Besonders im Weinbau sorgt der Entwurf der EU-Verordnung „Sustainable Use Regulation“ (SUR) für Kontroversen. Jungwinzer und Jungwinzerinnen, die in sensiblen Gebieten arbeiten, fürchten um ihre Zukunft. Sie haben keine Perspektive, wenn quasi über Nacht ein pauschales Verbot von Pflanzenschutzmitteln umgesetzt wird, so die stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL).
„Keine Frage. Wir müssen nachhaltiger arbeiten, damit wir auch in Zukunft vom Weinbau leben können. Also reduzieren wir den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Schon lange. Aber doch nicht vom jetzigen Stand um 80 Prozent binnen sechs Jahren“, so die Jungwinzerin. Vielmehr müsse der Bezugszeitraum so gewählt werden, dass die Anstrengungen und Einsparungseffekte der vergangenen Jahre honoriert werden. Es brauche eine schrittweise Anpassung, damit die Betriebe, die qualitativ hochwertigen, regionalen Weine und die Kulturlandschaft erhalten bleiben, heißt es im BDL.
Das geht zum Beispiel mit verbesserten Sprühgeräten, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ein Minimum reduzieren. Oder durch die verstärkte Pflanzung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWI). Aber das braucht Zeit. Allein weil nicht genug neue Geräte für alle Weinbaubetriebe produziert werden, weil PIWIs wachsen müssen und ihre Vermehrungsflächen knapp sind, weil Pflanzenschutz in Ausnahmefällen nicht mehr mit Hubschraubern ausgebracht werden darf, weil jede Maßnahme detailliert begründet oder sogar genehmigt werden soll… „Statt pauschaler Verbotspolitik bedarf es einer gemeinsam erarbeiteten praxisnahen und unbürokratischen Strategie zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln", sagt Maike Delp.
Der BDL vertritt ökologisch und konventionell wirtschaftende Jungwinzer:innen. Sie befürchten durch das Totalverbot eine Art Zwangsenteignung durch die Hintertür, weil mit dem dann schwindenden Ertrag auch ihre Zukunft im Weinbau schwindet. Zwar wurde der Entwurf zur SUR angepasst, so dass in manchen Schutzgebieten biologischer Pflanzenschutz möglich sein soll – auch wenn dessen Nachhaltigkeit wie z.B. bei Kupfer strittig ist – in anderen aber nicht. Dafür sollen die Schutzgebiete noch einmal kategorisiert werden. „Das macht es nicht einfacher. Denn Schutzgebiet ist Schutzgebiet. Das schafft nur neue Ungerechtigkeiten“, stellt Maike Delp klar.
Für sie und den BDL liegt auf der Hand: „Wir brauchen angemessenen Pflanzenschutz und keine strikten Verbote. Die SUR muss den Weg zu mehr Nachhaltigkeit mit einem angemessenen Pflanzenschutz erleichtern. Darum fordern wir eine gemeinsame Strategie, die den Schutz der Umwelt, die Zukunft der Weinbaubetriebe und den Erhalt der regionalen Weinkultur berücksichtigt."
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