EIn französischer Herzog in der Beletage
Die Geschichte Frankreichs ist mit der badischen verflochten. Dabei spielten nicht nur Krieg und Macht wichtige Rollen, sondern auch Hochzeit und Liebe. In der Beletage von Residenzschloss Rastatt wird das deutlich. Dort finden sich die Porträts von Louis I. de Bourbon, der zum französischen Königshaus zählte, und seiner badischen Ehefrau Augusta Maria Johanna. Die beiden Gemälde zeigen das Paar in staatsmännischer Pose: Der blaue, samtene Mantel mit den goldbestickten Bourbonenlilien kennzeichnet die Tochter des berühmten Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden und seiner Frau Sibylla Augusta als Mitglied der königlichen Familie Frankreichs. Das Porträt ihres Mannes zeigt einen erfolgreichen Feldherrn in Rüstung mit dem Orden des goldenen Vlieses. Die Bilder des herzoglichen Paares waren vermutlich ein Geschenk an das Haus Baden. Sie stammen vom renommierten Porträtmaler Alexis Simon Belle. Die Gemälde führten – für die Zeitgenossen klar erkennbar – die glanzvolle und harmonische Verbindung von Baden und Frankreich vor Augen. Heute vor genau 320 Jahren, am 4. August 1703, wurde Louis I. de Bourbon geboren.
Herzog von Orléans
Louis war der Sohn von Herzog Philipp II. de Bourbon und Françoise Marie de Bourbon. Damit war er mütterlicherseits Enkel des Sonnenkönigs Ludwig XIV., väterlicherseits war Liselotte von der Pfalz seine Großmutter. Nach dem Tod seines Vaters Philippe II. trat Louis 1723 die Nachfolge als Herzog von Orléans und Nemours an. Damit stand die Frage nach der richtigen Partnerin für eine Hochzeit im Raum: Mehrere Kandidatinnen wurden in Betracht gezogen – die Wahl fiel auf Augusta Maria Johanna von Baden-Baden, Tochter der Markgräfin Sibylla Augusta und des Markgrafen Ludwig Wilhelm. Doch um Gefühle ging es dabei nicht: Vielmehr standen politische und dynastische Erwägungen im Vordergrund. Im Vorfeld waren daher Verhandlungen notwendig.
Ein Thronfolger als Bedingung
Der Hauptzweck der Ehe waren männliche Erben. Sollte Augusta Maria Johanna keinen Sohn gebären, so sollte die Braut auf ein Landhaus abgeschoben werden – das belegen die Verhandlungsunterlagen. Die Tochter der Markgräfin Sibylla Augusta sollte in eines der mächtigsten Herrscherhäuser Europas einheiraten. Die Markgrafschaft Baden-Baden hingegen war, gerade im Vergleich zu Frankreich, eher klein und unbedeutend. Dennoch sperrte sich Augusta Maria Johanna lange gegen die Hochzeit; schließlich beugte sie sich – und verliebte sich.
Ein nur kurzes Glück
Die Badenerin und ihr Ehemann fanden zueinander. Zusammen mit Louis lebte Augusta Maria Johanna im Palais Royal in Paris. Die vertraglich geregelte „Forderung“ nach einem männlichen Thronfolger konnte sie schnell erfüllen – 1725 wurde Louis Philippe geboren. Bereits ein Jahr später verstarb sie im Alter von 21 Jahren am Kindbettfieber, nachdem sie drei Tage zuvor ihr zweites Kind gebar. Für ihren Ehemann kam eine Wiederverheiratung nicht in Frage. Nach und nach zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück und trat schließlich in ein Kloster ein. Dort beschäftigte er sich vor allem mit der Übersetzung von Bibeltexten. Am 4. Februar 1752 starb Louis I., noch nicht einmal 50 Jahre alt, in der Abtei Sainte-Geneviève in Paris.
Service und Information
ÖFFNUNGSZEITEN
Residenzschloss Rastatt
- April bis 31. Oktober
Di ‒ So, Feiertag 10.00 ‒ 17.00 Uhr
Die Innenräume sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Diese werden stündlich angeboten. Die letzte Führung findet um 16.00 Uhr statt.
Schlosskirche
Einlass nur mit Führung
- April bis 31. Oktober
Do – So, Feiertag 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
PREISE
Residenzschloss mit Führung
Erwachsene 8,00 €
Ermäßigte 4,00 €
Familien 20,00 €
Schlosskirche mit Führung
Erwachsene 6,00 €
Ermäßigte 3,00 €
Familien 15,00 €
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