JFMK – ohne Fokus auf die drängendsten Probleme der Familienpolitik

Unter dem Vorsitz von Brandenburg tagt die Jugend- und Familienfachkonferenz (JFMK) dieses Jahr heute und morgen in Potsdam. Im Fokus soll die Weiterentwicklung der Jugend- und Familienpolitik stehen. Ein Blick auf die vorläufige Agenda offenbart allerdings aus Sicht der Deutschen Kinderhilfe, dass diese wenig mit einer fokussierten Familienpolitik hinsichtlich der offenkundig drängendsten Probleme zu tun hat. „Konkret müssen in Potsdam aus unserer Sicht die Bekämpfung von Kinderarmut und Bildungsmisere im Mittelpunkt stehen“, so Dr. Luisa Becker-Ritterspach, Referentin für Kinderarmut bei der Deutschen Kinderhilfe.

Stattdessen wird uns ein bunter Strauß teilweise scheinbar etwas beliebig ausgewählt anmutender Themen präsentiert – ganz oben finden sich etwa „Elterngeld gerecht gestalten“ und „die Beendigung der Diskriminierung von stillenden Müttern“. Einen Tag später kommt dann endlich die Kindergrundsicherung ins Spiel und auch die frühkindliche Bildung, das sind die Themen, die die Zukunft unserer Kinder bestimme und daher höchste Priorität haben sollten, meint Dr. Luisa Becker-Ritterspach. „Jedes 5. Kind in Deutschland lebt in Armut. Die Folgen sind dramatisch. Kinder, die in Armut aufwachsen, verfügen über schlechtere Bildungschancen, leiden häufiger unter gesundheitlichen Problemen und haben weniger Selbstvertrauen als Kinder aus einkommensstarken Familien. Noch dieses Jahr soll der Gesetzentwurf zur Kindergrundsicherung kommen, aber noch wird um die Finanzierung gestritten. Das muss eines der zentralen Themen sein und gehört ganz oben auf die Prioritätenliste“, fordert die Expertin der Deutschen Kinderhilfe

Auch die in den Geschäftsbereich der JFMK fallende frühkindliche Bildung scheint nur indirekt ein Problem für die Fachkonferenz zu sein. Gerade einmal zehn Minuten sind für dieses Thema eingeplant. Und dass, obwohl der Personalnotstand an Kitas und Schulen aus Sicht der Deutschen Kinderhilfe längst die rote Linie überschritten hat. „Bundesländer werben sich gegenseitig das Personal ab. Kitas müssen früher schließen, weil niemand da ist, der die Kinder betreuen könnte, unhaltbare Zustände, die dringend verändert werden müssen, zudem fehlen dringend notwendige bundesweit einheitliche Mindeststandards für die Ausgestaltung der Vorschulbildung“, so Becker-Ritterspach.

Die kürzlich veröffentlichte IGLU- Studie bestätigt die verheerende Lage und damit die Notwendigkeit einer qualifizierten frühkindlichen Bildung eindrucksvoll. Die Leseleistungen der Viertklässler sind in den letzten 20 Jahren deutlich gesunken.  Gleichzeitig sind die sozialen Unterschiede immer noch allgegenwärtig. Viertklässler aus soziökonomisch benachteiligten Familien haben nach wie vor starke Kompetenzrückstände. Und wer nicht vernünftig lesen kann, wird langfristig in der Schule und im Beruf abgehängt.

Die Deutsche Kinderhilfe fordert, die drängendsten Probleme ganz oben auf die Agenda zu heben. Kinderarmut und die Bildungsmisere sind keine Randprobleme, sondern verfestigen sich mitten in unserer Gesellschaft und gefährden die Zukunft von Millionen von Kindern. Hier muss der Fokus liegen.

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