„Zur positiven Marktdynamik haben die Zahlen zur Inflationsentwicklung beigetragen ”, sagt Zoltan Schaumburger, Portfoliomanager bei der Vermögensmanagement Euroswitch. Die annualisierte US-Inflationsrate fiel von +3,7 % im August und September auf +3,2 % im Oktober und damit stärker als von den meisten Analysten erwartet. Ein ähnlicher Trend ließ sich auch in Europa beobachten: Die Inflation der Eurozone lag bei einem Wert von +2,4 % (Vormonat: +2,9 %) und in Deutschland bei +3,2 % (Vormonat: +3,8 %).
Die sinkenden Inflationszahlen führten laut dem Finanzexperten nahezu mechanisch zu einer „Risk-on-Rallye“ am Markt: „Die Dynamik der Bewegung wurde zusätzlich vom negativen Sentiment der Marktteilnehmer und der Positionierung von Trendfolgemodellen – aufgrund der negativen Entwicklung im Oktober – befeuert.“ Aufgrund der Auspreisung weiterer Zinserhöhungsschritte sowohl bei der EZB als auch bei der amerikanischen Zentralbank FED prognostiziert Schaumburger einen Perspektivenwechsel unter den Marktteilnehmern: von einer anfänglichen Antizipation eines möglichen Endes der Zinserhöhungsphase hin zur Antizipation des Beginns einer Zinssenkungsphase. „Aus den am Markt gehandelten Zins-Terminkontrakten lässt sich derzeit herauslesen, dass Marktteilnehmer bereits ab Sommer die erste von insgesamt drei Zinssenkungen von je 0,25 % im Jahresverlauf 2024 erwarten“, so der Experte.
Europa und die USA – zwei Welten
Schaumburger warnt: „Die nun anstehende Übergangsphase zwischen dem Verharren auf einem Zinsplateau und dem Beginn möglicher Zinssenkungen erscheint dabei in der Eurozone besonders kritisch. Wirtschaftsindikatoren deuten bereits jetzt auf eine signifikante Abkühlung hin.“ Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone liegt mit -0,1 % im negativen Terrain, auf Einzelländerebene befinden sich bereits mehrere EU-Nationen schon in einer Rezession. „Auch der deutschen Wirtschaft scheint aufgrund der Schrumpfung des vergangenen Quartals der Pfad in Richtung Rezession vorbestimmt“, befürchtet der Portfoliomanager. Des Weiteren zeigen die im November erschienenen Industrieproduktionszahlen für die Eurozone mit einem Wert von -6,9 % im Vorjahresvergleich, aber auch die Einkaufsmanagerindizes des produzierenden Gewerbes mit einem Wert von 43,8 (Kontraktion unter einem Wert von 50) eine klare Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität. „Eine Diagnose zur Verfassung der europäischen Wirtschaft erscheint eindeutig: Stagnation mit einer rezessiven Tendenz“, so Schaumburger.
Im Gegensatz zu Europa entwickele sich die US-Wirtschaft mit einem BIP-Wachstum in Höhe von +5,2 % im dritten Quartal mit einer anderen Dynamik. Und auch die Perspektive schätzt der Finanzexperte robust ein: „Da der Konsument eine wesentliche Stütze der US-Wirtschaftsdynamik darstellt, sind die jüngsten Rekord-Online-Umsätze der Shopping-Tage ‚Black-Friday‘ und ‚Cyber-Monday‘ zunächst positiv zu bewerten. Inwieweit dieser Konsumboom aber noch tatsächlich anhalten kann, wird letztendlich die Dynamik des Arbeitsmarktes entscheiden.“ Hier seien zwar zunehmend erste Warnzeichen zu erkennen, etwa bei der Einstellung von Servicekräften oder bei der Anzahl der multiplen Stellenhalter. Allerdings handele es sich dabei aber um Signale, die in ihrer Ausprägung bisher weder auf einen signifikanten Trendwechsel am Arbeitsmarkt noch auf eine stärkere Abschwächung der Wirtschaft hindeuten.
Erfahren Sie mehr im Finanzpodcast mit Zoltan Schaumburger.
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