Nachhaltigkeitsdiskurs im Kulturbereich
Kultureinrichtungen, Kulturunternehmen, Kulturvereine und nicht zuletzt Künstlerinnen und Künstler, Ensembles oder Kulturschaffenden-Kollektive sind sich bewusst, dass sie einen eigenen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 leisten können und müssen. Sie tragen in mehrfacher Hinsicht – als Kulturanbieter, als Kulturproduzenten, als Kulturnutzer – Verantwortung. Sie setzen sich in der täglichen Arbeit, bei Veranstaltungen und Tagungen, in Publikationen und Diskursen mit Nachhaltigkeit auseinander. Kunst und Kultur eröffnen so Diskursräume und treiben die Transformation voran.
Nachhaltigkeit im Kultursektor geht nur im Zusammenwirken
Nachhaltigkeit beginnt in den Köpfen der handelnden Akteure, das schließt alle Ebenen von Institutionen und Unternehmen ein und zieht Veränderungen in allen Arbeitsbereichen nach sich. Aufgaben, Strukturen und Prozesse werden neu gedacht, Geschäftsmodelle bzw. Angebote werden angepasst. Neue Rollen entstehen und veränderte Aufgaben lösen die bisherigen Tätigkeiten ab. Das erfordert ein Umdenken von allen Beschäftigten, unabhängig von der Größe der Institution und ob es sich um eine öffentlich geförderte Kultureinrichtung oder ein privatwirtschaftliches Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft handelt.
Nachhaltigkeitsmanagement
In der überwiegenden Zahl der Kultureinrichtungen und -unternehmen muss ein Nachhaltigkeitsmanagement einschließlich Klimabilanzen erst implementiert werden. Hierzu bedarf es Personal, das Wissen bündelt, die Beschäftigten einbindet und Aufträge an Dritte unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsziele vergibt. Der artikulierte große Bedarf an Handlungswissen für Nachhaltigkeitsmanagement zeigt, dass Kulturinstitutionen ihre Verantwortung wahrnehmen wollen – hierfür allerdings eine entsprechende Unterstützung benötigen.
Betriebsökologie als Teil von Nachhaltigkeitsstrategien
Betriebsökologie ist ein Begriff, der von vielen Kultureinrichtungen und -unternehmen zu Beginn als komplex und kulturfern wahrgenommen wird. Man weiß nicht, wo und wie das Thema anzupacken und umzusetzen ist. Umso wichtiger ist ein niedrigschwelliges Beratungsangebot, das konkrete Hilfestellung leistet. Die Vielfältigkeit des Kultursektors spiegelt sich auch im Beratungsbedarf wider. Die Umsetzung betriebsökologischer Vorschläge hängt unter anderem davon ab, dass sie für Kulturinstitutionen oder -unternehmen tatsächlich passfähig sind. Damit dies mit Blick auf die Vielzahl an Anbietern gelingt, muss die Beratungsqualität sichergestellt werden.
Nachhaltigkeit in der Kultur beinhaltet auch deren Orte und Gebäude
Kulturorte sind soziale Zentren und Treffpunkte von Menschen. Gerade die Vielfalt der Kulturbauten – Schulen, Kitas, Universitäten, Bibliotheken, Theater, Museen, Konzerthäuser, Archive, Soziokulturelle Zentren etc. – müssen daher Vorbildcharakter besitzen. Sie sollten neben funktionalen, ökologischen und energetischen Aspekten hohe räumliche und ästhetische Qualitäten mit Wohlfühlcharakter aufweisen. Baukulturelle Orte sind identitätsstiftend für unsere
Gesellschaft und deren Zusammenhalt.
Nachhaltigkeit vernetzt angehen
Die Agenda 2030 zeigt: Nachhaltigkeit ist komplex und nicht auf einzelne Ressorts bezogen. Die Bundesregierung hat mit ihrer Nachhaltigkeitsgovernance 2022 den Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung als zentrales Koordinierungselement implementiert. Über den Bund-Länder-Erfahrungsaustausch für nachhaltige Entwicklung werden die Länder einbezogen. Die Zivilgesellschaft ist kein institutionell eingebundener Akteur. In den Rat für Nachhaltige Entwicklung, der ebenfalls eine wichtige Rolle in der Nachhaltigkeitsgovernance 2022 einnimmt, ist keine Expertise aus dem Kultursektor eingebunden. Hier werden Chancen ungenutzt gelassen, um die Kraft der Kultur für den Veränderungsprozess wirken zu lassen.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: "Allen Menschen ein gutes, gelingendes Leben zu ermöglichen, ist in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen begründet. Es wird höchste Zeit, diese Verpflichtung mit Blick auf nachhaltige Chancen für alle umzusetzen und dem Raubbau an Ressourcen ein anderes Bild, nämlich das eines guten Lebens, entgegenzusetzen. Dazu zählt, alte Muster, Gewohnheiten und Gewissheiten zu hinterfragen und Neues, Unbekanntes oder Vergessenes zu entdecken. Alte kulturelle Traditionen und künstlerische Techniken, die nachhaltige Prozesse unterstützen, sollten neu belebt werden. Kunst und Kultur sind prädestiniert für diese Veränderungsprozesse."
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