Vor diesem Hintergrund unterstrich Asmussen die Unterstützung der Versicherer für die Mobilitätswende. „Dass wir als Gesellschaft unsere Fahrzeuge künftig nicht mehr mit fossilen Rohstoffen antreiben, ist und bleibt angesichts der ökologischen Herausforderung des Klimawandels der einzig richtige Weg“, so der GDV-Hauptgeschäftsführer. „Wir Versicherer wollen diesen Wandel begleiten und positiv mitgestalten, daher warnen wir frühzeitig vor dieser Entwicklung.“
Asmussen verwies in diesem Zusammenhang auch auf das zweite zentrale Ergebnis der Studie: „In der Kfz-Haftpflichtversicherung – also bei Unfällen, bei denen mit einem Auto andere geschädigt werden – verursachen Elektroautos im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger Unfälle als vergleichbare Verbrenner.“ Noch deutlicher ist der Vorteil der Elektroautos in der Vollkaskoversicherung, also den Schäden am eigenen Auto. „Hier entstehen bei den Stromern im Schnitt sogar rund 20 Prozent weniger Schäden“, so Asmussen. Beide Faktoren – teurere, aber weniger Schäden bei Elektroautos – werden bei der Berechnung der individuellen Typklassen des jeweiligen Modells berücksichtigt.
Hohe Reparaturkosten für E-Autos haben mehrere Gründe
Die im Vergleich zu Verbrennern deutlich höheren Reparaturkosten bei Elektroautos sind laut Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik, auf vier Hauptgründe zurückzuführen. Er nennt zunächst die hohen Kosten durch beschädigte Antriebsbatterien bei verbesserungswürdigen Tauschkriterien, Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten. Zudem führe Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten Elektroautos zu hohen Kosten. Etwa weil sie sehr lang in Quarantäne gelagert oder durch Vorsichtsmaßnahmen in Tauchbäder in Löschcontainern zu Totalschäden werden. Außerdem bemängelt Lauterwasser lange Standzeiten sowie hohe Stundenverrechnungssätze in Werkstätten für Arbeiten an E-Autos.
„Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrungen mit Verbrennern, aber nur rund zehn Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen. Mit Blick auf Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachtern fehlen deshalb noch Erfahrung und bewährte Verfahren im Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos. Angesichts des zu erwartenden Wachstums besteht deshalb deutlicher Handlungsbedarf“, sagt Lauterwasser.
Hersteller und Werkstätten sollen hohen Reparaturkosten entgegenwirken
Um diese Entwicklung zu stoppen, hat die Versicherungswirtschaft konkrete Forderungen an die Hersteller, wie Heinz Gressel betont, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kraftfahrt. Batterien sollten demnach schon beim Design der Fahrzeuge so gut wie möglich vor Schäden durch Unfälle schützen. Zugleich sollten Werkstätten und Gutachtern aussagekräftige Diagnosedaten zum Zustand der Batterie nach einem Unfall zur Verfügung gestellt werden.
Außerdem, so Gressel, sollten wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Anleitungen für die Reparatur und/oder den teilweisen Austausch be-schädigter Batterien vorhanden sein. Und es sollten präzise Kriterien für den Umgang mit verunfallten Elektroautos entwickelt und Werkstätten, Abschleppunternehmer und Feuerwehren umfassend qualifiziert werden.
Von den Werkstätten und Gutachtern fordern die Versicherer laut Gressel, dass Batterien bei beschädigten Elektroautos schnell geprüft, Brandgefahren früh ausgeschlossen und Quarantänelagerungen möglichst kurz gehalten werden. Zudem sollten vermehrt Fachkräfte für die Reparatur von Elektroautos aus- und weitergebildet werden. „Wenn die Kosten für Elektromobilität aus dem Ruder laufen, sinkt auch deren Akzeptanz. Und das dürfen wir nicht riskieren“, so Gressel.
Hintergrund: Die GDV-Studie
Für die aktuelle GDV-Untersuchung wurden 37 Modellpaare aus Elektroautos und Verbrennern gebildet, die sich möglichst ähnlich sind. Das war in manchen Fällen sehr einfach, weil es baugleiche Modelle gibt, zum Beispiel beim Smart den Elektro-Smart oder beim Golf VII den Elektro-Golf VII. Bei anderen Modellen ist es schwieriger. In solchen Fällen haben Experten des GDV passende Vergleichsfahrzeuge gefunden. Dann wurde ausgewertet, wie sich die Häufigkeit und die Höhe der Schäden sowohl in der Kfz-Haftpflicht- als auch in der Vollkaskoversicherung über drei Jahre entwickelt haben.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. Die rund 460 Mitgliedsunternehmen sorgen durch 454 Millionen Versicherungsverträge für umfassenden Risikoschutz und Vorsorge sowohl für die privaten Haushalte wie für Industrie, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen. Als Risikoträger und bedeutender Kapitalgeber mit Kapitalanlagen in Höhe von 1,8 Billionen Euro haben die privaten Versicherungsunternehmen auch eine herausragende Bedeutung für Investitionen, Wachstum und Beschäftigung in der deutschen Volkswirtschaft. 487.500 Menschen sind für die Versicherungswirtschaft in Deutschland tätig.
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. GDV
Wilhelmstraße 43 / 43G
10117 Berlin
Telefon: +49 (30) 2020-5000
Telefax: +49 (30) 2020-6000
http://www.gdv.de
Telefon: +49 (30) 2020-5903
E-Mail: k.jarosch@gdv.de