Ernährungsempfehlungen ideologiefrei diskutieren

Man spricht seitens der DGE nun von 70 g Fleisch pro Woche. Bei den Empfehlungen würden künftig zusätzlich zu Ernährungs- und Gesundheitsaspekten auch ökologische Nachhaltigkeitskriterien, wie Treibhausgas-Emissionen, berücksichtigt, so die DGE. Die neue Empfehlung soll bis Ende 2023 in die Ernährungsstrategie von Landwirtschaftsminister Özdemir einfließen und in zahlreichen Kantinen angewendet werden.

Der Frankfurter Unternehmensberater Klaus Martin Fischer von den Ebner Stolz Management Consultants meint, die DGE würde damit ihre eigentliche Aufgabe aus den Augen verlieren. Als wissenschaftliche Organisation wäre sie dafür zuständig, Ernährungsempfehlungen abzugeben, die die Versorgung und Gesunderhaltung der Menschen im Fokus hat. Dies macht die DGE seit vielen Jahrzehnten auf ernährungswissenschaftlicher Basis. Beispielsweise fordert sie seit Jahren, dass Menschen ab 60 mehr tierische Proteine verzehren sollten, da der Bedarf an unentbehrlichen Aminosäuren, Mineralien und Spurenelementen gedeckt werden muss.

Mit dem Argument der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes in der Lebensmittelerzeugung vollziehe die DGE nun eine Trendänderung und gehe dabei über ihre Kompetenzen hinaus, so Fischer. Ein Ernährungsphysiologe sei kein Experte für Fruchtfolge, Nutztierhaltung oder landwirtschaftlichen Ressourcenschutz. Daher solle die DGE zu diesen Themen keine politisch motivierten Aussagen tätigen.

In Deutschland hat sich ein Framing etabliert, dass Rotfleisch ungesund und eine rein pflanzliche Ernährung am besten für die Gesundheit und die Umwelt sei. Dies ist nicht nur wissenschaftlich falsch, sondern durch politische Ideologien motiviert. Das Ergebnis dieses Deutungsrasters wirkt sich unberechtigterweise negativ auf das Image der Nutztier- bzw. Fleischbranche aus.

Tatsächlich bestätigen umfassende und vielfältige wissenschaftliche Untersuchungen die gesundheitlichen und ökologischen Vorteile tierischer Lebensmittel. Diese sind reich an unentbehrlichen bioverfügbaren Nährstoffen, die weltweit häufig fehlen, und können wichtige Beiträge zur Lebensmittel- und Ernährungssicherheit leisten. Die Erzeugung tierischer Produkte beeinflusst natürlich auch die Umwelt; die Wissenschaftler empfehlen daher eine stärkere Einbindung der Tierhaltung in regionale Ökosysteme.

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