Die Reihe wird am Mittwoch, dem 26. Juli, mit Marianna Simnett, am Mittwoch, dem 30. August, mit Christin Berg und am Mittwoch, dem 27. September, mit Pınar Öğrenci fortgesetzt.
Das Videoformat DOUBLE FEATURE INTERVIEWS begleitet die Reihe. Die Künstler*innen geben darin Einblick in ihren Arbeitsprozess und ihre jeweiligen Werke oder Ausstellungen. Die Gespräche mit bisher beteiligten Künstler*innen wie Bani Abidi, Rosa Aiello, James Gregory Atkinson, Alexandra Bachzetsis, Gerard Byrne, Thomas Bayrle, Pauline Curnier Jardin, Hannah Perry, Aleksandar Radan, Jovana Reisinger, Lili Reynaud-Dewar, Maya Schweizer oder John Skoog sind über den YouTube-Kanal der Schirn abrufbar. Das SCHIRN MAGAZIN begleitet die Reihe DOUBLE FEATURE redaktionell.
DOUBLE FEATURE MIT MARIANNA SIMNETT
MITTWOCH, 26. JULI 2023, EINLASS 19 UHR, BEGINN 19.30 UHR
SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, EINTRITT FREI, OHNE ANMELDUNG
DIE KÜNSTLERIN IST ANWESEND.
Die Künstlerin Marianna Simnett verwendet in ihrer multidisziplinären Arbeit lebendige und viszerale Mittel, um den Körper als einen Ort der Transformation zu erforschen. Ihre auf Fantasie gestützten und psychologisch aufgeladenen Filme verbinden Mythologie und das moderne Leben und untersuchen dabei auch die Allgegenwärtigkeit von Gewalt. Ihre selbstreflexive filmische Praxis ist von Provokationen und schwarzem Humor durchsetzt. In der Schirn präsentiert Simnett ihre zwei Kurzfilme The Severed Tail (2022, 22 Min.) und Prayers for Roadkill (2022, 6 Min.). The Severed Tail erzählt die Geschichte eines verstümmelten Ferkels auf der Reise durch verschiedene Fetischwelten und wechselt dabei zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Darsteller*innen. Das Werk erforscht die Unterschiede zwischen den Arten und plädiert für Hybridität als grundlegenden Zustand des Seins. Der Titel der zweiten Arbeit Prayers for Roadkill geht auf eine Zeile im Tagebuch der Konzeptkünstlerin Adrian Pipers zurück, in der sie ihre Empathie und Faszination für die Mikrogewalt zum Ausdruck bringt, die sich unter den Rädern eines Autos abspielt. Um die Charaktere in ihrem Film zu erschaffen, reanimiert Simnett wortwörtlich überfahrene Tiere und nutzt sie symbolisch, um einige der dunkelsten und grundlegendsten Aspekte des Menschseins auszuloten. Durch die Verwendung der Stop-Motion-Technik und hybriden Mensch-Tier-Skulpturen bedient sie sich der Ästhetik alter Kinderfernsehprogramme, um die emotionalen und materiellen Verstrickungen von Liebe und Grausamkeit zu erkunden.
Nach einem Gespräch mit DOUBLE FEATURE-Kuratorin Anna Huber zeigt Simnett die Stummfilmkomödie Go West (1925, 69 Min.) von Regisseur und Schauspieler Buster Keaton. Die Westernparodie erzählt die Geschichte eines New Yorkers, der in der Stadt keine Arbeit findet und deshalb sein Glück auf dem Land sucht. Er heuert schließlich ohne jegliche Vorkenntnisse als Cowboy auf einer Rinderfarm an. Der Komik-Klassiker greift auch Motive der Filme von Charlie Chaplin auf.
