„Laut einer aktuellen Senatsanfrage ist dem Senat das Problem der Konkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen sehr wohl bewusst. Daher fordert der NABU, dass neben dem Verbot der Honigbienenhaltung in Naturschutzgebieten unbedingt weitere konkrete Schutzmaßnahmen ergriffen werden, um Wildbienen und andere Insekten zu fördern. Das kann durchaus strengere Abstandsregelungen oder eine Einschränkung der Haltung von Honigbienen auf öffentlichen Flächen bedeuten. Mehr Wildblumenwiesen anzulegen oder Parks und Grünanlagen naturnah zu gestalten, sind Beispiele für eine konkrete Förderung von urbaner Artenvielfalt, die am Ende beiden Bienenarten zugutekommt“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.
Viele Wildbienenarten sind auf einzelne Nahrungsquellen spezialisiert und besuchen nur wenige bestimmte Pflanzenarten. Im Gegensatz dazu sind Honigbienen sogenannte Generalisten. Sie bevorzugen keine bestimmten Pflanzenarten, sondern finden überall Nahrung. Honigbienen können dadurch eine ernsthafte Konkurrenz für Wildbienen darstellen – besonders im urbanen Raum, wo das Nahrungsangebot ohnehin eingeschränkt ist. Denn in Hamburg gibt es immer mehr Honigbienen, da die Stadtimkerei zunimmt. Mit der Hamburger Bienenstrategie wird die Haltung von Honigbienen in Hamburg gestärkt.
Laut der Antwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Stephan Jersch (Drs. 22/11689) leben in Hamburg 7.664 angemeldete Honigbienenvölker, also im Mittel gut zehn Honigbienenvölker pro Quadratkilometer. Innerhalb von nur zehn Jahren hat sich die Zahl damit fast verdreifacht (2013: 2.616 Völker). Dabei gibt es laut der SKA keine Obergrenzen, der Senat sieht keine Möglichkeit der Regulierung der Zahl der Bienenvölker.
„Ein zunehmender Honigbienenbestand kann einen stärkeren Druck auf die Wildbienenarten ausüben und negative Auswirkungen haben. Schon rein zahlenmäßig zeigt sich ein starkes Übergewicht der Honigbienen: ein Bienenstock hat bis zu 60.000 Individuen, Wildbienen am gleichen Standort höchstens 1.000. Durch ihre Nahrungsspezialisierung können viele Wildbienenarten nicht ohne weiteres auf andere Pflanzenarten ausweichen. Außerdem können sie geringere Flugstrecken zurücklegen als Honigbienen, daher ist auch ein räumliches Ausweichen schwierig“, erläutert Stefan Köttgen, Wildbienen-Experte beim NABU Hamburg.
Wildbienen leben im Gegensatz zu Honigbienen (als Nutztiere) nicht in Abhängigkeit des Menschen. Im Gegenzug sind auch viele Pflanzenarten auf die Bestäubung durch „ihre“ Wildbienen angewiesen, die beispielsweise anatomisch an die Blüten angepasst sind. Ein Rückgang von Wildbienenarten und deren Aussterben kann große Auswirkungen auf die Bestäubung und Fruchtbildung haben. Der konsequente Schutz von Wildbienen trägt also zum Erhalt der gesamten Biodiversität bei.
Der NABU ist mit über 29.000 Mitgliedern Hamburgs größter Umweltverband. Mit praktischem Naturschutz, politischem Druck und Umweltbildung sorgen NABU-Aktive überwiegend ehrenamtlich dafür, dass Hamburg grün und lebenswert bleibt. Weitere Informationen und Mitmachangebote unter www.NABU-Hamburg.de.
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