Gab es im Jahr 2017 noch 19 Gemeinden im ländlichen Raum mit weniger als einem Profibetrieb je 1.000 Einwohner:innen (davon 2 ganz ohne einen Betrieb), sind es in 2021 bereits 42 Gemeinden (davon 3 ganz ohne einen Betrieb). Die Zahl der unterversorgten Gemeinden steigt damit von 4,5 Prozent (2017) auf 9,9 Prozent (2021).
Das Gasthaussterben ist ein massiver Schaden für den ländlichen Raum. Schließt das Gasthaus im Dorf, verschwindet auch ein Stück Heimat, Kultur und Lebensqualität. Dass inzwischen jede zehnte Gemeinde im Land gastronomisch unterversorgt ist, muss ein Weckruf für das Tourismusland Hessen sein.
Wird der reduzierte Mehrwertsteuersatz auf Speisen über den Jahreswechsel hinaus nicht entfristet, dann ist eine massive Beschleunigung des Gasthaussterbens im ländlichen Raum zu erwarten.
Das Gastgewerbe steht in den ländlichen Regionen für starke Ortskerne, soziale Treffpunkte und ein Stück Lebensqualität. Die Betriebe des Gastgewerbes sind zudem Dreh- und Angelpunkt jeder touristischen Vermarktung des Landes: Ohne Gasthäuser am Wegesrand verlieren die Wanderwege im Taunus oder die Ferienregionen des Edersees oder des Odenwaldes massiv an Attraktivität. Schließlich bietet das Gastgewerbe attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze auf dem Land, verarbeitet regionale Produkte und sichert damit die soziale Infrastruktur vor Ort.
Die erwarteten Schließungen werden die ländlichen Regionen aber auch den urbanen Raum treffen, sagt der Präsident des DEHOGA Hessen, Gerald Kink. „19 statt 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen bedeuten noch mehr Dörfer und ländliche Regionen ohne Gasthaus und noch mehr Gegenden, in denen Wanderer und Feriengäste unter der Woche kaum noch geöffnete Gastwirtschaften finden.“ Besonders schlecht ist das für die Tourismusregionen, denn ohne funktionierendes Gastgewerbe läuft im Tourismus nichts.
Hintergrundinformationen:
Die Gastronomiedichte gibt die Anzahl der gastronomischen Betriebe je 1.000 Einwohner:innen in den 421 Gemeinden Hessen an.
Die Entwicklung der Gastronomiedichte sieht im Jahresverlauf (2017 bis 2021) wie folgt aus:
- 2017: 19 Gemeinden mit weniger als einem Profibetrieb je 1.000 Einwohner:innen (davon 2 ganz ohne Betrieb), d.h. 4,5 Prozent sind unterversorgt.
- 2018: 25 Gemeinden mit weniger als einem Profibetrieb je 1.000 Einwohner:innen (davon 4 ganz ohne Betrieb), d.h. 5,9 Prozent sind unterversorgt.
- 2019: 16 Gemeinden mit weniger als einem Profibetrieb je 1.000 Einwohner:innen (davon 3 ganz ohne Betrieb), d.h. 3,8 Prozent sind unterversorgt.
- 2020: 32 Gemeinden mit weniger als einem Profibetrieb je 1.000 Einwohner:innen (davon 4 ganz ohne Betrieb), d.h. 7,6 Prozent sind unterversorgt.
- 2021: 42 Gemeinden mit weniger als einem Profibetrieb je 1.000 Einwohner:innen (davon 3 ganz ohne Betrieb), d.h. 9,9 Prozent sind unterversorgt.
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