Marianna Simnett (*1986) lebt und arbeitet in Berlin. Ihre neuesten Arbeiten wurden in der Société, Berlin (2022), auf der 59. Biennale von Venedig (2022) und im Castello di Rivoli, Turin (2022) uraufgeführt. Simnett hat in zahlreichen renommierten Institutionen ausgestellt, darunter die Sammlung Julia Stoschek, Berlin (2021), das Institute of Modern Art, Brisbane (2020); die Kunsthalle Zürich (2019), das Frans Hals Museum, Haarlem (2019); Copenhagen Contemporary (2018); das New Museum, New York (2018) und das Museum für Moderne Kunst, Frankfurt (2018).
DOUBLE FEATURE MIT CHRISTIN BERG
MITTWOCH, 30. AUGUST 2023, EINLASS 19 UHR, BEGINN 19.30 UHR
SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, EINTRITT FREI, OHNE ANMELDUNG
DIE KÜNSTLERIN IST ANWESEND.
Die Filmregisseurin, Produzentin und Drehbuchautorin Christin Berg beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit urbanen Räumen und entlegenen Naturgebieten, anhand derer sie die paradoxen Zustände des Menschen untersucht. In der Schirn zeigt sie ihren Film Beyond the Now (2022, 19 Min.). Die Arbeit vereint im Kurzfilmformat Reflexionen über Umweltzerstörung, Verlust von Empathie und soziale Sprachlosigkeit. Beyond the Now spielt zeitlich zwischen dem Jetzt und einer Zukunft und veranschaulicht die Diskrepanz zwischen dem Bestehenden und einer vergangenen Hoffnung. Den Ausgangspunkt der Arbeit bilden landschaftliche Panorama-Aufnahmen, die zwar von Drohnen aufgenommen wurden, doch zugleich Erinnerungen an die romantische Verehrung der Naturerhabenheit wecken. Indem der Film zunehmend Menschen ins Bild setzt, richtet er seinen Fokus auf die Spuren, die unsere Gesellschaft in der Natur hinterlässt. Ein Szenenwechsel in eine Bar, in der zwei Frauen eine nonverbale Performance vollziehen, verweist auf die Gegenwart, in der Sprachlosigkeit sowie Resignation die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und medialen Katastrophenbildern dominieren. Zugleich symbolisiert die Darbietung der Protagonistinnen den Kreislauf von Geburt, Wachstum, Dekonstruktion und Tod und kennzeichnet den Menschen als natürliches Wesen.
Nach einem Gespräch mit DOUBLE FEATURE-Kuratorin Julia Schaake präsentiert Berg Princess Mononoke (1997, 128 Min.) von Hayao Mizaki. Der japanische Zeichentrickfilm wurde mit dem Studio Ghibli realisiert und thematisiert Umweltzerstörung und Disharmonien zwischen Mensch und Natur. Auf der Suche nach einem Heilmittel für einen tödlichen Fluch, findet sich ein Prinz inmitten eines Kampfes wieder. Dieser wird zwischen den Bewohner*innen eines Bergbaudorfs und den Tieren und Tiergöttern des Waldes ausgetragen. Unterstützung finden die Wesen des Waldes bei San, einem unter Wölfen lebenden Mädchen, das auch dem jungen Prinzen zu Hilfe eilt und ihn mit den Wesen und Göttern des Waldes vertraut macht. Princess Mononoke zeigt eine starke weibliche Hauptrolle und eröffnet eine magische Welt abseits eines rationalen Verständnisses.
Christin Berg (*1982) lebt in Berlin und Paris. Ihr Studium absolvierte sie an der University of Applied Sciences and Arts in Hannover und an der Slade School of Fine Art in London. Als Meisterschülerin von Douglas Gordon beendete sie ihr Studium an der Städelschule Frankfurt. Gezeigt wurden ihre Arbeiten u. a. in der Cité internationale des artes Paris (2019 und 2020), dem Musèe du Louvre (2020), Paris, und der Kunsthalle Hamburg (2017).
