Klimaberufe werden immer beliebter

Fast 3.600 junge Menschen beginnen zum Ausbildungsstart eine Lehre in einem Handwerksunternehmen in der Region Stuttgart. Im Vergleich zum Vorjahr liegt das Plus an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bei 3,7 Prozent. Sehr beliebt sind die Klima- und Mobilitätsberufe, einen großen Zuwachs verzeichnet außerdem das Friseurhandwerk. Sorgen bereitet dagegen die Entwicklung in vielen Bau- und Ausbaugewerken.

Die positive Entwicklung sei sehr erfreulich und ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, erklärt Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart: „3.594 junge Menschen haben sich für eine Ausbildung im Handwerk und somit für einen Karriereweg mit großartigen Zukunftsaussichten und sinnstiftenden Aufgaben entschieden.“ Ganz vorne in Sachen Ausbildung liegt bei den jungen Menschen das Kfz-Handwerk mit insgesamt 513 neuen Auszubildenden. Weiterhin sehr beliebt sind die sogenannten Klimaberufe, dazu gehören die Ausbildungsberufe im Elektro-Handwerk und der Sanitär-Heizung-Klima-Branche (SHK). Auch die Anzahl der neuen Lehrlinge im Friseurhandwerk stieg im Vergleich zum Vorjahr um 50 Azubis deutlich an. „Sichtbar ist hier eine Erholung, nachdem die Friseurbetriebe in den zurückliegenden Jahren stark unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten haben“, erläutert der Kammerchef. Allerdings ist die Entwicklung nicht in allen Gewerken positiv: „In vielen Berufen der Bau- und Ausbaugewerke müssen wir leider feststellen, dass die Krise der Bauwirtschaft auch einen Rückgang neuer Ausbildungsverträge zur Folge hat.“ Davon betroffen sind beispielsweise das Zimmerer- und das Maurerhandwerk.

Erneut auf einem hohen Niveau ist mit 17,8 Prozent, 641 Azubis, der Anteil der Lehrlinge mit Abitur oder Fachhochschulreife. Auch bei jungen Frauen wird das Handwerk immer beliebter: unter den neuen Lehrlingen sind 745 weibliche Auszubildende. Die Entwicklung der Verteilung der Schulabgänger, die im Handwerk starten, zeige, dass es für junge Menschen ohne Schulabschluss schwerer wird, einen Ausbildungsplatz zu finden. „Mit allen Schulabschlüssen stehen die Chancen auf eine Lehrstelle sehr gut. Wer nach der Schule eine Karriere im Handwerk anstrebt, sollte selbstbewusst in das Bewerbungsverfahren gehen und auf seine Fähigkeiten vertrauen“, erklärt Peter Friedrich. 

Trotz der positiven Entwicklungen gebe es noch viel Luft nach oben: „Wir brauchen insgesamt mehr Nachwuchskräfte im Handwerk, der Fachkräftebedarf ist ein großes Problem, das die gesamte Branche betrifft.“ Der zentrale Baustein, um die zunehmende Fachkräftelücke zu schließen, sei die berufliche Bildung. „Es darf nicht bei ambitionierten Ankündigungen zur Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung bleiben, sondern es muss mit mehr Nachdruck als bisher für eine echte Gleichwertigkeit gesorgt werden“, appelliert Hauptgeschäftsführer Peter Friedrich. Die berufliche Orientierung an den Gymnasien müsse zwingend weiterentwickelt werden und das Handwerk bei den Lehrkräften stärker im Fokus stehen. „Notwendig ist eine ergebnisoffene Berufsorientierung, die akademische und berufliche Karrierewege gleichberechtigt aufzeigt und die Durchlässigkeit zwischen unterschiedlichen Bildungswegen hervorhebt.“

Mit vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Berufsorientierung möchte die Handwerkskammer junge Menschen für eine Karriere im Handwerk begeistern. Seit Juli 2023 ist eine regionale Koordinatorin für das Projekt Ausbildungsbotschafter, das vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert wird, bei der Handwerkskammer tätig. Ausbildungsbotschafter sind Azubis, die in Schulklassen für eine Berufsausbildung werben und über das duale Ausbildungssystem mit seinen Chancen informieren. Die neue Koordinatorin ist unter anderem in der Gewinnung, Auswahl und Schulung geeigneter Azubis aktiv. Im September startet auch wieder die „InfoTour“ an zahlreichen Schulen. Ziel der Kammerexperten ist es, den Schülerinnen und Schülern die breite Palette an Tätigkeiten und Karriereperspektiven aufzuzeigen, die sich hinter den 130 Handwerksberufen verbergen. Auf der Videoplattform azubiTV stehen zudem über 100 Videos zu Handwerksberufen zur Verfügung, in denen Auszubildende direkt aus der Praxis authentische Einblicke in ihren Ausbildungsberuf geben. Wer freie Ausbildungsplätze und Praktika sucht, findet diese am schnellsten über die kostenfreie Lehrstellenbörse der Handwerkskammer. Noch einfacher geht es mit der praktischen App Lehrstellenradar für Smartphones und Tablets.

Die Chancen stehen auch nach dem offiziellen Ausbildungsbeginn noch sehr gut, einen Ausbildungsplatz für den Wunschberuf zu finden. Weiterhin suchen viele Betriebe händeringend nach Auszubildenden. „Junge Menschen, die jetzt noch eine Lehre beginnen wollen, sollten die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer laufend beobachten“, empfiehlt Kammerchef Peter Friedrich.

Weitere Informationen unter www.hwk-stuttgart.de/bo und www.hwk-stuttgart.de/berufsorientierung 

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