Starker Tag, aber Olympia-Traum geplatzt!

Der Traum von der erstmaligen Qualifikation eines deutschen 7er-Rugbyteams ist bei den European Games im polnischen Krakau für beide deutschen Teams bereits nach den Viertelfinals vorbei. Während die Rugby-Deutschland-Frauen nicht unerwartet und überdeutlich ihr Viertelfinale gegen die topfavorisierten Britinnen verloren, zeigten die Männer ihrerseits eine starke Leistung gegen das Team GB und musste sich am Ende so dramatisch wie knapp geschlagen geben. Für beide Teams ist damit nun bestenfalls noch Rang fünf möglich, der allerdings auch nicht zur Teilnahme am Repechage- Turnier um das allerletzte Olympiaticket berechtigt.

„Es klingt vielleicht absurd, aber eigentlich war es heute ein positiver Tag, weil wir zweimal eine Superleistung unserer Männer gegen sehr starke Gegner gesehen haben“, konstatiert Vorstand Leistungssport Manuel Wilhelm. „Leider hat es nicht gereicht. Aber man kann festhalten, dass die Jungs alles in die Waagschale geworfen haben. Und am Ende haben gegen Großbritannien nur die Erhöhungskicks den Ausschlag gegeben, und wir hatten sogar noch die Chance, die Partie noch zu drehen. Unterm Strich sind wir ausgeschieden, aber wir können auch stolz auf das sein, was dieses Team, das sich in einem kapitalen Umbruch befindet, geleistet hat. Wir haben starke Jungs in den Startlöchern, die wir in den schwierigen letzten Jahren an das Team herangeführt haben, die in die großen Fußstapfen unserer goldenen Generation treten können. Ich bin überzeugt, dass wir zuversichtlich in die Zukunft schauen können. Irgendwann werden wir unsere hoch gesteckten Ziele erreichen. Jetzt gilt es aber, weiter hart an uns zu arbeiten, das Turnier morgen ordentlich zu Ende zu spielen und uns dann bestmöglich in zwei Wochen bei unserem Heimturnier in Hamburg zu präsentieren.“

Das Viertelfinale des Wolfpack gegen Team GB hätte kaum dramatischer enden können. Zwar hatte man in der ersten Halbzeit den Briten zu sehr die Initiative überlassen, und auch nach dem frühen 0:7-Rückstand war der Gegner am Drücker und Deutschland viel im Verteidigungsmodus. Doch kurz vor der Pause verkürzte Tim Lichtenberg mit einem hart erkämpften Versuch auf 5:7. Ein misslungener Gasse-Einwurf brachte den Ballbesitz für die Briten, den diese kurz darauf zum zweiten erhöhten Versuch nutzten. Doch Philip Gleitze brachte das Wolfpack wieder in Schlagdistanz. Die Deutschen holten daraufhin den Ankick und waren auf dem Weg ins Malfeld, doch Robin Plümpe wurde einen Meter vor der Linie ins Aus geschoben. Bei abgelaufener Zeit wollte der Gegner den Ball ins Aus kicken, doch er blieb im Feld und prallte erst im „Luftkampf“ über die Seitenlinie. Der Videoschiedsrichter musste nun entscheiden, von welcher Hand aus. Er entschied zugunsten der Briten, den damit den knappen 14:10-Sieg bejubeln durften.

Zuvor hatte das deutsche Team die Gruppenphase, die am ersten Turniertag mit einem 19:19 gegen Italien und einem 45:0-Kantersieg gegen Gastgeber Polen begonnen hatte, schon im abschließenden Gruppenspiel gegen das Star-Ensemble des WM-Dritten Irland eine starke Leistung gezeigt. Das Wolfpack führte zur Halbzeit nach einem erhöhten Versuch von Nikolai Klewinghaus auch mit 7:5. Doch die topfavorisierten Iren spielten ihr starkes Spiel ruhig und nahezu fehlerfrei runter und legten im zweiten Durchgang noch zweimal zum 19:7-Endstand nach.

„Wir sind natürlich alle sehr enttäuscht, zumal wir heute zwei unserer besten Spiele in den letzten Monaten abgeliefert haben“, hatte auch Bundestrainer António Aguilar beobachtet. „Gegen Irland haben wir einige kleine Fehler teuer bezahlt, und gegen Team GB mussten wir zwar zunächst viel verteidigen, sind dann aber deutlich besser reingekommen und hätten es fast noch gedreht. Wir können stolz darauf sein, was die Jungs heute gezeigt haben. Aber: Am Ende haben wir unser Ziel nicht erreicht, und darüber sind wir natürlich sehr enttäuscht. Wir haben aber auch sehr gute Dinge gesehen, an denen wir uns schnell wieder aufrichten können.“

7er-Frauen scheiden nach Lehrstunde aus

Für die Rugby-Deutschland-Frauen ist das Aus im Viertelfinale gegen die topfavorisierten Britinnen keine wirkliche Überraschung, war man doch eher mit Außenseiterchancen ins Olympia-Qualifikationsturnier gegangen. Doch das 0:53 in der Runde der besten Acht war am Ende doch etwas zu deutlich. Insgesamt aber präsentiert sich die RD VII ordentlich.

„Es war gegen Großbritannien für uns nichts drin, das war uns vorher klar. Die sind eine andere Liga“, stellt Nationaltrainer Max Pietrek klar. „Aber, wir wollten als starker Gegner auftreten und uns nicht unter Wert verkaufen. Wir konnten allerdings unsere Bälle nicht behaupten und auch in anderen Situationen nicht so dagegenhalten, wie wir uns das gewünscht hätten.“

Das Team GB war von der ersten bis zur letzten Minute drückend überlegen und dominierte das Geschehen beinahe nach Belieben. Die RD VII hatte kaum mal den Ball in den Händen, und wenn, dann nicht lange. Schon zur Halbzeit war das Spiel mit 0:33 praktisch gelaufen. Doch die Britinnen hatten noch nicht genug und legten nach dem Seitenwechsel noch vier weitere Versuche zum 53:0-Endstand.

Zuvor war schon das Topteam Polen beim 7:43 im letzten Gruppenspiel erwartungsgemäß zu stark. Die Gastgeberinnen dominierten über weite Strecken. Die RD VII zeigte zwar einige gute Phasen, belohnte sich dafür allerdings nur mit einem von Sophie Hacker erhöhten Versuch durch Mette Zimmat zum zwischenzeitlichen 7:31. Im Auftaktspiel leistete sich das deutsche Team eine unnötige 17:19-Niederlage gegen Portugal, ehe man das Trophy-Team der Türkei deutlich mit 31:5 besiegen konnte. Als zweitbester Dritter war man ins Viertelfinale eingezogen.

Wie für die Männer, so geht es nun auch für die Frauen in der Runde um die Plätze fünf bis acht weiter. Während die Männer dort zunächst auf Italien treffen, kommt es für die Frauen zum Wiedersehen mit Portugal, und diesmal will man es besser machen. „Das traue ich dem Team absolut zu“, ist sich Max Pietrek sicher. „Ich habe großes Vertrauen in diese Gruppe, und wir steuern klar in Richtung Platz 5.

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