Für die Vorträge hatte man zwei KI-Praktiker eingeladen: William Edward Timm, Theologe und Experte für digitale Medien, Abteilungsleiter des adventistischen TV-Senders Novo Tempo in Brasilien, die zur Hope Channel-Sendefamilie gehört und Danillo Cabrera, Softwareexperte bei Hope Media Europe. Beide haben bereits praktische Erfahrungen mit dem Einsatz Künstlicher Intelligenz gesammelt.
Entwicklung der KI
„Wir sind mitten in einer Revolution“, so formulierte es William Edward Timm, der in seinem Keynote-Vortrag zunächst einen kurzen Überblick über die Geschichte der Künstlichen Intelligenz gab. Bereits 1950 erfand der britische Mathematiker Alan Touring den nach ihm benannten Turing-Test: Ein Computer gilt dann als intelligent, wenn Menschen bei einem beliebigen Frage-Antwort-Spiel über eine elektrische Verbindung nicht unterscheiden können, ob am anderen Ende der Leitung ein Computer oder ein Mensch sitzt. 1956 wurde das erste KI-Programm der Geschichte, „Logic Theorist“, geschrieben. Dieses Programm konnte 38 Theoreme aus Russells und Whiteheads Grundlagenwerk Principia Mathematica beweisen. Und der US-amerikanische Sozialwissenschaftler und spätere Nobelpreisträger für Ökonomie, Herbert Simon, sagte 1965 voraus, dass Maschinen in 20 Jahren das tun werden, was Menschen können. 1997 war es soweit: Ein Computer namens „Deep Blue“ besiegte den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow.
Mittlerweile werde schon viel Künstliche Intelligenz im Hintergrund eingesetzt, so Timm, etwa bei Algorithmen, die in sozialen Medien Musik und Videos nach dem Geschmack des Nutzers vorschlagen. Neu sei aber die generative KI, mit der Nutzer konkrete Aufgaben lösen oder Produkte erstellen können, wie etwa Chat GPT (www.apd.info/2023/03/03/special-feature-ueber-chatgpt-bildung-und-mitgefuehl/) oder der Bildgenerator Midjourney.
Timm stellte die These auf, dass diese generative KI die Künstliche Intelligenz demokratisieren werde, da sie nun von jedem Menschen selbstbestimmt genutzt werden könne und nicht nur als Bestandteil einer Software, auf die man keinen Einfluss habe (z.B. Algorithmen). Er unterschied drei Phasen in der Entwicklung der KI: die bereits erwähnte generative KI, neuronale Netze, die den menschlichen Geist imitieren würden, und das so genannte Deep Learning, das beispielsweise selbstfahrende Autos unfallfrei fahren lasse. Abschließend widmete sich Timm den ethischen Aspekten bei der Anwendung von KI.
Künstliche Intelligenz und Ethik
Als positives Beispiel nannte er die KI-gestützte Herstellung von Fleischersatzprodukten. Künstliche Intelligenz könne die Molekülstruktur von Fleisch analysieren und anhand der Ergebnisse ein ähnliches Produkt aus pflanzlichen Molekülen zusammensetzen, das in Konsistenz und Geschmack dem Fleischprodukt sehr ähnlich sei. Der Italiener Guiseppe Scionti hat auf diese Weise bereits 2021 ein Fleischersatzprodukt aus dem 3D-Drucker hergestellt, das allerdings noch nicht ausgereift ist. Das könne sich aber schnell ändern, so Timm.
Wichtig bei der ethischen Bewertung von KI sei die Unterscheidung zwischen „Narrow AI“, die für praktische, arbeitserleichternde Zwecke gedacht ist, und „General AI“, die dem menschlichen Geist ähnelt und eigenständig agiert. Generell sei eine der Hauptgefahren die zu erwartende Verbreitung von Fälschungen aller Art (Fake News, Bilder, Videos etc.) Da eine Demokratie vom Dialog und der Diskussion lebe, dürfe dies nicht durch KI übernommen, beschädigt oder verhindert werden, so Timm. Nach Berechnungen der Bank Goldman Sachs könnten durch KI weltweit 300 Millionen Menschen ihre bisherigen Jobs verlieren und müssten umgeschult werden. Das hätte neben den politischen auch psychologische Folgen: „Viele Menschen werden das Gefühl haben, überflüssig zu sein“, sagte Timm. Er gehe aber davon aus, dass nach einer Übergangsphase, in der KI bisherige Tätigkeiten effizienter mache, neue Tätigkeitsfelder entstünden, für die dann die Ressourcen zur Verfügung stünden. „Am Anfang jeder neuen Technologie gibt es Anpassungsprobleme, bis sich eine neue Rollenverteilung eingespielt hat“, sagte Timm.
Er formulierte einige Regeln für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz:
- Wir sollten uns damit vertraut machen und sie anwenden.
- Wir sollten ihr nicht hundertprozentig vertrauen, sie liefert zuweilen falsche Ergebnisse.
- KI sollte bei Entscheidungen und Einschätzungen nicht das letzte Wort haben.
- Jeder sollte sich auf eine durch KI mitgeprägte Zukunft vorbereiten – durch kritisches Denken, beruflicher Anpassungsfähigkeit und vor allem durch die Ausbildung kreativer, sozialer und kommunikativer Kompetenzen.
- Christliche Wertvorstellungen sollten bei der Anwendung der KI eine entscheidende Rolle spielen.
Praktische Tools
Danillo Cabrera von Hope Media Europe stellte in seinem Vortrag eine Reihe praktischer Anwendungen für Künstliche Intelligenz vor. Sie reichten von Video- Bild- und Musikgeneratoren über textbasierte Tools (wie Chat GPT) bis hin zu Avataren mit menschlichem Aussehen, mit denen man z. B. Kundengespräche führen könne.
Project Slam
In einem „Project Slam“ stellten Teilnehmende in Beiträgen von jeweils zehn Minuten Dauer ihre Projekte vor. Sie waren im Bereich Musik, Film, Marketing, Podcast, Comiczeichnen angesiedelt.
Einige Beispiele: Singer/Songwriter: www.shulami-melodie.de; Marketing: intou-content.de/; cookafrog.info/; Podcast „Der kleine Kampf“: https://open.spotify.com/show/23HNDzTxjoHjFKUlmrklY0
Media Day-Preis
Mit dem Media-Day-Preis wurde das der Filmmusikkomponist Manuel Igler ausgezeichnet. Er schrieb Musik für diverse TV-Werbespots und Serien im Hope TV (z. B. für Encounters, das Intro für die Mondscheinshow oder die Serie über das alttestamentliche Buch Daniel (manueligler.com).
Hope Media
Hope Media Europe betreibt u. a. den Fernsehsender Hope TV. Er gehört zur internationalen Senderfamilie Hope Channel, die 2003 von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in den USA gegründet wurde und aus mittlerweile über 60 nationalen Sendern besteht.
Hope TV kann unter anderem über Satellit, deutschlandweit im Kabel und im Internet über www.hopetv.de empfangen werden.
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