Von Hellabrunn nach Österreich: Erneut erfolgreiche Auswilderung eines jungen Alpensteinbocks

Monate und Wochen der Planung für den einen ganz besonderen Moment, der dann ganz schnell vorbei war. Als alle Schieber sämtlicher Transportkisten von den Tierpflegern gleichzeitig geöffnet wurden, ging alles ganz schnell. Insgesamt fünf Alpensteinböcke, darunter ein Bock aus dem Münchner Tierpark Hellabrunn, sprangen innerhalb weniger Sekunden in ihr neues alpines Zuhause. Ab sofort vervollständigen die Tiere die Population ihrer Artgenossen im natürlichen Habitat des Tiroler Stubaitals.

Insgesamt zwei Geißen und drei Böcke, darunter „Wotan“, der letzten Sommer in Hellabrunn zur Welt kam, konnten am vergangenen Dienstag an der Auswilderungsstelle in den Stubaier Alpen in ihrem natürlichen Habitat wiederangesiedelt werden. Zusammen mit den Tieren aus dem Alpenzoo Innsbruck ist es gelungen, alle Tiere bei schönstem Wetter und besten Bedingungen in der von Geröllfeldern und Wiesengebieten durchzogenen Gebieten wie geplant auszuwildern. 

Im Vorfeld der Auswilderung wurde der Steinbock durch die Hellabrunner Tierärzte und Tierpfleger mit einem ausführlichen Gesundheitscheck auf die Auswilderung vorbereitet, um sicher zu sein, dass er unter optimalen gesundheitlichen Voraussetzungen in den Bergen angesiedelt werden konnte. Die eigentliche Auswilderung aller fünf Tiere dauerte nur wenige Minuten und alle Alpensteinböcke waren bereits nach kürzester Zeit in dem Gebiet mit den Geröllfeldern rund um die sanften Berghänge verschwunden. In den kommenden Wochen und Monaten werden sich alle Tiere an die neue Umgebung und die dortige Witterung anpassen. Bei dieser Anpassung wird das Fell der Tiere sich verändern und dicker werden.

Das für dieses Jahr gewählte Auswilderungsgebiet wurde im Vorfeld umfassend bewertet und als geeignet befunden. Wichtig dabei sind vor allem Aspekte wie das Nahrungsangebot im Sommer und Winter, die geologische Beschaffenheit der Umgebung und der potenzielle Zugang der ausgewilderten Tiere zu bereits bestehenden Populationen. Die Individuenanzahl der Alpensteinböcke nach den Wiederansiedlungen der letzten Jahre hat sich nach Schätzungen lokaler Wildbiologen immer weiter gesteigert. Neue ausgewilderte Tiere unterstützen diesen Prozess und die bestehenden Tiergruppen, indem sie diese genetisch auffrischen und ergänzen. Die Tierart war Mitte des 19. Jahrhunderts nahezu fast ausgerottet. Dank gezielter Schutz- und Wiederansiedlungsprojekte konnten sich die Bestände des Alpensteinbocks wieder erholen. Mit der aktuellen Aktion beteiligte sich Hellabrunn bereits zum wiederholten Mal an einer derartigen Auswilderung. Im Juli letzten Jahres wurden im österreichischen Gasthofgebirge im Salzburger Land bereits zwei männliche und ein weibliches Tier  ausgewildert, während 2021 bereits zwei männliche Jungtiere aus Hellabrunn im Tiroler Oberbergtal in ihren natürlichen Lebensraum entlassen werden konnten.

„Diese Auswilderung hat dank der Zusammenarbeit aller Kolleginnen und Kollegen aus Hellabrunn, dem Alpenzoo Innsbruck-Tirol und den günstigen Wetterbedingungen auch dieses Jahr wieder reibungslos funktioniert. Nach den Monaten der Planung und Abstimmungen für uns ein besonderer Grund zur Freude. Mit dieser Aktion konnten wir einmal mehr einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt in heimischen Lebensräumen leisten und zeigen, welche wichtige Aufgabe zoologischen Einrichtungen beim aktiven Artenschutz verschiedenster Tierarten und dem Erhalt der biologischen Vielfalt zukommt“, freut sich Tierparkdirektor und Vorstand Rasem Baban.

Die Hellabrunner Aufsichtsratsvorsitzende und Münchner Bürgermeisterin Verena Dietl fügt hinzu: „Die mittlerweile regelmäßige Wiederansiedlung des Steinbocks im Alpenraum gehört mit zu den erfolgreichsten Projekten zur Wiederansiedlung von großen Säugetieren. Dank dem Engagement zur Rettung des Steinwilds, konnten alpenweit wieder gesunde Bestände entstehen. Umso schöner, dass der Tierpark Hellabrunn mit seinen Tieren aus allen bisherigen Auswilderungsaktionen zu dieser positiven Entwicklung beitragen konnte und hoffentlich weiter beitragen kann“.

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