Credendo beobachtet lang erwartete Strukturreformen in Nigeria

Der europäische Kreditversicherer Credendo sieht unter der Führung des neu gewählten Präsidenten Tinubu eine historische Chance in Nigeria zur Beseitigung einiger wichtiger struktureller Schwächen. Bei seiner Amtseinführung Ende Mai kündigte Tinubu an, dass die Kraftstoffsubventionen zum 1. Juli abgeschafft würden. Gleichzeitig wurde im Mai 2023 die Dangote-Raffinerie eröffnet, die noch im Juni mit der ersten nigerianischen Rohöllieferung voll in Betrieb genommen werden soll. Mit einer geschätzten Kapazität von 650.000 Barrel pro Tag (bdp) könnte allein diese Raffinerie theoretisch den gesamten nigerianischen Bedarf an raffiniertem Kraftstoff decken. Es wird jedoch einige Zeit dauern, bis die Kapazität erreicht ist, zumal technische Ausfälle weiterhin ein Problem darstellen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit einem eher langsamen Produktionsanstieg von 100.000 bpd im Jahr 2024 auf 300.000 bpd im Jahr 2027. Darüber hinaus ist der Transport von raffiniertem Kraftstoff durch das Land ein weiteres großes Problem, da die Pipeline-Infrastruktur in Nigeria sehr anfällig ist.

Der größte Rohölproduzent Afrikas kämpft seit Jahrzehnten mit einem schmerzhaften Mangel an Raffineriekapazitäten, was zu einer enormen Rechnung für Kraftstoffimporte und einem schädlichen Subventionssystem für Kraftstoffe führt. Diese Subventionen führten zu Bestechung und Korruption und verschlangen enorme Teile des Staatshaushalts (15 % der öffentlichen Ausgaben oder 2,2 % des BIP im Jahr 2022). Obwohl die Kürzung der Kraftstoffsubventionen im Hinblick auf die fiskalische Effizienz und die gerechten öffentlichen Ausgaben sehr profitabel sein könnte, müssen die unmittelbaren Auswirkungen auf den Wohlstand durch entsprechende Sozialprogramme gemildert werden, um langfristig erfolgreich zu sein. Die von Präsident Tinubu angekündigte Kürzung der Treibstoffsubventionen führte zu einer sofortigen Verdreifachung der Einzelhandelspreise für Treibstoff im ganzen Land und löste Sorgen hinsichtlich der Auswirkungen auf arme Menschen aus. Es bleibt abzuwarten, wie und ob diese fiskalische Umstellung erfolgreich umgesetzt werden kann.

Die Dangote-Raffinerie dürfte die Kosten für die Einfuhr von raffinierten Kraftstoffen senken, was zu einer Entlastung der Außenhandels- und Steuerbilanz führen und den Druck auf die Devisenreserven verringern würde. Obwohl die teuren Importe im Inland ersetzt werden, dürften die positiven Auswirkungen letztlich begrenzt sein. Geringere Einnahmen aus Rohölexporten werden die Einsparungen teilweise ausgleichen, da die Raffinerie ihren Rohölbedarf vor Ort decken wird. Das allgemeine Wirtschaftswachstum dürfte sich dennoch dank einer Erholung der Rohölproduktion auf 3,2 % im Jahr 2023 erholen, nachdem es 2020-2021 einen historischen Tiefstand erreicht hatte, während das Nicht-Öl-Wachstum durch eine Abschwächung der Gesamtinflation von 21 % im Jahr 2022 auf voraussichtlich 18 % im Jahr 2023 unterstützt werden dürfte. Da die Devisenreserven weiterhin unter Druck stehen und von einem Höchststand von 41 Mrd. USD im Jahr 2021 auf 35 Mrd. USD im Mai 2023 (4,5 Monate der Importe) gesunken sind, steht die nigerianische Regierung unter großem Druck, auf ihre Liquiditätsschwächen zu reagieren, die durch hohe Importausgaben, schwache Investitionszuflüsse (mangelndes Vertrauen, teilweise aufgrund von Sicherheitsrisiken) und ein komplexes Mehrfachwechselkurssystem verursacht werden. Kapitalverkehrskontrollen, Einfuhrbeschränkungen und die rationierte Verfügbarkeit von Hartwährung auf dem Markt dürften zumindest in nächster Zeit fortbestehen. Das lang erwartete Gesetz über die Erdölindustrie, das 2021 verabschiedet wurde, bietet noch keinen soliden Rahmen, um neue Investitionen anzuziehen, da der Ölsektor weiterhin durch Produktionsstörungen, Korruption, Missmanagement, Umweltrisiken und Diebstahl behindert wird. Investitionen des privaten Nicht-Ölsektors (verarbeitendes Gewerbe, Lebensmittelverarbeitung, (Hafen-)Infrastruktur) haben sich in den letzten Jahren als wesentlich widerstandsfähiger erwiesen. Dies erwartet Credendo auch in Zukunft.

Über Credendo Short-Term Non-EU Risks

Credendo ist eine europäische Kreditversicherungsgruppe, die auf dem gesamten Kontinent vertreten ist. Wir sind in allen Bereichen der Warenkreditversicherung und der Versicherung von politischen Risiken tätig und bieten Produkte für die weltweite Abdeckung Ihrer Risiken.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Credendo Short-Term Non-EU Risks
Luisenstraße 21
65185 Wiesbaden
Telefon: +49 (611) 504052-02
http://www.credendo.com

Ansprechpartner:
Karsten Koch
Country Manager Germany and Austria
Telefon: +49 (611) 504052-02
E-Mail: k.koch@credendo.com
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel