Textilkonsum in Europa zählt zu den höchsten Belastungsfaktoren für die Umwelt
Durch den massiven Verbrauch von Rohstoffen und Wasser sowie durch hohe Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von Kleidungsstücken stellt der Textilkonsum laut Europäischer Umweltagentur (EUA) die viertgrößte Belastung für Umwelt und Klima in Europa dar – nach den Sektoren Ernährung, Wohnen und Mobilität. „Preisschilder auf den vermeintlich preiswerten Fast Fashion-Kleidungsstücken sind nicht valide. Bei Berücksichtigung der Produktion, Konsumption und der in der Regel viel zu schnellen Entsorgung sind die Kosten in Wahrheit viel höher, die als Umwelt- und Sozialkosten letztlich von der Allgemeinheit getragen werden“, sagt Verena Exner, DBU-Referatsleiterin für Berufsbildung und Konsum. „Dazu gehören neben den Umweltbelastungen insbesondere die oft nicht fair bezahlten Löhne und unzureichende Arbeitsbedingungen in Textilfabriken.“ Aber Wegwerfmode sei etwa wegen niedriger Preise und gezielter Werbung in sozialen Medien nach wie vor sehr beliebt. Die Folge sind enorme Mengen Abfall: Jede Sekunde landet eine Lasterladung Kleidung in Verbrennungsanlagen oder auf Deponien. „Der Wert von Kleidung muss viel stärker ins Bewusstsein rücken als bisher“, betont Exner. „Wir brauchen eine Modebranche, die über kurzweilige Trends hinausgeht mit hochwertigen Kleidungsstücken, die langlebig sind und darüber hinaus auch möglichst lange im Kreislauf bleiben – unter anderem über Secondhandroutinen wie bei dem Startup Ekodise.“
Viele Secondhand-Shops stehen beim Thema Digitalisierung vor Herausforderungen
Um Energie und Ressourcen zu sparen und dennoch für frischen Wind im Schrank zu sorgen, ist der Kauf von gebrauchter Kleidung eine gute Alternative. Lokale Secondhand-Geschäfte haben jedoch Schwierigkeiten, beim zunehmenden Online-Shopping mitzuhalten. Nicole Heiß, Gründerin des Regensburger Startups Ekodise, betreibt seit 2017 selbst einen Laden für gebrauchte Kleidung und kennt die Herausforderungen. „Viele der mehr als 2.000 Secondhand-Shops in Deutschland arbeiten noch traditionell mit Karteikarten und Excel-Listen“, so die Gründerin. Zusammen mit ihrem Mann Sebastian Heiß und dem IT-Unternehmen Synnotech will sie die Digitalisierung im Sektor voranbringen. Das Team arbeitet mithilfe der DBU-Förderung an einer Software, „die Vorteile des Online-Handels mit einer Stärkung lokaler Secondhand-Geschäfte kombiniert“, so Nicole Heiß.
Digitales Management und Verkaufsplattform
Die Software von Ekodise umfasst zum einen ein digitales Management-System. „Geschäfte können am Computer oder per App Kleidungsstücke registrieren sowie Lager und Kommissionsware verwalten“, sagt die Gründerin. Die Produkte werden in einem vom Startup entwickelten Webshop hochgeladen. „Dort können Kleidungsstücke reserviert und im Laden anprobiert oder online erworben werden“, so Heiß. Alle Verkäufe werden laut Startup in Echtzeit synchronisiert, Warenbestände bleiben so immer aktuell. Außerdem lege das Gründungsteam viel Wert auf Vernetzung. „Teilnehmende können sich per Plattform austauschen und werden von uns mit Leitfäden etwa zum ressourcenschonenden Onlinehandel unterstützt“, so Heiß. Drei Geschäfte würden das System bereits erfolgreich nutzen; mit der DBU-Förderung soll das digitale Tool um einige Funktionen ergänzt werden wie die automatisierte Kommunikation mit Kommissionskundinnen und -kunden. „Wir wollen mit Ekodise lokale Kreislaufwirtschaft stärken, digitaler und sichtbarer machen, damit mehr Menschen gebrauchte Kleidung als umweltfreundliche Alternative zu Neuware wahrnehmen“, so Heiß. Die DBU fördert das Startup mit 124.000 Euro.
Über die Green Startup Förderung
Mit der Green Startup Förderung unterstützt die Stiftung junge Gründerinnen und Gründer, die auf innovative und wirtschaftlich tragfähige Weise Lösungen für Umwelt, Ökologie und Nachhaltigkeit entwickeln. Mehr Informationen unter https://www.dbu.de/startup.
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