Neue Statistik: Kein ernsthafter Rückgang bei Tierversuchen

Die vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) aktuell veröffentlichten Tierversuchszahlen zeigen, dass im Jahr 2022 insgesamt 4.207.231 Tiere im Labor leiden und sterben mussten. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) sieht die konstant hohen Zahlen als Alarmsignal und appelliert an die Politik, endlich einen Ausstieg aus dem Tierversuch festzuschreiben.

Von den insgesamt 4.207.231 Tieren wurden 2.437.794 zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet. Sie wurden entweder in Tierversuchen verwendet (1.725.855 Tiere) oder ihnen wurden Organe für Forschungszwecke entnommen (711.939 Tiere). Hinzu kommen die 1.769.437 sogenannten Überschusstiere, die mangels Verwendungszwecks getötet wurden. Der Ärzteverein kritisiert schon lange die Tötung dieser gezüchteten, letztlich aber „unerwünschten“ Tiere als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, das hierfür einen vernünftigen Grund vorschreibt.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die offizielle Anzahl von 5.058.242 auf 4.207.231 Tiere gesunken. Diese Zahl umfasst die in Tierversuchen oder zur Organentnahme verwendeten sowie die als Überschuss getöteten Tiere.

Vielfach wird kommuniziert, die Zahlen seien seit Jahren im Rückgang. ÄgT jedoch kritisiert, dass von einem ernsthaften Rückgang keine Rede sein kann, da die Zahlen sich auf ähnlich hohem Niveau bewegen. Selbst von der seit Jahren seitens der Politik versprochenen Beschränkung von Tierversuchen auf das „notwendige Maß“ ist nach Ansicht des Vereins nichts zu spüren. Verschwiegen werden systematisch auch die Tiere, die gar nicht erst in der offiziellen Statistik erfasst werden, deren Leid jedoch von der Tierversuchsindustrie zu verantworten ist, so ÄgT. Dazu zählten unter anderem die in Zucht und Transport zu Tode gekommenen Tiere sowie zahlreich wirbellose Tiere wie Insekten.

Wie auch in den vergangenen Jahren sind zahlenmäßig die Hauptleidtragenden rund 1,8 Millionen Mäuse, knapp 250.000 Fische, rund 160.000 Ratten und mehr als 62.000 Kaninchen. In 2022 wurden neben zahlreichen weiteren Tierarten 2.267 Primaten und damit über 300 mehr als im Vorjahr verbraucht. Die Affen werden vorwiegend in Giftigkeitstests eingesetzt oder auch in der Hirnforschung. Die Zahl der Hunde ist um 4% auf 2.657 gegenüber 2.560 im Vorjahr gestiegen. Ebenso ist die Anzahl der Katzen von 644 auf 862 gestiegen.

Auf das Konto der per Definition zweckfreien Grundlagenforschung gehen 56% der Tiere. 3,6 % und damit 62.377 Tiere waren in Tierversuchen mit dem Schweregrad schwer eingesetzt, 25,4% (438.044 Tiere) wurden dem mittleren und 66,3% (1.144.668 Tiere) dem geringen Schweregrad zugeordnet. Dabei obliegt es dem Antragsteller selbst, den Schweregrad anzugeben, welcher von den Behörden selten hinterfragt wird. Eine Auswertung des Ärztevereins zeigt, dass das Leid der Tiere heruntergespielt wird und selbst schwer leidvolle Versuche als mittel oder gering belastend eingestuft werden.

Ärzte gegen Tierversuche kritisiert die Verantwortlichen in der Politik für ein „fehlgeleitetes System, das mit dem Tierversuch an veralteter und unethischer Forschung festhält, anstatt sich dem Zeitgeist mit modernen, humanbasierten Methoden ohne Tierverbrauch zu widmen“. Mit der von der Bundesregierung vorgesehen Reduktionsstrategie würde lediglich der Tierversuch weiter gefestigt, wohingegen in anderen Ländern bereits Strategien für einen Systemwechsel, d.h. den Ausstieg aus dem Tierversuch, bestehen.

Weitere Info

Tierversuchsstatistik 2022 >>

Tierleid bei Tierversuchen heruntergespielt. Ärzte gegen Tierversuche, 01.08.2017 >>

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„Medizinischer Fortschritt ist wichtig – Tierversuche sind der falsche Weg!“ – Unter diesem Motto setzt sich Ärzte gegen Tierversuche e. V. seit 1979 für eine tierversuchsfreie Forschung ein, die auf dem Einsatz von modernen Methoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips sowie der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten basiert. Ziel ist die Abschaffung aller Tierversuche und damit eine ethisch vertretbare, am Menschen orientierte Medizin – eine Wissenschaft, die durch moderne, tierversuchsfreie Testmethoden zu relevanten Ergebnissen gelangt.

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