Der mit 5.000 Euro dotierte erste Preis ging an die Katholische Erwachsenenbildung im Land Sachsen-Anhalt (Bistum Magdeburg) für das Projekt „Kirche für Demokratie. Verantwortung übernehmen – Teilhabe stärken“. Der zweite Preis (3.000 Euro) wurde dem Bund der St. Sebastianus Schützenjugend für sein Projekt „Schützen gegen Rechts“ verliehen. Den dritten Preis (2.000 Euro) erhielt das Erzbischöfliche St. Ursula-Gymnasium Lenggries für den Aufbau eines Betreuungsangebots von Schülerinnen des Gymnasiums für Kinder aus migrantischen Familien.
Bei der Verleihung betonte Erzbischof Heße die Notwendigkeit des Preises: „Vor dreißig Jahren erschütterten uns die Bilder von brennenden Asylbewerber-Unterkünften und anderen fremdenfeindlichen Taten in Solingen, Mölln oder Rostock-Lichtenhagen. Das waren nicht die ersten fremdenfeindlichen Taten nach dem Nationalsozialismus, und es waren nicht die letzten. Denken wir nur an Halle und Hanau und die Mordserie des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU). Jede Tat ist eine zu viel und muss uns Mahnung sein, gegen jede Form des Rassismus aufzustehen!“ Er ergänzte: „Rassismus widerspricht dem Geist Jesu, der Botschaft des Evangeliums. Dennoch gibt es auch in unserer Kirche rassistische und fremdenfeindliche Stimmen. Auch denen treten wir mit diesem Preis entgegen.“
Den Blick in die Gegenwart richtete auch Dr. Irme Stetter-Karp: „Gerade in diesen Wochen merken wir, wie das Asylrecht infrage gestellt wird, wie auch die Rhetorik der AfD immer wieder aufs Neue bei vielen Menschen verfängt, wie wir Wehrhaftigkeit in unserer Demokratie neu lernen und unter Beweis stellen müssen.“ Sie hob hervor: „Die Menschen und Projekte, die wir heute mit dem Katholischen Preis gegen Rassismus ehren, sind Vorreiter einer Gesellschaft, die sich vom Rassismus befreit. Ich hoffe, dass ihre Vision Wirklichkeit wird. Und ich freue mich, dass Laienkatholizismus und Bischofskonferenz dieses herausragende Engagement gemeinsam würdigen.“
Bischof Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen) sagte in seiner Begrüßung: „Die Mehrheit der Menschen in Mitteldeutschland steht ein für Freiheit und Menschenwürde. Das haben die Menschen 1953 bewiesen. Das haben die Menschen 1989 bewiesen. Und das beweisen in unserem Landstrich Tag für Tag so viele Menschen und so viele Initiativen. Dafür bin ich dankbar. Wer die Freiheit liebt, muss die Verantwortung wagen!“ Für die Landesregierung betonte Katja Meier, Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung: „Wir nehmen derzeit ein Spannungsfeld zwischen Wertschätzung und Vertrauen in die Demokratie und großer Besorgnis um deren Werte wahr. Wir müssen uns den Problemen stellen, die für diese Sorge verantwortlich sind: Extremismus, die Eskalation von ‚Hate Speech‘ und menschenverachtender Hetze, und die Ausgrenzung von LSBTIQ* Menschen. Die Menschen, die wir heute mit dem fünften Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ehren, setzen all dem etwas entgegen: Sie schaffen Netzwerke, sie laden ein zum Mitmachen, sie unterstützen Menschen mit Fluchtbiografien, leisten ehrenamtliche Hilfe, schaffen Zugänge zu Bildungs- und Beratungsangeboten und sie erheben ihre Stimme gegen rechte Hetze.“ Die Preisträger ständen für Respekt und Inklusion, und sie praktizierten ihren Glauben im Zeichen von Toleranz und Nächstenliebe. „Als sächsische Demokratieministerin und im Namen der gesamten sächsischen Staatsregierung danke ich diesen Menschen für ihr Engagement und spreche ihnen meine größte Hochachtung aus“, fügte sie hinzu.
In einem Podiumsgespräch zum Thema „Engagement für Demokratie und gegen Rassismus“ diskutierten Susanne Brandes, Projektleiterin der ersten Preisträgerinitiative 2023, Staatssekretär Sebastian Vogel (Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt), Nilsson Samuelsson (Vorsitzender des Ausländerrates Dresden), Bürgermeister Jürgen Opitz (Heidenau) und Stephan Kupka von der Initiative Ostritzer Friedensfest (Preisträger 2021). Staatssekretär Vogel erklärte: „Wir alle – aber besonders wir, die wir in Politik, Verwaltung, Kirche und Gemeinwesen Verantwortung tragen – müssen die Gefahr rassistisch motivierter Anschläge und Angriffe sehr ernst nehmen. Arbeit gegen Rassismus beginnt damit, ausgrenzender Sprache, Hass und Hetze keinen Raum zu lassen. Ich wünsche uns allen den Mut, immer dort zu widersprechen, wo menschenverachtende Aussagen fallen. Und ich wünsche uns allen die Courage, in unserem täglichen Tun deutliche Zeichen zu setzen für einen respektvollen gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Hintergrund
Auf Anregung ihrer Migrationskommission verleiht die Deutsche Bischofskonferenz seit 2015 alle zwei Jahre den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. In diesem Jahr wurde der Preis erstmals gemeinsam mit dem ZdK vergeben. Mit dem Preis werden Personen und Gruppen ausgezeichnet, die sich in Deutschland aus dem katholischen Glauben heraus im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus bzw. für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft engagieren. Der Preis soll dazu beitragen, das kirchliche Zeugnis gegen jede Form der Menschenverachtung zu stärken. Im Jahr 2023 sind 39 Bewerbungen und Vorschläge bei der Jury eingegangen.
Hinweise:
Die Grußworte von Erzbischof Dr. Stefan Heße und Dr. Irme Stetter-Karp sowie von Bischof Heinrich Timmerevers finden Sie als PDF-Dateien in der Anlage sowie nach Ablauf der Sperrfrist unter www.dbk.de und www.zdk.de.
Kurzfilme über die ausgezeichneten Projektesowie Bilder von den Preisträgern stehen ebenfalls unter www.dbk.de zur Verfügung. Fotos von der Preisverleihung können für die Berichterstattung nach der Veranstaltung in der Bildergalerie dieser Pressemitteilung kostenlos heruntergeladen werden. Bitte die Copyright-Angaben beachten. Weitere Informationen zum Preis sind unter www.dbk.de/katholischer-preis-gegen-fremdenfeindlichkeit verfügbar.
Über die ausgezeichneten Initiativen informieren darüber hinaus:
• keb-sachsen-anhalt.de/kebprojekte/kirche-fuer-demokratie
• bdsj.de/projekte-aktionen/schuetzen-gegen-rechts
• sanktursula.net/ausgezeichnete-maedchen-fuer-migranten
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist der Zusammenschluss von Vertretern der Diözesanräte und der katholischen Verbände sowie von Institutionen des Laienapostolates und weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft. Die Mitglieder fassen ihre Entschlüsse in eigener Verantwortung und sind dabei von Beschlüssen anderer Gremien unabhängig.
Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) Generalsekretariat
Schönhauser Allee 182
10119 Berlin
Telefon: +49 (0) 30 166 380 – 600
http://www.zdk.de
Pressesprecherin
Telefon: 030166380630
E-Mail: britta.baas@zdk.de