„Nicht nur haben wir durch die Umstellung der Beleuchtung die Stromkosten um Zweidrittel gesenkt, auch das Ambiente in unserer Stadt hat sich positiv verändert“, sagte Stadtbürgermeister Benjamin Seyfried bei der Überreichung des Zertifikats durch das Biosphärenreservat. „Gerade die Nachtabsenkung der Beleuchtung freut uns, die Lichtstärke wird runtergefahren und es ist trotzdem noch hell genug, um eine angenehme Zeit zu haben.“ Die Biosphärenreservats-Direktorin Dr. Friedericke Weber beglückwünschte alle Akteurinnen und Akteure, die das Projekt vor Ort vorangetrieben haben: „Wir feiern heute, mitten am Tag, den Schutz der Nacht. Die Vorteile sind klar: Nicht nur wird Energie und somit auch CO2- und Geld eingespart, auch können wir so Gutes tun für Flora, Fauna und für uns Menschen.“
Die Stadt Annweiler hat ihre Außenbeleuchtung zu 65 Prozent lichtverschmutzungsarm umgerüstet und dafür die Auszeichnung erhalten, die das Biosphärenreservat im Rahmen des Projekts „Sternenpark Pfälzerwald“ entwickelt hat. Annweiler hat das Bronze-Zertifikat erhalten, das eine mindestens 10-prozentige Anpassung der Außenbeleuchtung in öffentlicher Hand voraussetzt.
Zu den Anpassungen gehören eine gute Lichtlenkung, das heißt, dass die Außenleuchten abgeschirmt sind, so dass Licht nicht unnötigerweise in die Atmosphäre gestreut wird. Eine gute Lichtmenge bedeutet, dass die Beleuchtung die nach der geltenden DIN-Richtlinie niedrigste mögliche Beleuchtungsklasse aufweist; so wird nicht mehr Licht eingesetzt als auch wirklich benötigt wird. Auch die Anpassung der Leuchtdauer gehört zu den Kriterien: Die Lichtstärke der Außenleuchten soll nachts für mindestens sechs Stunden um 50 Prozent reduziert wird, damit nachtaktive Tiere nicht kontinuierlichen, starken Lichtmengen ausgesetzt sind. Zudem wird auf das Lichtspektrum geachtet, das heißt, dass für die Außenleuchten eine Lichtfarbe von maximal 3.000 Kelvin genutzt werden soll. Das warmweiße Licht enthält weniger Blauanteile, die auf nachtaktive Insekten anziehend wirken und auch den menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stören können. Gemeinden unter den Sternen leisten nicht zuletzt Öffentlichkeitsarbeit für das Thema Lichtverschmutzung beziehungsweise Schutz der natürlichen Nacht.
Einsatz für natürliche Dunkelheit im Biosphärenreservat Pfälzerwald
Aufgrund von Industrialisierung, Zersiedelung und anderen Faktoren herrscht nur noch an wenigen Orten in Europa nach Sonnenuntergang natürliche Dunkelheit. Der Pfälzerwald jedoch weist noch Gebiete mit nahezu natürlichen Nachtlandschaften und einem sternenreichen Himmel auf. Diese Gebiete sind wichtig und wertvoll, weil sie neben der Schönheit des Sternenhimmels auch Lebensraum für zahlreiche tag- und nachtaktive Tiere und Pflanzen bieten.
Das Projekt „Sternenpark Pfälzerwald“, das von 2018 bis 2022 lief, hatte zum Ziel, solche Gebiete mit nahezu intakten Nachtlandschaften zu erhalten und zu fördern. Mithilfe des Projekts konnte das Team des Biosphärenreservats Pfälzerwalds für den Schutz der natürlichen Nacht sensibilisieren und zeigen, wie sich eine Reduzierung der Lichtverschmutzung durch sternen- und gleichermaßen umweltfreundliche Beleuchtung mit Energie- und Kosteneinsparungen verbinden lässt. Von einer Sanierung der Straßen- und Außenbeleuchtung profitieren Mensch und Natur gleichermaßen. Das Thema wird beim Biosphärenreservat auch nach dem offiziellen Abschluss des Projekts im Jahr 2022 weiterhin verfolgt.
Die Auszeichnung „Gemeinde unter den Sternen“ in Form eines Zertifikats wurde in Anlehnung an bestehende Kriterien zur Reduzierung der Lichtverschmutzung und an bestehende Förderprogramme erarbeitet. Kriterien sind unter anderem eine gezielte Lichtlenkung und eine Reduzierung der Lichtmenge, Lichtfarbe sowie der Leuchtdauer. Das Zertifikat wird in den drei Stufen Bronze, Silber und Gold vergeben.
Informationen zum Zertifikat gibt es unter www.pfaelzerwald.de/sternenpark.
Das Projekt Sternenpark Pfälzerwald wurde als LEADER-Projekt im Rahmen des Entwicklungsprogramms EULLE unter Beteiligung der Europäischen Union und des Landes Rheinland-Pfalz (vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau) gefördert.
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