Einen deutlichen Erholungseffekt gab es vor allem bei den Erwartungen an die Entwicklung der nächsten sechs Monate. Während im Herbst 2022 noch eine große Mehrheit von einer Verschlechterung der Geschäftslage ausging, ist der Ausblick nun wieder vorsichtig optimistisch. „Die vor dem Eindruck der Energiekrise extrem negativen Erwartungen der Betriebe aus dem letzten Herbst sind bisher nicht eingetreten“ berichtete der Präsident der HWK Dortmund Berthold Schröder. „Die staatlichen Entlastungsmaßnahmen sowie die schrittweise Entspannung bei Lieferengpässen und Preisdynamik haben zu einer Stabilisierung der Handwerkskonjunktur geführt.“
Die harten Konjunkturindikatoren Umsatz und Auftragslage werden hingegen derzeit noch negativ bewertet. 31 Prozent der Betriebe berichten von Umsatzrückgängen im letzten halben Jahr, 23 Prozent konnten ihren Umsatz steigern. „Obwohl sich die Erwartungen der Betriebe deutlich verbessert haben, ist es noch zu früh für eine Entwarnung“, erklärte Schröder. „Mit der hohen Inflation und den steigenden Bauzinsen bleiben zwei zentrale konjunkturelle Risikofaktoren bestehen.“ Insbesondere das Bauhauptgewerbe blickt wegen der massiv gestiegenen Finanzierungskosten in eine ungewisse Zukunft. Zwar haben die Betriebe derzeit noch volle Auftragsbücher, aber die künftige Nachfrage dürfte durch den Einbruch beim Wohnungsneubau stark zurückgehen. Im Lebensmittelhandwerk und bei den personenbezogenen Dienstleistungen hat sich die Einschätzung im Vergleich zum Herbst deutlich aufgehellt – insgesamt bleibt die Lage aber vor allem aufgrund der inflationsbedingten Kundenzurückhaltung weiter angespannt. Gleiches gilt für die Beschäftigungssituation im Ruhr-Handwerk. Trotz großer Bemühungen um Nachwuchskräfte ist die Beschäftigung insgesamt rückläufig. „Mit Blick auf die entscheidende Rolle des Handwerks bei der Umsetzung der großen Transformationsziele brauchen wir dringend mehr Fachkräfte in unseren Betrieben. Es kann nicht sein, dass die Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss laut aktuellem Berufsbildungsbericht weiter wächst, während im Ruhrgebiet tausende dual-ausgebildete Fachkräfte fehlen. Hier muss die Bildungspolitik dringend nachsteuern“, so Schröder.
Außerdem müssten mittelstandsfreundliche Standortbedingungen in der Region Ruhr nun wieder in den Fokus rücken, mahnte der Handwerkskammerpräsident. „Nach drei Jahren im Krisenmodus brauchen wir jetzt eine systematische Stärkung des Wirtschaftsstandorts Ruhrgebiet. Dazu gehören neben den Themen Verkehr und Gewerbesteuern auf kommunaler Ebene auch eine zügige Umsetzung der Fachkräftestrategie des Landes Nordrhein-Westfalen. Was wir hingegen nicht brauchen, sind teure Subventionen für Großunternehmen, wie einen Industriestrompreis, bei dem das Handwerk mal wieder auf der Strecke bleibt.“ In einer hochverdichteten Metropole wie der Region Ruhr ist zudem die Sicherung und Bereitstellung von Gewerbeflächen von zentraler Bedeutung. „Wir erwarten, dass der Regionalplan Ruhr nach mehr als zehn Jahren Bearbeitungszeit in diesem Jahr nun endlich Rechtskraft erlangt und den Rahmen für eine mittelstandsorientierte Flächenpolitik bildet“, erklärte Kammerpräsident Schröder.
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