Dass die Rezessionswahrscheinlichkeit gestiegen ist, geht vor allem auf Entwicklungen im Verarbeitenden Gewerbe zurück, insbesondere der Bauwirtschaft, der energieintensiven Industrie und der Exportwirtschaft. Einige Branchen wie die Automobilindustrie werden noch in nennenswertem Umfang von Lieferengpässen gebremst – auch wenn diese sich nach und nach auflösen. Zunehmend Sorge macht den IMK-Experten das „wenig dynamische außenwirtschaftliche Umfeld“. Die US-Konjunktur schwächt sich aufgrund hoher Zinsen ab. Gleichzeitig stützt sich die wirtschaftliche Erholung in China, anders als in vergangenen Aufschwungsphasen, bislang kaum auf kräftige Investitionen, von denen die deutsche Exportwirtschaft profitieren könnte. Eine Stabilisierung bei den Finanzmarkt- und den Stimmungsindikatoren, die das IMK-Konjunkturradar ebenfalls auswertet, verhindert hingegen eine stärkere Erhöhung der Rezessionswahrscheinlichkeit. Realwirtschaftlich stützt der Dienstleistungsbereich aktuell die Konjunktur.
„Das außenwirtschaftliche Umfeld ermöglicht der stark exportorientierten deutschen Wirtschaft über die Sommermonate wahrscheinlich nur ein maues Wachstum“, fasst Konjunkturforscher Theobald den Ausblick zusammen. „Umso wichtiger wäre es, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen nicht zu weit in den restriktiven Bereich erhöht und die Binnennachfrage in Abwägung mit dem Ziel der Preisstabilität nicht unverhältnismäßig dämpft.“ Die geldpolitische Straffung durch die vorangegangenen Leitzinserhöhungen entfalte derzeit ihre volle Wirkung, was sich am Einbruch der Kreditnachfrage ablesen lasse. Weitere Zinsschritte sind aus Sicht des IMK derzeit nicht nötig.
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft zum jeweils vorliegenden Veröffentlichungszeitpunkt ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.
Zum IMK-Konjunkturindikator: https://www.imk-boeckler.de/de/imk-konjunkturampel-15362.htm
Zur aktuellen Konjunkturprognose des IMK: Neue IMK-Prognose: https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-neue-imk-prognose-deutsche-wirtschaft-stagniert-48259.htm
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