Durch Corona war das Seminarangebot, das aus einem theoretischen und einem praktischen Teil besteht, nicht mehr angeboten worden. Knapp 30 am Schrott und dem Schrottgeschäft interessierte junge Leute tauchten mit den Referenten in die Vielfalt der Schrottwelt ein.
bvse-Schatzmeister und stellvertretender Fachverbandsvorsitzender Sebastian Will eröffnete den ersten Tag mit einer theoretischen Einführung in die Stahlerzeugung und die Schrottsortenkunde. Er brachte den Teilnehmern mit vielen praxisnahen Beispielen zudem die kaufmännischen Grundlagen der Branche näher.
bvse-Fachreferent Johannes Hanke erläuterte den Green Deal und seine zahllosen Facetten und verknüpfte seine Ausführungen mit der bvse-Arbeit in Brüssel. Über den europäischen Dachverband EuRIC engagiert sich der bvse mit allen Fachverbänden in Brüssel. Hanke verwies auf die Auswirkungen der Brüsseler Verordnungsflut auf die Schrottwirtschaft und arbeitete die damit einhergehenden neuen großen Herausforderungen heraus. Er betonte, dass im Grunde genommen die Schrottwirtschaft die Grundlagen für die Kreislaufwirtschaft geschaffen hat und „enthüllte“ das bvse-Icon „Grüner Schrott“, mit dem der Verband eine Identifizierung des idealen Kreislaufmaterials Metallschrott für das angestrebte Ziel einer zirkulären Wirtschaft schaffen will
Die bvse-Juristin Annette Reber stellte den Teilnehmern im Rahmen ihres Vortrags zum Beauftragten(UN)wesen, die für fast alle Betriebe vorgeschriebenen Beauftragten vor und erläuterte deren Aufgaben, Befugnisse und besonderen Rechte.
Dr. Hamacher von der Kanzlei Pauly und Partner schaffte es, sich im Rahmen seiner sehr lebendig vorgetragenen Ausführungen zu der an sich trockenen Thematik zum Genehmigungs- und Umweltrecht für Schrottplätze die ungeteilte Aufmerksamkeit der Teilnehmer zu sichern.
Beim gemeinsamen Abendessen lernten sich die Teilnehmer schnell näher kennen und konnten sich gestärkt auf den folgenden Tag vorbereiten.
Der zweite Seminartag stand ganz im Zeichen der CO2-Neutralität der Stahlindustrie und den damit verbundenen neuen Herausforderungen für die Schrottwirtschaft. Einen Vorgeschmack lieferte Jannik Tillessen von der Firma SiCON mit seiner Präsentation zur „Technik der Schrottaufbereitung im Rahmen der Dekarbonisierung der Stahlindustrie“. Er gab einen Einblick in die notwendigen Veränderungen und Anpassungen der aktuellen Schrottaggregate. Denn um ein Partner der Stahlindustrie bleiben zu können, muss auch die Schrottwirtschaft aufrüsten.
Jörg Lorenz von der bvse-Entsorgergemeinschaft arbeitete in seinem Vortrag die Grundlagen des Entsorgungsfachbetriebes und der verschiedenen Qualitätsmanagementsysteme heraus, die eine unabdingbare Voraussetzung für den Geschäftsbetrieb der Recyclingwirtschaft mit Lieferanten und Abnehmern darstellen.
Max Kromarek und Jannik Petrich von der Deumu referierten über die Antwort der Salzgitter AG auf die im Green Deal geforderte Klimaneutralität. Sie stellten das Projekt SALCOS vor, das für Salzgitter Low CO2 Steelmaking steht. Mit seiner Hilfe soll das Ziel einer nahezu CO2-freien Stahlproduktion bis 2033 erreicht werden. Dabei wird die Produktionskapazität am Standort Salzgitter erhalten bleiben, aber die Produktionsverfahren werden sich radikal ändern. Vereinfacht dargestellt werden die Roheisenproduktion via Hochofen und Rohstahlproduktion im Konverter durch den Einsatz von selbsterzeugtem DRI und dessen Einsatz in Elektrolichtbogenöfen ersetzt. Der Sekundärrohstoffschrott bekommt einen deutlich höheren Stellenwert als bisher, denn die Verbrauchsmengen werden deutlich erhöht.
Im Rahmen der Werksführung konnten die Teilnehmer einen Abstich an einem der Hochöfen und das Einschmelzen des Schrotts im Konverter erleben. Olaf Dewindenat, Leiter der Deumu Stahlschrottabteilung Peine, erlaubte den Teilnehmern einen Blick auf den flächenmäßig größten Schrottplatz Europas und sprach eine erneute Einladung für in 5 Jahren aus, wenn die Transmission abgeschlossen ist. Von dem Willen der Salzgitter AG zur zügigen Produktionsumstellung konnten sich die Seminarteilnehmern anhand der laufenden Abbruch- und Bauarbeiten auf dem Gelände der Salzgitter Flachstahl AG überzeugen.
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