DOUBLE FEATURE MIT PINAR ÖĞRENCI
MITTWOCH, 27. SEPTEMBER 2023, EINLASS 19 UHR, BEGINN 19.30 UHR
SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, EINTRITT FREI, OHNE ANMELDUNG
DIE KÜNSTLERIN IST ANWESEND.
Die Arbeiten der Künstlerin und Filmemacherin Pınar Öğrenci erforschen materielle Kulturen im Zusammenhang mit erzwungener Vertreibung in verschiedenen Gebieten. In der Schirn präsentiert sie ihren Film Aşît (2022, 60 Min.), den sie im Rahmen der documenta fifteen realisiert hat. In Aşît verfolgt Öğrenci verschiedene Migrationsursachen im Heimatort ihres Vaters in einer Bergregion in der kurdischen Region Van im Osten der Türkei. Der Titel, der auf Kurdisch „Lawine“ oder „Katastrophe“ bedeutet, bezieht sich sowohl auf eine die Berggemeinde bedrohende Lawine als auch auf „Medz Yeghern“, den wörtlich als „Große Katastrophe“ bezeichneten Genozid an der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich ab 1915. Die Künstlerin nutzt mündliche Überlieferungen, Fotoarchive und aktuelle Aufnahmen des Gebiets, um die Spuren und Traumata in Landschaft, Bräuchen und Erinnerungen aufzudecken. So werden etwa die eindrucksvollen Landschaftsbilder unterlegt mit Liedern, die der 1918 aus Van geflohene armenische Musiker Hayrik Muradian in seiner Heimat gesammelt hat. Aşît ist mitunter inspiriert von Stefan Zweigs Schachnovelle aus dem Jahr 1941, ein psychologischer Thriller, den der Autor als letztes Werk vor seinem Tod im Exil schrieb. Darin wird das geistige Schachspiel eines Gefangenen zur Überlebensstrategie unter faschistischer Herrschaft.
Nach einem Gespräch mit DOUBLE FEATURE-Kuratorin Marie Oucherif präsentiert Öğrenci den Film Close-up (1990, 98 Min.) des iranischen Filmemachers Abbas Kiarostami. Das Werk ist ein Hybrid aus fiktivem Spielfilm und Dokumentation und basiert auf einem Bericht über die Verhaftung des arbeitslosen Druckers und Cineasten Sabzian, der sich bei einer reichen Familie als der berühmte Filmregisseur Mohsen Makhmalbaf ausgegeben haben soll. Kiarostami gibt bei der Darstellung des Geschehens die Handlung nicht direkt und chronologisch wieder, sondern arbeitet mit Rückblenden, unerwarteten Verzögerungen und Perspektivwechseln. Teile der Handlung spielen die realen Akteure des Falls selbst nach.
Pınar Öğrenci (*1973) lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Kunstinstitutionen gezeigt, u. a. der Berlinischen Galerie (2023); auf der documenta fifteen, Kassel (2022); im Times Art Center, Berlin (2021); bei SAVVY Contemporary, Berlin (2019); auf der Art Encounters Biennial, Timișoara (2019); der Gwangju Biennale (2018); der Athens Biennale (2018); in der Tensta Konsthall, Stockholm (2018); dem Istanbuler Off-Site-Projekt für die Sharjah Biennial 13 (2017); im MAXXI Museum, Rom (2015); sowie bei SALT Galata, Istanbul (2015) und Depo, Istanbul (2014). Ihre erste Einzelausstellung außerhalb Deutschlands fand 2017 im Kunst Haus Wien – Museum Hundertwasser statt.
ORT SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main DATUM Mittwochs, 26. Juli, 30. August, 27. September 2023, Einlass 19.00 Uhr, Beginn 19.30 Uhr EINTRITT frei, ohne Anmeldung DOUBLE FEATURE-KURATORINNEN Anna Huber, Julia Schaake, Marie Oucherif INFORMATION www.schirn.de E-MAIL welcome@schirn.de TELEFON +49.69.29 98 82-0
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