Offene Stellen im Handwerk

Fachkräftesicherung war das Hauptthema bei der Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg. Zur gemeinsamen Verantwortung der beruflichen und akademischen Zweige sprach Uni-Präsident Prof. Dr. Ralph Bruder.

Oldenburg. Über 45 Prozent der regionalen Handwerksbetriebe haben mindestens eine offene Stelle für Fach- oder Hilfskräfte. Mit diesem Umfrage-Ergebnis hat Eckhard Stein, Präsident der Handwerkskammer Oldenburg, das Hauptthema der 201. Vollversammlung eingeleitet. „Das Handwerk setzt die Energiewende um. Daher müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Entfaltung unternehmerischer Kraft fördern, anstatt sie zu beeinträchtigen. Die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist eine Grundvoraussetzung für den Wirtschaftsstandort.“

Stein berichtete der Vollversammlung, die aus 26 Arbeitgebern und 13 Arbeitnehmern besteht, dass die Herbst-Konjunktur besser beurteilt wird als im Vorjahr. „Aus den Antworten der Betriebe ergibt sich ein steigender Indikator. Dieser bildet die Lage und die Erwartungen ab. Der Wert ist von 91 Punkten auf 103 Punkte gestiegen“, sagte Stein mit Bezug auf eine Umfrage der Handwerkskammer. „Wir nehmen positive Veränderungen in verschiedenen Branchen wahr, sehen aber auch eine schwierige Phase für das Bauhauptgewerbe.“

Mit Hauptgeschäftsführer Heiko Henke beschrieb der Kammerpräsident anhand zweier fiktiver Lebensläufe, welche Perspektiven Schülerinnen und Schüler im Handwerk haben. Entscheidend sei die Berufsorientierung. „Die Bundesregierung und Landesregierungen müssen der beruflichen Bildung eine höhere Wertigkeit einräumen und bildungspolitische Maßnahmen ergreifen“, sagte Henke. Stein ergänzte eine neue Forderung: „Wir setzen uns für die Einführung einer Praktikumsprämie zur Stärkung der Berufsorientierung ein. Vorbild ist Sachsen-Anhalt. Dort erhalten junge Menschen ab 15 Jahren eine Prämie, wenn sie sich freiwillig in den Schulferien im Rahmen eines Praktikums beruflich orientieren. Die Praktikumsprämie beträgt 120 Euro für eine Schnupperwoche im Handwerk. Vier Mal pro Jahr kann diese in Anspruch genommen werden.“

Auch das Gastreferat stand bei der Vollversammlung im Zeichen des Nachwuchses. Prof. Dr. Ralph Bruder, Präsident der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, sprach über die gemeinsame Verantwortung für die Sicherung von Fachkräften. „Trotz der bundesweiten Problematik des Fachkräftemangels gibt es großen Handlungsspielraum auf regionaler Ebene“, sagte Bruder. Dabei sei Bildung der Faktor mit dem größten Potenzial. „Ausbildende Unternehmen und Bildungseinrichtungen vor Ort inklusive der Universität können und sollten hier ihre Kräfte bündeln“, betonte er. Wichtig sei, dass alle Akteure gemeinsam Verantwortung für die Ausbildung und auch die Bindung von Fachkräften übernähmen.

Eine Trendwende „nach Corona“ sieht Kammerpräsident Stein: „In diesem Jahr haben wir 2.554 neue Ausbildungsverträge eingetragen. Das entspricht einem Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“ Einig waren sich die Mitglieder der Vollversammlung, dass die Imagekampagne des Handwerks weitergeführt werden soll. Zurzeit finden in allen 53 Handwerkskammern Beschlussfassungen für eine Fortsetzung in den Jahren 2025 bis 2029 statt. Der Betriebsbestand ist übrigens gewachsen: Mit 13.326 Unternehmen gibt es im Bezirk der Handwerkskammer Oldenburg 101 mehr Firmen als zum Jahresbeginn.

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