Kreditinstitute erhöhen Geldautomatensicherheit – Kriminalität bekämpfen kann aber nur der Staat

Allein in Bayern unterhalten Genossenschaftsbanken und Sparkassen zusammen ein Netz von mehr als 6.800 Geldautomaten und decken damit drei viertel Prozent des gesamten Geldautomatennetzes ab. Sie stellen damit verlässlich die Versorgung der Bürger mit Bargeld sicher, sind aber in der jüngsten Zeit zunehmend von Sprengungen betroffen. Dabei waren die regionalen Kreditinstitute wiederholt durch hohe Sachschäden, umfangreichen Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten und auch psychologischen Themen in der Mitarbeiter- und Nachbarschaft belastet. Sie haben daher in den letzten Monaten in ausgezeichneter Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden alle Geldautomaten überprüft und Schutzmaßnahmen in Millionenhöhe umgesetzt, weitere sind geplant. Trotzdem gehen die Sprengungen weiter. Gesetzliche Vorschriften zur Ausgestaltung des Automatenschutzes sind keine Lösung. Nun ist der Staat gefragt, die innere Sicherheit zu verbessern.

Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern (SVB), erläuterte dazu heute in München: „Wir sind verantwortlich für unsere Infrastruktur und wir kümmern uns im Interesse der Menschen in der jeweiligen Umgebung und aus Selbstschutz um mehr Automatenschutz. Als Geschädigte haben wir ein großes Interesse daran! Es wäre aber falsch und überzogen, gesetzliche Anordnungen zu erlassen, die vorsehen, alle Automaten hochzurüsten und umfassend zu sichern.“ Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), bekräftigte: „Generelle gesetzliche Regelungen zum Schutz sind schlicht unwirksam, wie wir aus den Niederlanden wissen. Hier hat nur ein drastischer Abbau von Geldautomaten die Sprengungen reduziert – und nach Deutschland verlagert, wo die Bargeldversorgung im Gegensatz zu Holland noch intakt ist“.  

Auch das Bundesinnenministerium attestierte den Kreditinstituten vor einigen Wochen laut Handelsblatt bereits „erste Fortschritte“ beim besseren Schutz ihrer Geldautomaten. Die Umrüstung vieler Geräte ist bereits im Gange. Genossenschaftsbanken und Sparkassen rüsten so schnell nach, wie Lieferzeiten und Zertifizierungsprozesse es zulassen. Die Sicherungssysteme verhindern Sprengungen nicht. Sie bauen auf die Einsicht der Täter Sprengungen zu unterlassen, da sich diese nicht mehr lohnten. „Auf freiwilliges Unterlassen von Schwerkriminellen zu hoffen, die offensichtlich keine Skrupel haben militärischen Sprengstoff in Wohngebieten einzusetzen, ist in einem Rechtstaat wie Deutschland nicht tragbar“, sagte GVB-Präsident Scheller.

In den vergangenen Monaten wurden indes immer wieder Stimmen laut, die den Abbau von Automaten oder die Reduzierung der Bargeldbestände darin forderten. Beides halten Genossenschaftsbanken und Sparkassen für falsch. Auch der Bayerische Ministerpräsident Dr. MarkusSöder hatte am Bayerischen Sparkassentag am 6. Juli betont, dass die Lösung des Problems der Automatensprengungen nicht im Automatenabbau oder der Reduktion des Geldvorrats liegen könne, entscheidend sei vielmehr die Frage der Sicherheit und der Schutz durch mehr Polizei.

Reuter warnte heute eindringlich vor den möglichen Folgen derartiger Absichten: „Viele Menschen vertrauen nach wie vor auf Bargeld. Solche Pläne aber würden die flächendeckende Bargeldversorgung in Deutschland gefährden. So könnten z.B. wir Sparkassen unserem öffentlichen Auftrag nicht gerecht werden. Denn eine Vielzahl der Automaten wäre dann häufig schlicht leer oder mit weiten Anfahrtswegen verbunden. Die erforderliche permanente Nachfülllogistik durch teure Sicherheits-Geldtransporte könnte kein Kreditinstitut leisten.“ Scheller kann solchen Ideen ebenfalls nichts abgewinnen: „Das liefe implizit auf einen Abbau der Standorte hinaus – wer das fordert, hat allerdings die Interessen der Bevölkerung im ländlichen Raum völlig aus den Augen verloren. Wer eine Situation wie in den Niederlanden verhindern will, wo die Anzahl der Automaten von fast 5.000 innerhalb von drei Jahren auf etwas über 800 gesunken ist, der muss den Verbrecherbanden das Handwerk legen. Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind ohnehin seit Monaten gemeinsam mit der Polizei dabei, den Schutz von Geldautomaten zu erhöhen.“

Beide Verbandspräidenten betonten abschließend: „Wir stehen zu unserer Verantwortung, wehren uns aber dagegen, dass man die Verantwortung und die Schuld umkehrt  – die Kreditinstitute und ihre Automaten sind das Ziel und damit Geschädigte der gemeingefährdenden Angriffe, nicht Täter!“

Der Genossenschaftsverband Bayern e.V. (GVB) vertritt seit mehr als 125 Jahren die Interessen bayerischer Genossenschaften. Zu seinen 1.169 Mitgliedern zählen 197 Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie 972 Unternehmen aus Branchen wie Landwirtschaft, Energie, Handel, Handwerk und Dienstleistungen. Sie bilden mit rund 50.000 Beschäftigten und 2,9 Millionen Anteilseignern eine der größten mittelständischen Wirtschaftsorganisationen im Freistaat (Stand: 31.12.2022).

Über Sparkassenverband Bayern

Der Sparkassenverband Bayern (SVB) ist zentraler Dienstleister für die 60 bayerischen Sparkassen und deren Träger. Mit einer addierten Bilanzsumme von rund 258 Milliarden Euro betreiben die bayerischen Sparkassen in allen Teilen des Freistaats Bayern Finanzdienstleistungsgeschäfte mit Schwerpunkt Privatkunden und gewerblicher Mittelstand. Bayernweit sind bei den Sparkassen 33.773 Angestellte beschäftigt, davon 2.332 Auszubildende und Trainees (Stand 31.12.2022).

Der Sparkassenverband Bayern vertritt die gemeinsamen Interessen der Sparkassen und ihrer Träger in der Öffentlichkeit. Er unterstützt und berät sie in Rechts- und Steuerfragen und steuert die Entwicklung neuer Produkte, bayerischen Sparkassen. Er koordiniert die Aktivitäten im Verbund innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe, bietet ein umfangreiches Aus- und Fortbildungsprogramm und übernimmt Verantwortung für die Wirtschaft und Gesellschaft in den Regionen Bayerns.

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