Asklepios kritisiert die Stellungnahme der Regierungskommission zur Behandlungsqualität in deutschen Kliniken

 

  • Kommission unterstellt Qualitätsmängel bei Krebs, Schlaganfällen und Gelenkersatz
  • „Reißerisch, mangelhaft und angstmachend“
  • Auffälliges Timing: Veröffentlichung während der kritischen Phase der Diskussion über die Klinikreform

Die Regierungskommission hat mit ihrer fünften Stellungnahme zur Behandlungsqualität in deutschen Kliniken für Aufsehen gesorgt. Darin steht, dass, wenn Krebsfälle nur in zertifizierten Zentren, Schlaganfälle in spezialisierten Stroke Units und Endoprothesen (Gelenkersatz) ausschließlich in spezialisierten Kliniken behandelt würden, tausende Todesfälle und Revisionsoperationen vermieden werden könnten. „Diese Stellungnahme ist reißerisch und ruft bei den Menschen große Ängste hervor“, kritisiert Kai Hankeln, CEO der Asklepios Kliniken, das Papier. „Die Veröffentlichung unterstellt Hunderten kleinerer Kliniken ein generelles Qualitätsproblem“, so Hankeln weiter. „Die Interpretation der Zahlen durch die Kommission ist an entscheidenden Stellen schlicht mangelhaft und führt zu falschen Schlussfolgerungen“, ergänzt Priv.-Doz. Dr. med. Sara Sheikhzadeh, Chief Medical Officer (CMO) der Asklepios Kliniken Gruppe mit bundesweit mehr als 170 Einrichtungen und jährlich 3,5 Millionen Patient:innen.­Die erfahrene Notfallmedizinerin und medizinische Vorständin der Asklepios Kliniken kann den Vorwurf am Beispiel der Schlaganfälle konkretisieren: „Die vorgelegten Zahlen sind zwar valide, aber bestimmte Aspekte wurden in der Stellungnahme vereinfacht oder sind sogar unzulässig.“ Zwar besteht Einigkeit, dass ein akuter Schlaganfall immer in einer Stroke Unit (spezialisierte Schlaganfall-Station) behandelt werden sollte. Jedoch ist unklar, ob bei den genannten Daten für die kleineren Krankenhäuser der Schlaganfall immer die führende Diagnose oder überhaupt die Diagnose bei der Aufnahme in das Krankenhaus war. Oder es handelte sich um anderweitig schwerstkranke oder schwer demente Patient:innen, bei denen der Schlagfall nicht im Fokus der Behandlung stand.

„Gerade diese Patientengruppen haben ohnehin die schlechteste Prognose und beeinflussen dann die Zahlen“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Sheikhzadeh. Auch den Abschnitt in der Stellungnahme über die Fahrzeiten („Erreichbarkeitsanalysen“) findet sie diskussionswürdig. Denn nur fünf bis zehn Prozent der Patient:innen bedürfen einer so genannten Thrombektomie, bei der ein Blutgerinnsel, das die Arterie verstopft, von einem Neuroradiologen per Katheter entfernt werden muss. „Eine Klinik ohne Thrombektomiebehandlung ist nicht im Gegensatz zur fehlenden spezialisierten Schlaganfallbehandlung zu setzen: viele spezialisierte Stroke Units haben keine Thrombektomiemöglichkeit, trotzdem erhalten die Patienten eine hochqualifizierte Behandlung“, betont Priv.-Doz. Dr. Sheikhzadeh.

Gleichermaßen deutliche Kritik übt Asklepios auch an der Vision der Kommission, dass die von Minister Lauterbach geforderte Krankenhausreform die Behandlung von Krebspatient:innen künftig verbessert. „Die zugrunde gelegten Daten stammen von 2009 – 2017, und spiegeln die heutige Versorgungssituation nur unzureichend wider“, sagt Priv.-Doz. Dr. Sheikhzadeh. „Die Kliniken selbst sind längst dabei, die Behandlungsqualität zu verbessern, etwa über vielfältige Spezialisierungen und Zertifizierungen von Fachabteilungen, Zentren und Kliniken. Die Reformpläne schaffen in dieser Hinsicht keinen zusätzlichen Nutzen“, so die Asklepios Vorständin.

Und weiter: „Die Menschen gewinnen ja nicht mehr Lebensjahre, nur weil die Lauterbach’sche Reform die Schließung Hunderter Kliniken erzwingt und neue Bürokratiemonster erschafft. Wichtiger ist es, endlich die Lotsenfunktion durch Haus- und Fachärzte zu verbessern, die Notfallversorgung besser zu steuern und entscheidende Themen wie Digitalisierung, Telemedizin und Künstliche Intelligenz voranzubringen, ohne dass der Datenschutz diese Prozesse zulasten der Gesundheitsversorgung noch weiter untergräbt“, so Priv.-Doz. Dr. Sheikhzadeh.

Auffällig ist aus Sicht von Asklepios im Übrigen das Timing der veröffentlichten Stellungnahme: „Es fällt wirklich schwer, hier keinen Zusammenhang mit den öffentlich diskutierten Reformvorschlägen des Gesundheitsministers zu sehen, der die Existenz Hunderter kleinerer Kliniken in Frage stellt“, sagt Asklepios CEO Hankeln. „Nachdem diese Pläne in der Öffentlichkeit und von Verbänden und Experten zunehmend kritisch diskutiert werden, lässt Minister Lauterbach die Kliniken mit dieser Stellungnahme quasi sturmreif schließen, nach der Devise: ‚dort wird ohnehin nur schlecht behandelt und man sollte sie sowieso besser schließen‘“, so Hankeln weiter.

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