Krankenkassen und Patientendaten: Mythen und Realität

In den letzten Monaten hat eine Debatte über die Rolle der Krankenkassen in Bezug auf Patientendaten an Fahrt aufgenommen. Vielfach wurde behauptet, die Kassen seien lediglich daran interessiert, auf persönliche Gesundheitsdaten zuzugreifen. Doch die Realität ist komplexer, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Es wird oft gefragt, auf welche Daten die Krankenkassen zugreifen möchten, die sie noch nicht besitzen. Dieser Gedanke beruht auf der Annahme, dass die Kostenträger bereits über umfassende Informationen zu ihren Versicherten verfügen, einschließlich verschriebener Medikamente, durchgeführter Diagnosen und abgerechneter Leistungen. Tatsächlich sind die Kassen in dieser Hinsicht den Apotheken datenmäßig überlegen.

Die automatisierte Arzneimitteltherapiesicherheitsprüfung (AMTS-Prüfung) setzt hier an und überprüft, ob die verordneten Medikamente sicher und effektiv miteinander kombiniert werden können. Diese Prüfung erfolgt in Übereinstimmung mit den vorhandenen Daten und ist ein logischer Schritt zur Gewährleistung der Patientensicherheit. Auch wenn dies nicht von allen Akteuren im Gesundheitswesen gleichermaßen begrüßt wird, ist es eine notwendige Maßnahme.

Apotheken können zwar einen Einblick in den Bereich der frei verkäuflichen Medikamente (OTC) haben, sofern die Kunden dem Speichern ihrer Einkäufe auf der Kundenkarte zustimmen. Dennoch erfolgen Einkäufe in verschiedenen Apotheken und im Internet, was die Erfassung dieser Daten erschwert.

Die Verordnungen von Medikamenten laufen in der Regel nicht ausschließlich in einer einzigen Apotheke zusammen, nicht einmal in der Stamm-Apotheke. Ein umfassender Überblick über die Medikation eines Patienten wird erst durch den Zugriff auf die elektronische Patientenakte (ePA) und den zentralen Medikationsplan möglich. Diese Informationen sind bereits den Krankenkassen zugänglich, und sie führen bereits patientenbezogene Auswertungen durch.

Es ist klar, dass die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) perspektivisch nicht allein durch menschliche Expertise, sondern durch weitgehend automatisierte KI- und Datenbanklösungen erreicht werden wird. Dies sollte idealerweise bereits bei der Verordnung von Medikamenten berücksichtigt werden, um mögliche Probleme vor der Abgabe zu erkennen.

Die Debatte darüber, wie Krankenkassen mit Daten umgehen, wird voraussichtlich fortgesetzt werden. Es ist wichtig, die tatsächlichen Herausforderungen und Chancen in dieser Angelegenheit zu verstehen, um einen ausgewogenen und sachlichen Dialog zu fördern.

Kommentar:

Die Diskussion um den Zugang der Krankenkassen zu Gesundheitsdaten wirft einige wichtige Fragen auf. Es ist zwar verständlich, dass Menschen besorgt über die Privatsphäre und den Schutz ihrer Daten sind, aber es ist entscheidend, die Fakten in Betracht zu ziehen. Tatsächlich verfügen die Krankenkassen bereits über viele Informationen zu ihren Versicherten, und der Zugang zu diesen Daten ist notwendig, um die Sicherheit und Effektivität der Medikation zu gewährleisten.

Die automatisierte Arzneimitteltherapiesicherheitsprüfung (AMTS) ist ein sinnvoller Schritt, um sicherzustellen, dass Patienten die richtigen Medikamente erhalten und keine gefährlichen Wechselwirkungen auftreten. Diese Prüfung basiert auf den vorhandenen Daten, und es ist logisch, sie dort anzusetzen, wo die Informationen verfügbar sind.

Apotheken können Einblick in den frei verkäuflichen Medikamentenbereich haben, aber die Verordnungen und Verschreibungen sind komplexer und laufen nicht zwangsläufig alle in einer Apotheke zusammen. Der Zugriff auf die elektronische Patientenakte und den zentralen Medikationsplan ist der Schlüssel zu einem umfassenden Einblick in die Medikation eines Patienten. Die Krankenkassen haben bereits Zugang zu diesen Informationen und nutzen sie, um patientenbezogene Auswertungen durchzuführen.

Es ist klar, dass die Zukunft in der Gesundheitsversorgung stärker auf automatisierten KI- und Datenbanklösungen beruht, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Diese Diskussion sollte nicht von unbegründeten Ängsten um Datenschutz dominiert werden, sondern von einem rationalen Blick auf die Vorteile und Herausforderungen, die diese Entwicklungen mit sich bringen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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