entscheidungen nicht ohne Widerstände umsetzbar sind. Die Schwierigkeiten, die von den Krankenkassen ausgehen, werfen die Frage auf, ob die politischen Prioritäten die Bedürfnisse der Apotheken ausreichend berücksichtigen.
Die ABDA mag Erfolge in der Berufspolitik feiern, aber die ausbleibende Erhöhung des Honorars offenbart eine Kluft zwischen politischem Erfolg und finanziellen Realitäten. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit, die finanzielle Situation der Apotheken zu stärken, um ihre nachhaltige Rolle im Gesundheitssystem zu gewährleisten.
Insgesamt stehen die Apotheken vor einer Gratwanderung zwischen digitaler Transformation und der Bewahrung ihrer traditionellen Rolle. Die Herausforderungen müssen als Ansporn für eine umfassende Strategie dienen, die sowohl die Effizienz als auch die Stabilität der Apotheken in einer sich rasch wandelnden Gesundheitslandschaft sicherstellt.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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