Ab wann spricht man von einer Frühgeburt?
Prof. Dr. Dominique Singer: Normalerweise dauert eine Schwangerschaft 40 Wochen. Nur selten kommen Babys genau zum errechneten Geburtstermin zur Welt. Kinder, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, werden als Frühgeborene bezeichnet. Und das ist keine Seltenheit: Etwa zehn Prozent aller Neugeborenen kommen zu früh auf die Welt. Wiederum zehn Prozent von ihnen sind die sehr kleinen Frühgeborenen, also diejenigen, die vor der vollendeten 30. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht von weniger als 1.500 Gramm geboren werden.
Wie kommt es zu einer Frühgeburt?
Zunächst einmal ist es wichtig zu betonen, dass die Schwangere keine Schuld trifft. Es gibt kaum etwas, das man tun oder lassen kann, um eine Frühgeburt herbeizuführen oder zu verhindern. Aus medizinischer Sicht gibt es hauptsächlich zwei Gründe für Frühgeburten: Zum einen Infektionen, die schon im Mutterleib auftreten und eine vorzeitige Entbindung erzwingen. Zum anderen die sogenannte intrauterine Wachstumsrestriktion. Das bedeutet, dass das Ungeborene im Mutterleib nicht mehr ausreichend versorgt wird und daher besser auf die Welt geholt werden muss.
Ist eine Frühgeburt lebensbedrohlich?
Die weit überwiegende Mehrzahl der Frühgeborenen, also diejenigen, die kurz vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, überleben normalerweise vollkommen gesund. Gleichwohl nimmt die Rate an Komplikationen mit jeder Woche an Frühgeburtlichkeit allmählich zu. Doch selbst an der Grenze der Lebensfähigkeit, das heißt mit 23 oder 24 Schwangerschaftswochen, ist in spezialisierten Zentren heute ein Überleben von 70 bis 80 Prozent möglich.
Hat eine Frühgeburt Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes?
Vor allem bei den sehr kleinen Frühgeborenen können neben den akuten Komplikationen, etwa dem Atemnotsyndrom oder den gefürchteten Hirnblutungen, durchaus auch längerfristige motorische oder kognitive Beeinträchtigungen auftreten. Zudem wissen wir heute, dass bei Erwachsenen mit Frühgeburtsanamnese bestimmte Atemwegs-, Stoffwechsel- und psychische Erkrankungen etwas gehäuft vorkommen.
Was raten Sie Eltern?
Durch aktive Einbeziehung der Eltern in die pflegerische Versorgung ihres Kindes versuchen wir heutzutage, die Bindung zwischen Eltern und Kind bestmöglich zu unterstützen. Betroffene Eltern sollten ein überprotektives Verhalten vermeiden, aber gleichzeitig zusammen mit Lehrer:innen und Erzieher:innen darauf achten, dass etwaige kleinere Handicaps nicht zu einer schleichenden Ausgrenzung der ehemaligen Frühgeborenen führen.
Das 1889 gegründete Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist eine der modernsten Kliniken Europas und mit rund 14.900 Mitarbeitenden einer der größten Arbeitgeber in Hamburg. Pro Jahr werden im UKE rund 543.000 Patient:innen versorgt, 89.000 davon stationär und 454.000 ambulant. Zu den Forschungsschwerpunkten des UKE gehören die Neurowissenschaften, die Herz-Kreislauf-Forschung, die Versorgungsforschung, die Onkologie sowie Infektionen und Entzündungen. Über die Medizinische Fakultät bildet das UKE rund 3.400 Mediziner:innen, Zahnmediziner:innen und Hebammen aus.
Wissen – Forschen – Heilen durch vernetzte Kompetenz: Das UKE. | www.uke.de
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistr. 52
20251 Hamburg
Telefon: +49 (40) 7410-0
http://www.uke.de
Leiterin
Telefon: +49 (40) 7410-56061
Fax: +49 (40) 7410-54932
E-Mail: presse@uke.de
Ärztlicher Leiter der Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin
Telefon: +49 (40) 7410-52723
E-Mail: d.singer@uke.de
Unternehmenskommunikation
Telefon: +49 (40) 7410-54105
E-Mail: s.gerling@uke.de