Freiberger Oberbürgermeister feiert mit bei einem Ball in St. Petersburg und hält dort eine Rede

Der Freiberger Oberbürgermeister Sven Krüger (parteilos) war am vergangenen Freitag zu Gast beim Petrovsky-Ball in St. Petersburg und hat dort eine Rede gehalten. Das haben Recherchen von ZEIT ONLINE ergeben.

Sven Krüger bestätigte auf Nachfrage seine Teilnahme an dem Ball. Hunderte Gäste trafen sich dort, der russische Präsident Wladimir Putin schickte eigens eine Grußbotschaft an die Gäste des Balls.Viel Lob für Russland, kein einziges Wort zum russischen Angriff auf die Ukraine – so präsentierte sich der sächsische Oberbürgermeister auf dieser Bühne. Er sei Optimist, erzählte Sven Krüger in seiner Rede, und habe deswegen vor einem guten Jahr angefangen, Russisch zu lernen. Und er sei überzeugt, dass Russland und Deutschland "in Zukunft wieder zu einem Miteinander finden und schwierige Zeiten überwinden".

Er sei auf Einladung des Ballorganisators Hans-Joachim Frey bei der Veranstaltung gewesen, sagte Krüger auf Nachfrage von ZEIT ONLINE. Mit Frey verbinde ihn eine "langjährige Freundschaft". Hans-Joachim Frey leitete viele Jahre den Dresdner SemperOpernball und hat seit Langem enge Verbindungen nach Russland und zu Wladimir Putin. Im Frühjahr bekam Frey für seine Dienste von Putin einen Orden überreicht. Frey bedankte sich damals bei Putin mit den Worten: "Ich möchte sagen: Ich stehe auf der Seite Russlands."Unter Kommunalpolitikern, die erst durch die Anfrage von ZEIT ONLINE von dem Vorgang erfuhren, sorgte der Auftritt Krügers für Erstaunen: "Ich bin überrascht über diese Reise", sagte Steve Ittershagen, CDU-Fraktionschef in Freiberg, er habe davon nichts gewusst. "Ich hätte das an seiner Stelle nicht gemacht: Herr Krüger repräsentiert schließlich unsere Stadt. Und es gehört sich nicht, sich als Oberbürgermeister in Russland auf so eine Bühne zu begeben und sich in internationale Angelegenheiten einzumischen." Auch Alena Raatz, Freiberger SPD-Fraktionschefin, sagte, sie hätte nichts gewusst. "Ich finde es sehr gefährlich und absolut nicht nützlich, sich als Oberbürgermeister einer Kleinstadt in eine derart komplizierte Gemengelage einzumischen."

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